Rund um die Stadtmühle haben Forster noch Erinnerungen
Gerda Kubaschk schreibt: „Das Bild zeigt den Blick durch die Arkaden der Stadtmühle, Richtung Marktplatz. Das Haus war ja als Ruine gerade in der Serie abgebildet. Einige Leser hatten diese Arkaden auch beschrieben. Das Haus hinter dem Fuhrwerk gehörte Kopp & Mieser – es war ein Geschäft für Haushaltswaren und Gartengeräte. Ich hatte hier meine erste Gießkanne aus Blech bekommen, damals war ich gerade fünf Jahre alt. Diese Kanne hatte ich sehr viele Jahre, bis der Rost ihr ein Ende bereitete. Das hohe Haus war das Schuhgeschäft Max Elias & Sohn. Hier gab es Salamander-Schuhe, damals sehr gute Markenschuhe. Es war eines der besten Schuhgeschäfte der Stadt. Als Werbung gab es grüne Hefte mit Geschichten vom Salamander und Frosch, die allerhand Unfug machten. Ich sammelte diese Hefte. Selbst meine Tochter hatte sich die Hefte noch angesehen. Rechts auf dem Foto ist die Bank zu sehen, dahinter Apotheke und weitere Gebäude.
Noch einmal zurück zur Mühle. Als ich hier als Kind mit meiner Mutter vorbeilief, wollte ich unbedingt über die Mauer zum rauschenden Wasser blicken. Die Mauer war aber zu hoch, so dass ich meine Mutter anbettelte, mich hochzuheben, was sie auch tat. Auch das blieb mir gut in Erinnerung.“
Heinz Lüdecke schreibt: Dieses Foto entstand lange vor meiner Zeit. Ich glaube aber zu erkennen, dass es abermals der Bereich der Forster Stadtmühle ist. Ich bin ein echter Forschter Junge und interessiere mich sehr für die Geschichte unserer Stadt. So habe ich ein wenig recherchiert und da ich gute Kontakte zur heutigen „Mühle“ habe, stöberte ich in der Chronik der Forster Stadtmühle (mit Genehmigung der heutigen Besitzerin Rita Seibolt, Tochter des verstorbenen Hans Oppermann). Sie führt das Unternehmen im Sinne ihres Vaters erfolgreich weiter. Nun zum Foto,es könnte in der Zeit um 1920 entstanden sein und so zu der Zeit, als die Stadtmühle in den Besitz der Stadt Forst übergegangen war. Die Mühlenrechte der Stadtmühle Forst gehen bis auf das Jahr 1380 zurück. Johann III von Bieberstein ließ diese damals errichten. Etwa1800 wechselten die Stadtherren und auch die Mühle wechselte ihren Besitzer, bis sie Anfang des 19. Jahrhunderts in Besitz der Familie Rüdiger ging. Am 15.8.1919 kaufte die Stadt Forst die Mühle mit allen Rechten (inklusive Wasserrecht). Etwa 1920 wurden die Mahlanlagen stillgelegt und ein neues Gebäude mit einer Turbine konzipiert. Im September 1921 wurde die neue Wasserkraftanlage in Betrieb genommen und es konnten 16 Textilbetiebe mit Strom versorgt werden. Im Jahre 1932 ging die Stadtmühle mit Wasserkraftwerk in den Besitz der Eltwerke über. Bis in das Jahr 1964 wurde Gleichstrom erzeugt,danach wurde die Turbine verschrottet! Im Jahr 1999 wurde dann die Stadtmühle von Hans Oppermann erworben. Er begann unverzüglich mit der Rekonstruktion. Schon im Jahr 2000 war es soweit. Die Rekonstruktion war abgeschlossen und die Anlage konnte in Betrieb gehen. Im Jahr 2009 wurde dann noch zur Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit unter dem Gebäude eine ‘Fischtreppe’ errichtet. Abschließend kann noch erwähnt werden,dass die heutige Turbinenanlage ein Gesamtgewicht von 32 Tonnen aufweist und die Turbine eine Wellenleistung von maximal 320 KW hat. Übrigens besteht das schmucke Gebäude aus massivem Stahlbeton. Das Gebäude selbst wurde nach den Entwürfen des damaligen Stadtbaurates und Architekten Dr.Kühn errichtet.
Horst Kosuch griff zum Telefon: „Da ich 81 Jahre alt bin, kenne ich das Motiv noch persönlich. Im Hintergrund zu sehen ist ein typischer Plattenwagen dieser Zeit. Mit Produkten für die unterschiedlichen Tuchfabriken fuhren diese kreuz und quer zu den Fabriken durch die Stadt. Davor gespannt waren Pferde. Das war in den 30er-Jahren so. Weiter auf der Mühlenstraße erinnere ich mich noch an des Hutgeschäft der Geschwister Rotkegel. Rudolf Rotkegel war ein Widerstandskämpfer gegen die Nazis und wurde später der erste Nachkriegsbürgermeister der Stadt Forst. Auch an das Metallwarengeschäft von Kopp & Mieser habe ich Erinnerungen. Hier gab es Werkzeuge und Nägel, sofern es diese noch gab. Das Bild von leeren Regalen und Schubladen habe ich noch gut vor mir. Ganz wichtig ist bezüglich der Stadtmühle, dass die Turbine nur Gleichstrom erzeugte. Mit diesem Strom wurde das ganze Zentrum versorgt. So konnten die Bewohner des Zentrums keine Wechselstromgeräte nutzen und mussten beim Kauf auf Geräte, die für Allstrom ausgelegt sind, achten. Das war auch nach dem Krieg noch so. Erst Anfang 1960 wurde das Zentrum dank neuer Hausanschlüsse auf Wechselstrom umgestellt. Als Elektriker war ich bei dieser Umstellung mit dabei. Die Bewohner des Zentrums waren aber auch jene, die nach dem Krieg als erste wieder Strom hatten.
Gewonnen hat Horst Kosuch. Herzlichen Glückwunsch!
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