Spremberg. Die alte Mühle mit der Bleiche und Wohnhäusern

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Die Mühle gibt’s noch – als Garagen / Uraltes Foto erinnert ans Mahlen, an die Stromgewinnung und an Unglück
Das Wehr faszinierte unsere Leser, weil hier die Kraft unserer Stadt zu spüren ist.
Max Illing teilte uns am Telefon mit: „In dem Gebäude rechts betrieb Herr Heidenreich seine Elektrofirma. Hier wurden Trafos für das Legierungswerk repariert und auch noch andere Aufträge ausgeführt. Links ist die Mühle zu sehen. Hinter dem Wehr ist das Wasserrad zu erkennen.
Als Garagengemeinschaft Spremberg-Süd haben wir die Mühle in den 1980er Jahren abgerissen. Aus dem Material wurden Garagen. Über 400 haben wir errichtet. Die Mühle war sehr mächtig und ich hatte viel Angst und Sorge, dass beim Abriss etwas passiert. Die Leitung des Kreisbaubetriebes lobte uns später: ‘Was ihr mit Bau der Garagen geschafft habt, hätte unser Kreisbaubetrieb nicht geschafft.’ Darauf waren wir sehr stolz.“
Hans-Joachim Nevoigt schreibt: „Ein sehr altes Foto von der Stadtmühle mit sehr altem Mühlenwehr. Bis nach dem Krieg wurde die Mühle vom Besitzer Walter Jung betrieben. Das dazugehörende Wohnhaus ist noch etwas hinter dem Flachdachgebäude zu erkennen. Der Schornstein war in den 1930er Jahren nicht mehr da. Als Walter Jung die Mühle nicht mehr betreiben konnte, hat Heinrich Rauch von der Proschimer Mühle die Stadtmühle mit betrieben. Nach dem Brand der Mühle (das Flachdachgebäude an der Spree) in den 1970er Jahren war dann Schluss mit dem Getreidemahlen.
Das andere Gebäude am großen Schornstein wurde noch jahrelang als Lagergebäude genutzt. Unter anderem auch von der PGH „Fortschritt“.
Der ganze Mühlenkomplex wurde dann abgerissen. Wir hatten in unserer Stadt noch mehrere Getreidemühlen. Mühle Oberteschnitz Christian Löhr, Mühle Bregenzer Straße, Kurt Math, Mühle Noack, Cantdorf. Eine Ölmühle hatten wir auch in der Bergstraße, vor dem ‘Bergschlösschen’ der Familie Hartung.
Am rechten Ufer der Spree, wo die Wäsche zum Trocknen liegt, war mal eine Fahrradfabrikation der Marke „Stabil“ von Fa. Keitzel u. Co.
Helga Reichstein weis zu berichten: „Am 29. Oktober 1971 brannte die Stadtmühle nieder. Danach wurde sie nicht wieder aufgebaut. Die Straße hieß damals ‘An der Mühle’. Das neue Mühlenwehr ist seit dem 2000 in Betrieb.“
Manfred Gnida schreibt: „Solche Aufnahmen machte auch der Spremberger Fotograf Bernhard Franke zwischen 1890 und 1900. Abgebildet ist das Mühlenwehr mit seinen Bauten an der Hauptspree und einer heut kaum noch so betriebenen Arbeit im Bild am rechten Ufer. Es zeigt Spremberger Waschfrauen, die dort ihre Wäsche gewaschen haben und zum Bleichen auslegten oder über Gestelle hingen. Der Standpunkt des Fotografen ist in der Nähe einer ehemaligen Kahnanlegestelle, wo 1914 die Brüder Emil und Julius Kossack einen Kahnbetrieb eröffneten. Unter dem Namen „Kahn-Kossack“ war der Verleih beliebt, bis er 1936 eingestellt wurde.
Der Mühlenkomplex, außerhalb der ehemaligen Stadtmauer liegend, sorgte oft für Diskussion. Die Gebäude gehörten früher zur Mühle und waren Eigentum der damaligen Stadtherrschaft. Der Komplex dieser Mühle bestand aus einer Erbpacht. Um 1850 erwarb der Fabrikant und Kaufmann G. H. Pfotenhauer das Anwesen von den Erben. Tragisch endete am 29. November 1865 sein Leben, als er sich wegen einer Familientragödie, erst 46jährig, erschoss. Die Stadt kaufte 1866 die gesamten Anlagen, mit Spinnerei, Walkerei und Öl- und Schrotmühle. Später reichte durch Versandung der Spree die Wasserkraft nicht mehr aus und der Antrieb erfolgte ab 1870 mit Dampf und daran erinnert der Schornstein im Bild links. 1893 verkaufte die Stadt die Anlagen an den Rittergutsbesitzer Jung. Ein Brand vernichtete um 1893 oder 1894 den im Bild linken Gebäudeteil.“
Weiter erfahren wir: An die ehemalige Mühle erinnern in der Nähe Maschinenteile. Dieser Teil ging in das Eigentum der Mobil-Fahrradwerke C. Keitzel & Co. über, weshalb an einer Wand des Hauses die Firma zu lesen war. Aus jüngerer Zeit ist darin die Elektrofirma Urbandtke u. Heienreich bekannt.
Das Mühlenwehr wurde neu errichtet und mit einer Fischtreppe und Kahnschleuse. Der ehemalige Wäschetrockenplatz ist heut ein Teil des Schulhofes der Schule in der Wirthstraße.“
Günter Lohr schreibt: „Das Foto dürfte sehr alt sein, denn die Elektrifizierung geschah im großen Stil in den 20er-Jahren. Als neuer Antrieb wurde 1919 eine Turbine von der Firma Voith aus Heidenheim eingebaut. Diese Firma liefert heute weltweit ihre Turbinen. Das Wasserrad betrieb über Transmission die Mühle und einen Generator von 800 KW Leistung, der damals die ganze Stadt mit Strom versorgen konnte. Mich faszinierte die Technik. Man musste aufpassen, nicht in die Räder oder Riemen zu gelangen. Der letzte Unfall geschah 1969 oder 70. Da kam der Müller Handschak zu Tode. 1971 brach ein Brand aus. Bis Mitte der 80er-Jahre stand die Ruine. Den Schutt hat man dann genutzt, um die Löcher der Panzerwege durch den Wald zu verfüllen. Die Turbine steht als Denkmal flussabwärts.“