Großes Interesse an der Bürgermeisterwahl

Die fünf Forster Kandidaten stellten ihr Programm am Dienstagabend im Forster Rosengarten vor

 

DSC 48502
Keine Spur von Politikverdrossenheit. So sah die Diskussionsveranstaltung mit den fünf Forster Bürgermeisterkandidaten im Restaurant Rosenflair am Dienstag bereits eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn aus. Jeder, der danach kam, erhielt keinen Sitzplatz mehr

 

Forst (mk). Man stelle sich vor: Bürgermeisterkandidaten stellen sich den Fragen und eine halbe Stunde vor der Veranstaltung sind alle Sitzplätze belegt. Genau das passierte am Dienstag im Restaurant Rosenflair in Forst. Riesig war das Interesse der Forster zu erfahren, wer denn nun Bürgermeister werden will und was die Kandidaten bewegen wollen. Simone Taubenek (parteilos) hob vor allem ihre Verwaltungserfahrung hervor. Als Polizeidirektorin habe sie die Arbeit von 1400 Menschen zu verantworten, sagt sie. Mit Humor und Schnauze präsentiert sie sich. Zitat: „Geduld ist nicht mein zweiter Vorname“. Als Realistin zeigt sie sich beim Thema Industrieansiedlung. Ohne die Unterstützung von Landkreis, Land und Bund werde sich nicht viel bewegen, schätzt sie ein. Anstrebenswert ist eine Zusammenarbeit mit der BTU Cottbus-Senftenberg. So kann sie sich vorstellen, dass ein Institut in der Rosenstadt heimisch wird. Architekten bieten sich mit den Fabrikantenvillen- und Fabriken hervorragende Möglichkeiten, Nutzungsideen zu entwickeln. Auch das Thema „in Berlin arbeiten und in Forst wohnen“ fokussiert sie. Dafür müssen aber die Bahnverbindungen schneller werden. Beim Einzelhandel seien neue Ideen gefordert. In Wuppertal etwa sind alle Händler in einem Online-Geschäft miteinander vernetzt, gibt sie als Beispiel und bedauert, das in diesem Jahr kein Mitternachtsshopping stattfindet und erntet hierfür großen Beifall. Der Gärtnermeister Thomas Engwicht (parteilos) erklärt, dass der gefühlte Stillstand der letzten Jahre für ihn Anlass war, sich zu bewerben. Vom Forster Zentrum aus muss ein Impuls für die Wohnbebauung oder einer anderen funktionalen Bebauung ausgehen, fordert der vierfache Vater und will die Grüne Mitte vollendet wissen. Ebenfalls im Mittelpunkt seiner Arbeit würde er die Kriminalitätsbekämpfung setzen, damit sich die Forster sicher in ihrer Stadt fühlen. Zudem möchte er gemeinsame Aktivitäten zwischen dem Gymnasium und den Oberschulen ins Leben rufen. Aus seiner Sicht gibt es hier zu viele Streitigkeiten untereinander. Große Industrie nach Forst zu holen, ist für ihn eine Illusion. Fördermittel nicht nur für Wachstumskerne, Bildung und eine Wirtschaftsförderung die deutschlandweit unterwegs ist, um die Stadt und ihre Flächen vorzustellen, schweben ihm vor. Kulturell will er Brühl und die Biebersteiner stärker in den Fokus rücken.
Zum dritten Mal bewirbt sich Ingo Paeschke (Die Linke) um das Bürgermeisteramt. In die Waagschale legt er 20 Jahre Erfahrung in der Kommunalpolitik. Ziel des einstigen Berufssoldaten ist eine vernünftige Innenstadtbebauung. Einen Abriss ohne ein Konzept für danach lehnt er ab. Vieles werde aber vom Haushalt abhängen. Hier sind mit 40 Millionen Einnahmen bei genauso hohen Schulden keine großen Sprünge aus eigener Kraft möglich, schätzt er ein. Als Bürgermeister will er Wirtschaftsförderer Nr. 1 sein. Weiche Standortfaktoren wie Theater, Kino oder Universität könne die Stadt nicht bieten. Aber woanders zu arbeiten und hier preiswert zu leben, sei ein Fakt mit dem die Stadt wuchern könne. Kulturell möchte er die Wehrinsel stärker beleben. Ideen, etwa wie Störtebeker in Ralswieck auf Forst runtergebrochen werden kann, seien gefragt.
Rechtsanwalt Helge Bayer (CDU) möchte neue Impulse in die Stadt hineinbringen. „Ich bin Handler und will was umsetzen, statt Konzepte zu entwickeln“, sagt er. Im intakten Familienleben sieht er ein Mittel gegen den demografischen Wandel. Industrie herzuholen ist für ihn eine leere Worthülse. Forst habe nicht die Anziehungskraft wie Potsdam und Dresden. „Nur wenn die Innenstadt für uns selber attraktiv ist, kann sie auch für andere attraktiv werden“, sagt er. Der Standort biete aufgrund seiner guten Lage zwischeh den Großstädten viel Potenzial, schätzt er ein.
Aimo Bartel (parteilos), Produktionsmanager für Kunststofftechnik lebt seit sechs Jahren in Forst. „Was war Forst? Was ist Forst? Was könnte aus Forst werden? Diese Fragen stellt er in den Mittelpunkt. Vor allem in der Wirtschaft sieht er die Möglichkeit, Menschen eine Perspektive in der Stadt zu bieten und Zuzug zu generieren. So wirbt er für ein Zuzugsprogramm, das nicht nur die Wirtschaft sondern auch Ärzte und Lehrer betrifft. Mittels Studenten, die hier wohnen, sieht er Möglichkeiten, Startup-Unternehmen in Forst zu ermöglichen. „Die Industriegebäude und die Villen sind nicht im Zustand, um plattgemacht zu werden“, sagt er. Sein Motto ist Machen, erklärt er und sieht die Stadt als Firma an. Die Forster selbst fragten auch nach. Was tun gegen den Lehrermangel? Warum ist nachts kulturell oft tote Hose in der Stadt? Wie soll mit den Ortsteilen umgegangen werden? Wie stehen sie zum sorbischen Siedlungsgebiet? Werden sie die acht Jahre durchhalten? Wird der Kinder-und Jugendbeirat eingebunden? waren die Fragen. Alle Kandidaten erklärten, bester Gesundheit und topfit zu sein. Die Ortsteile und den Kinder- und Jugendbeirat wollen alle einbinden und Lehrer sind Ländersache, sagen die Kandidaten. Was die Kultur betrifft, hat Simone Taubenek eine passende Antwort parat: „Man muss auch hingehen, wo was los ist“.
Alle fünf Kandidaten sind am 14. März um 18.30 Uhr im Forster Kompetenzzentrum sowie am 8. April von 10 bis 13 Uhr im Haus der Musik- und Kunstschule Forst (Kleine Amtstrasse 1) erneut anzutreffen .