Szenen eines langen Bühnenlebens und frische Utopien der jüngsten Zuschauer.
Senftenberg. „Happy Birthday, altes Haus“ hieß die szenische Collage, mit der sich die neue Bühne zusammen mit ihren Sponsoren und treuesten Besuchern letztes Wochenende feierte. Und wie das so ist mit dem beginnenden Greisenalter: Die Kindheitserinnerungen treten grell und plastisch hervor. Im Falle Stadttheater Senftenberg – so hieß das damals – war das die Agit-Prop-Dramatik des frühen Heiner Müller. Die Brigade spielte fantastisch, aber im Publikum konnte kaum jemand etwas damit anfangen. Selbst Brigitte Reimanns „Linkerhand“-Träume (tief überzeugend mit Marianne Helene Jordan) sind heute schwer zu vermitteln. Manuel Soubeyrand (Regie) hangelte sich mit seinen Reminiszenzen an „Theater der Zeit“-Belobigungen entlang, ließ seinen Vorgänger Sewan Latchinian per verlesener Grußbotschaft zu Wort kommen, erinnerte an Theater-Retter Heinz Klevenow und blendete auch Biermann und Gundermann ein. Dass das Theater einst zur puren Lust der schwer schuftenden Kumpels aus dem Boden gestampft wurde (bis zu 40 Inszenierungen jährlich, meist Lustspiel, Operette und Klamauk) kam nicht so recht zum Tragen. Immerhin erheiterten Jan Mixsa und Mirko Warnack mit ihren frech gedichteten und munter musizierten Moritaten.
Gekonnt eingespielt wurden die Visionen von Theater-Kindern – quasi Arbeitsaufträge für künftige Dramaturgen und Regisseure. Fast noch weiter wagte sich Soubeyrand gleich am Anfang kabarettistisch: Senftenberg wurde da nach weiteren 75 Jahren zum kulturellen Mittelpunkt Deutschlands und das benachbarte Cottbus zur bedeutungslosen Museumslandschaft. Der Intendant des Staatstheaters, Stefan Märki, anwesend aber nicht begrüßt, mag geschmunzelt haben.
Gefreut hat sich das Geburtstags-Ensemble über wertvolle Geschenke: Einen Flügel aus der Löbauer Pianofabrik August Förster spendierten der Landkreis, die Sparkasse, der Förderverein der Bühne und die Stadtwerke gemeinsam. Die KWG schenkte eine digitale Info-Stele, die künftig am Hafen für das Theater wirbt, wo vielleicht auch die 30 Theater-Liegestühle der Genossenschaft „die Senftenberger“ Platz finden. Bürgermeister Fredrich stiftete dem Theater eine Buche und „Scharfes Gelb“ sorgte mit einer limitierten Auflage von Whiskey-Eierlikör für anhaltenden Gute-Laune-Pegel. Um den ist ohnehin keinem der Freunde dieser gut aufgestellten neuenBühne bange. J. Hnr.
Weitere Beiträge aus dem Seenland finden Sie hier!
Schreibe einen Kommentar