Guben: Für und heimlich eine Walei gebaut

140315gu
Alte Poststraße 15/16 mit Hohms Gasse und Gaststätte Hohms

Wohnhäuser mit Gewerbe und Hohm’s Gaststätte in der Alten Poststraße
Bärbel Böhme erzählt am Telefon: „Das ist die alten Poststraße 15 und 16. Das hintere Haus ist die Gaststätte Hohms mit Hohms Gasse, das vordere Haus gehörte Herrn Natke, dem Vater von Frau Dulitz, später Tille, von der Glaserei Dulitz. Ich bin in der Nummer 14 geboren. Mit Christian, Jochen und Ursel Dulitz bin ich aufgewachsen. Jochen baute dann die große Glaserei, Ursel lebt in Berlin und Christian hat ja das Foto eingesandt. Herr Natke hatte uns Kindern zu Ostern an der Neiße heimlich eine Walei gebaut, weil die Grundstücke bis an die Neiße gingen. Eine Walei ist eine Schräge, auf der Ostereier hinab gerollt wurden – ein altes Spiel. Im Keller, die kleine Tür ist neben dem Eingang gut zu erkennen, wohnte Korbmacher Kulbas mit seiner Frau. Den haben wir Kinder oft geärgert, weil er so viel Alkohol trank. Beide Häuser sind heute von der Suchthilfe genutzt, sie sind wunderschön hergerichtet.“
Christian Dulitz notiert auch zu seinem Bild: „Es ist eine Vorkriegsaufnahme. Sichtbar ist der ‘Dicke Wilhelm’, der unschwer den Standort dieser Gehäuse verrät. Das linke Haus Nummer 14 ist mein Geburtshaus. Da ich erst 1946 zur Welt kam, habe ich beide Häuser etwas anders in Erinnerung. Der Keller hatte die Aufschrift ‘Korbmacherei’. Die Simse waren größtenteils ab, der Putz großteils von Bombenexplosionen abgefallen. Auch das Schumacherschild ‘Helmig’ gab es nicht mehr. Die Kellerfenster hatten keine Laden mehr. Das ist eine Sommeraufnahme. Auf dem Vorderhof befanden sich eine Pumpe sowie Stallungen und nicht mehr genutzte Wohnräume. Auf dem Hinterhof gab es einen Pferdestall mit gemauerter Mistgrube, eine große Scheune und weitere Stallungen. Die Keller waren bewohnt und über fünf Treppen erreichbar. Die Wohnungen im linken seitlichen Anbau hatten über den Hof einen zusätzlichen Eingang. In einem Keller befand sich eine Räucherkammer, in einem anderen die Waschküche. Drei Außentoiletten befanden sich hofseitig. Das Haus ist irgendwann mal baulich verändert worden. Das erkennt man an der Eingangstreppe, deren Stufe links durch den Umbau verdeckt ist.“
Wolfgang Teske schreibt: „Die Hohle Gasse war immer durch Hochwasser gefährdet. Rechts der Gasse befand sich im Parterre eine Schuhmacherei, links daneben ging es zu Hohm’s. Eigentümer war Otto Hohm, später bis zum Verkauf an ‘Agape’ Familie Hohm. Der Sohn des Gastwirtes betrieb einen Sani­tärgroßhandel gegenüber der Fischverarbeitung. Auch der Keller des Hauses links war bei Hochwasser vollgelaufen und musste ausgepumpt werden.“
Vielen Dank allen für die interessanten Details! Ein Bild gewinnt Bärbel Böhme. Herzlichen Glückwunsch!