Ehemalige Kohlengruben überraschen mit erstaunlicher Vielfalt:
Klein Kölzig (trz). Um es vorwegzunehmen: Die Gegend um den Luisensee zwischen Klein Kölzig und Bohsdorf-Vorwerk hat was. Und zwar Mystik pur. Wer in der Dämmerung oder gar im Nebel in dieser Gegend unterwegs ist, könnte es durchaus mit der Angst zu tun bekommen. Alte Baumriesen hängen halb über dem schmalen Weg. Geheimnisvolle Geräusche dringen aus dem Schilf. Das Wasser erinnert eher an Kaffee und soll nach Zitrone schmecken. Dazu die abgestorbenen Bäume. Quasi die „Lausitzer Käuzchenkuhle“.
Menschen-Mystik
Jetzt haben sich rund 60 Naturfreunde in das mystische Areal um den Luisensee begeben. Eingeladen hat der Forster Geschichtsstammtisch, der sich mit der Heimatkunde im Altkreis Forst befasst. Experte Kristian Schmidt führte die Neugierigen rund um den Luisensee. Und wartete mit erstaunlichen Fakten auf. Denn die vermeintliche „Mystik“ ist ein Werk aus Menschenhand. Konkreter gesagt, das Überbleibsel des einstigen Grubenfeldes „Franz“ im Westteil des Muskauer Faltenbogens. Bereits im Jahr 1851 wurde dort begonnen, Braunkohle für den Eigenbedarf zu gewinnen. Zunächst „schwarz“, gab es erst fünf Jahre später eine entsprechende Genehmigung. Später pachteten die Forster Fabrikantenbrüder Rüdiger die Grube und bauten dort ihre Brennstoffe ab. Anno 1928 wurde der Betrieb eingestellt. Zurück blieben vier Mulden, die sich im Laufe der Zeit mit Wasser füllten. Zwei von ihnen ergeben den heutigen Luisensee. Der hat seinen Namen wahrscheinlich von der preußischen Prinzessin Luise. Doch ganz genau wisse man das nicht, sagt Kristian Schmidt.
Extrem sauer
Der Forstmann kennt sich im Faltenbogen aus wie in seiner eigenen Westentasche. Und weiß von so mancher Anekdote und Begebenheit zu berichten. Beispielsweise von dieser, dass der Luisensee mal trockengefallen war, man sogar durchfahren konnte. Erst nach dem Abschluss des Braunkohlenbergbaus im Döberner Raum, das war um das Jahr 1960, kehrte das Wasser zurück. Dieses wiederum präsentiert sich als extrem sauer. Messungen der BTU aus dem Jahr 2015 ergaben Werte um 2,9. Ursache bilden die im Nass gelösten Sulfat- und Eisenverbindungen, die im Zuge des Bergbaus ans Tageslicht und damit auch an die Luft gelangten. Kurioserweise blühen auf dem Luisensee weiße Seerosen. Normalerweise können diese Pflanzen erst ab einem pH-Wert ab 4 existieren. Kristian Schmidt sucht daher Freiwillige, die diesem Phänomen mal auf den Grund gehen.
Seit Juni 1995 ist das Areal auf 57 Hektar Naturschutzgebiet. Große Teile gehören der NABU-Stiftung „Nationales Naturerbe“. Der Luisensee selbst umfasst 7,5 Hektar. Hauptziel der Naturschützer ist es, die in die Bergbaufolgelandschaft zurückgekehrte Natur sich selbst zu überlassen. Zudem bildet das Feuchtgebiet aufgrund seiner vielfältigen Strukturen Lebensraum für viele selten Tier- und Pflanzenarten.
Rund um den Luisensee gibt es aber noch mehr zu entdecken. Beispielsweise den Marienberg, einen Endmoränenhügel, der es auf eine Höhe von immerhin 159 Metern bringt. Dort soll, glaubt man den Einheimischen ein Schatz versteckt sein. Dieser bestehe angeblich aus einem Leuchter und einem goldenen Tisch. Ob’s stimmt? Die Reaktion von Andreas Müller vom Team der Heimatstube Groß Kölzig: „Dazu sage ich nichts“. Jedenfalls sollen immer mal wieder Leute mit Hacke und Spaten in der Gegend gesehen worden sein. Bewiesen ist dagegen, dass es auf dem Marienberg um das Jahr 1560 eine hölzerne Kapelle gegeben hat. Dort wurde zweimal im Jahr Markt abgehalten. Heute ist davon nichts mehr zu sehen.
Ein besonders reizvolles Fleckchen Erde ist „Karges Ruh“, benannt nach einem ehemaligen Kneiper der nahen Bruchmühle. Der pflanzte Anfang des 20. Jahrhunderts Roteichen und Kastanien an. Zusammen mit dem bewegtes Relief sowie dem Wald- und Wasserreichturm entstand im Laufe der Zeit ein idyllischer Platz, den nur wenige kennen dürften.
Mit Stacheldraht eingezäunt präsentiert sich dagegen das alte Minol-Öllager zwischen Klein Kölzig und dem Luisensee. Dort soll es einen Ölsee geben, in dem sogar Fische leben. Ölsardinen sind es laut den Einheimischen aber nicht, sondern stattliche Barsche.
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