Neue Bilder auf Papier sind Skizzen malerischer Bilanz / zwei Ausstellungen in Branitz und der Cottbuser Innenstadt.
Cottbus (h.) Günther Rechns Kunst hat hohes Ansehen. Dass er – übrigens ebenso wenig wie Carl Blechen – nicht im gleichfalls um Ansehen bemühten Kunstmuseum seiner Stadt gezeigt wird, ist Teil des Zerrbildes dieser Gegend. Immerhin fügt es sich dank solchen Ungemachs, dass dem Künstler zum 75. Geburtstag zeitgleich zwei Ausstellungen gewidmet sind: 45 Werke präsentiert die Stiftung Branitz im Marstall (dort nahe bei Blechen), weitere 30 mitten in Cottbus in der Sparkassenhauptstelle. Am Gründonnerstag gab es also an einem Tag zwei Vernissagen für den selben Künstler. Witzig ist das nicht. Möglich offenbar doch. Die Häppchen, heißt es, waren bei der Sparkasse besser. Dort hängen die großformatigen, farbintensiven Bilder mitten im Schalterraum und im Gang der ersten Empore. Es sind hier Malereien in Acryl auf Papier. Skizzenhafte Linien, mit denen Rechn hauchzart jedes Bild beginnt. sind hier dick über das Motiv gepinselt wie ein späteres Nachdenken über das gestaltete Thema. „Aufbruch zum Maskenball“ oder „Wer gibt den Ton an“ heißen solche Werke, heftiger noch „Totenschiff“ oder „Maskerade“. Rechn spricht mit seiner Zeit und nimmt den Pinsel nicht vor den Mund.
Während die Bilder auf Papier überwiegend 2018 und 2019 entstanden, versammelt Branitz nebst Kleinplastiken Geöltes auf Leinwand. Natürlich Rechns Tiere, für deren Momentaufnahmen aus der Bewegung vornehmlich sein zeichnerisches Schaffen bekannt ist; auch Stillleben, Städtebilder und Impressionen aus dem Park. Schon vor Jahren sei eine Ausstellung vereinbart worden, sagt Stiftungsdirektor Gert Streidt, und er verhehlt nicht, dass Rechn ihn mit dem „Pückler im Park“, einem gleichsam schwebenden Genius auf Stelzen mit rotem Fez, überrascht und begeistert hat. Wie im Traum hingeworfen erscheint diese treffliche Figur, und so behält Laudator Herbert Schirmer schon diesen neuen Bildes wegen Recht: „Rechn ist und bleibt ein Figurenmaler“, was keine trotzige Selbstbehauptung ist, sondern sagt, dass der das eben auch kann.
Kraftvolle Farbereignisse, oft mit Witz und Schalk, nennt Schirmer (letzter DDR-Kulturminister) Rechns Bilder. Aber die können auch zurückhaltend, geradezu
andächtig sein, wie in der Bildreihe „Spaziergang durch Branitz“ (Öl auf Leinwand) von 2005.
Geradezu mystisch wirkt „Park am Morgen“ (Öl auf Leinwand) von 2013. Da ist der Wahllausitzer, der auf Burg Giebichenstein sein Handwerk erlerne, beim Grünen Fürsten, bei Pückler also, angekommen.
Aber vereinnahmen lässt er sich wohl selbst von dem nicht. Der Rechn, der hat, so will es scheinen, noch allerhand vor.
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