Guben: Wo es Eis für fünf Pfennige gab

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In unserer letzten Ausgabe hatten wir die Gubener Wallgasse, heute in Gubin befindlich, gesucht

Leser erinnern sich an die Historie der Gubener Wallgasse:
Mehrere Leser haben die richtige Lösung für unser Rätselbild der vergangenen Woche gewusst. Dazu gehört auch „Stammrätsler“ Arno Schulz aus Guben. Er schreibt: „Auf dem Foto fällt der Blick von der am Lindengraben beginnende Wallgasse über die Stadtschmiedgasse durch die Goldschmiedgasse zum Markt mit der Stadt- und Hauptkirche. Diese Gassen durfte ich nicht mehr kennengelernen, nur die Kirchenruine steht noch. Um sicher zu gehen, habe ich mir deshalb den Blickwinkel des damaligen Fotografen am Wochenende angesehen. Es blieb nur die Sichtachse zum Kirchturm, wie vorab beschrieben. Heute ist der Standort mit Wohnblöcken bebaut, und es deutet nichts mehr auf die alten Straßen und Gassen hin. Übrigens, eine Wollgasse gab es in Guben nicht, ebensowenig einen Goldschmied in der Goldschmiedgasse, zumindest nicht mehr in den dreißiger Jahren.“
Bärbel Koschack, ebenfalls aus der Neißestadt, schreibt: „Das Foto zeigt die Wallgasse in Richtung Stadt- und Hauptkirche. Sie ging vom Lindengraben über die Crossener Mauer und über die Stadtschmiedstraße auf den Markt beziehungsweise Rathausvorplatz. Das Einbahnstraßenschild steht in der Crossener Mauer in Richtung Stadthof. Der Name Wallgasse geht zurück auf die Stadtbefestigung, Bau der Stadtmauer. Damals bestand die Stadtbefestigung aus Wall und Graben. Der Graben wurde 1835 zugeschüttet und war bis 1899 ein Sandweg. Dann wurde er gepflastert und für Fuhrwerke freigegeben. Die später gepflanzten Linden gaben den Namen Lindengraben – erste Straße neben der Neiße rechts. Nach dem Wegfall der Stadtmauer entstand die Wallgasse als Verbindung zum Markt. In den Jahren 1932 – 1939 wohnten meine Eltern in der Stadtschmiedstraße 3, also ganz in der Nähe der Wallgasse, die sie sicher gegangen sind, um an die Neiße zu kommen. Im Mittelalter gab es in der Stadtschmiedstraße viele Schmiede zum Beschlagen der Pferde, die in die Stadt hineinkamen.“
Charlotte Kettmann aus Guben merkt folgendes an: „Keine der im Rätsel vorgeschlagenen Straße ist in Guben. Zu sehen ist stattdessen die Wallgasse (nicht Wollgasse). Vielleicht liegt hier ein Schreibfehler vor. Ich weiß es deshalb so genau, weil ich als Schulkind täglich durch die Gasse von der Schule zu meinen Großeltern ging. Die Wallgasse ging vom Lindengraben bis in die Stadtschmiedstraße und kreuzte dabei die Crossener Mauer (im Bild zu sehen Höhe Einbahnstraßenschild). Am Anfang der Gasse war der Kohlenhändler Putzkaztki und da, wo die Wallgasse anfing, gleich gegenüber befand sich damals die Eisdiele Eiko. Ich weiß noch, wie glücklich ich immer war, wenn ich fünf Pfennige bekam und mir ein Eis kaufen durfte. Das esse ich jetzt noch gern. Leider habe ich als Kind ganz selten eines bekommen, da ich es ganz schnell mit dem Hals bekam.“
Bernd Tornow aus Guben schreibt: „Das Foto ist die Wollgasse. Sie befand sich im heutigen Gubin. Leider kann ich Ihnen keine Details zur Kenntnis geben, da ich erst nach 1945 in Guben geboren wurde. Ich habe das Rätsel mit Hilfe des Buches „Guben Stadt und Land vor 1945” gelöst. Auf der Seite 118 ist dieses Foto abgebildet, aber mit der Straßenbezeichnung „Wallgasse ”. Diese bildete die Verbindung zwischen Lindengraben und Stadtschmiedegraben mit Blick nach Osten”.
Ich habe dann im Internet recherchiert. Dort gab es in einem Artikel Ihrer Zeitung vom 6.2.2015 folgendes zu lesen: „Von der Stadtschmiedstraße geht die Wallgasse ab über die Crossener Mauer bis zum Lindengraben“. Ich denke, dass sich hier ein Druckfehler eingeschlichen hat, und es muss Wallgasse heißen. Der Ursprung ist mir aber nicht bekannt und lässt sich auch aus dem Internet nicht herleiten. Leider ist diese kleine Gasse, heute in Gubin, nicht mehr wiederzufinden. Sie wurde im Zuge der Aufräumarbeiten nach dem Krieg, so denke ich, sicher abgetragen/eingeebnet.“
Gewonnen hat dieses Mal Charlotte Kettmann aus Guben.
Herzlichen Glückwunsch!