Die Rückkehr der Nashörner

170318 Reisen Nashorn
Diese Mädchen sind zwischen 2012 und 2014 im Schutzgebiet geboren, also echte Ugander. Es sind nahezu ausgewachsene Breitmaulnashörner, denen man in der weiten Savanne nicht so nahe kommen dürfte. Hier im „Riwa Rhino Sanctuary“ kennen sie von klein auf Menschennähe. Das Foto ist nicht mit Teleobjektiv, sonderen mit 60 mm Brennweite fotografiert Foto: J.Heinrich

Zu Fuß in der neuen Heimat der tonnenschweren Urbewohner Ugandas

Von Nairobi (Kenia) bis ins östliche  Uganda sind wir auf Straßen oder kaum befestigten Pisten gefahren. Den Weg zur Hauptstadt Kampala unterbrechen wir für ein spannendes Schutzprojekt: die Heimkehr der Rhinos.
Bis in die 1960er-Jahre gab es in Uganda etwa 100 Weiße Nashörner, bei uns meist als Breitmaulnashorn bezeichnet (im Gegensatz zum selteneren Spitzmaulnashorn, das wir in Kenia, Folge zwei, beobachtet haben). In  zwei  diktatorischen Jahrzehnten unter Obote und vor allem Idi Amin (bis 1986) litten Menschen, aber auch die Tiere. Kein Nashorn überlebte; das letzte Exemplar wurde 1982 erschossen.
2005 startete ein kühnes Wiedereinführungs-Projekt. Für zunächst drei Nashörner aus Kenia wurde ein Schutzgebiet von 70 Quadratkilometern eingezäunt. Als Geschenk aus den USA kamen zwei Tiere hinzu, und schon 2008 stellte sich das erste Baby ein. Heute gibt es (die Angaben sind sehr unterschiedlich) 13 Tiere. Bis zu 50 Individuen könnte das Areal vertragen, spätestens dann würde an eine Auswilderung in Nationalparks gedacht.
Aber soweit kommt es noch lange nicht. Seit 2010 ist „Ziwa Rhino“ für kleinste Besuchergruppen zugänglich. Ein unvergessliches Abenteuer!
Wir pirschen zu Fuß, was in Wild Life Safaris selten möglich ist. Ein Ranger, das Gewehr unter den Arm geklemmt, führt durch lockeres Buschwerk. Wo Bäume Schatten bieten, stehen gedeckt weitere Ranger. Ein paar Schritte noch um den Hügel – wir stehen gebannt: Kaum zehn Meter entfernt grasen zwei Rhinos. Nein, drei, vier sogar. Alle wenden uns den gewaltigen Hintern zu – graue Körperberge, die sich behäbig drehen. 3,5 Tonnen schwer können Rhino-Bullen sein. Die Köpfe sind tief gesenkt. Es ist noch früher Morgen, die Tiere malmen ihr heuartiges Frühstück. Die rundspitzen Ohren rotieren, das vordere Horn, leicht gekrümmt, ist als starke Waffe denkbar. Unzähligen Tieren, afrikaweit und heute sogar weltweit auch in Zoos, aber wird gerade diese Wehrkraft zum Verhängnis. Wilderer töten erbarmungslos und verkaufen das Horn vor allem in Asien als Potenzmittel und neuerdings in Vietnam als angebliches Krebsmedikament. Das Horn erreicht inzwischen doppelten Goldwert, womit die Gefahr für die Art weiter zunimmt.
Gütig und gewaltig wirken die Tiere auf uns. Wie tief unten ihre  Augen liegen! Erst in dieser Nähe fällt das auf. Nashörner sehen extrem schlecht, aber sie hören und wittern gut. Uns haben sie „verortet“, weil wir leise sprechen.
Die Dicken wollen ihr Frühstück mit einem Schluck Wasser beenden. In überraschend lockerem Trab (sie könnten 45 km/h schaffen!) überqueren sie eine Kreuzung und verschwinden hinter Büschen. Wir kürzen ab und treffen sie grasend wieder, jetzt schon wie alte Bekannte.  Babys gibt es auch im Park. Sich denen neugierig zu nähern, wäre indes  höchst riskant. So aber waren heute nur wir aufgeregt; die Dicken und ihre rund 100 Ranger und Verwalter kennen den Ablauf. Besucher tragen dazu bei, dieses edle Projekt zu finanzieren. Eine lohnende Sache für viele Einheimische, die damit Arbeit finden. Die bewaffneten Männer ziehen Uniformen mit durchaus friedlichem Sinn an. Das Geld, auch übrigens aus der EU, ist bestens angelegt.
Wir treffen mit anderen Reisenden zusammen und setzen die Fahrt nach Kampala fort. Rund 170 Kilometer südwärts sind das noch. Am Weg in einem Dorf essen wir am Stock gebratenes Fleisch und decken uns mit Ananas ein. Die frischen Früchte sind weniger zuckrig als die vom heimischen Supermarkt. – Die Hauptstadt wuselt in bunter Menschenmenge. Ruhe, fast Leere herrscht in Afrikas zweigrößter Moschee – nagelneu und  protzreich, aber auch kunstvoll-edel. Der libysche Gaddafi hat sie Uganda geschenkt. Gläubige, es sind wenige, bevorzugen aber eine der alten Moscheen. Zu reich stört die fromme Stille…