Es fällt schwer, zumal ohne Weihnachtmärkte und die damit gleich (welche Unvernunft!) gestrichenen Einkaufssonntage, die vorweihnachtliche Behaglichkeit zu finden. Ältere alleinstehend Menschen fühlen sich wie Eremiten abgesperrt, Jüngere sind wegen vieler Maßregeln familiär und in den Firmen überlastet, andere gehen entnervt auf die Straße. Proteste überall und an allen Tagen, besonders im Osten Deutschlands. Kommentiert wird das mit „Misstrauen gegenüber der Politik aus Erfahrung“. Kein Wunder – „die kommen ja aus der Diktatur“. Wer so bewertet, was wir jetzt draußen sehen, spricht halb wahr. Der Begriff „Misstrauen“ stimmt. Es richtet sich gegen „Die da oben“, die nach jener „Diktatur“ großes Vertrauen allzu schnell verspielt haben. Das Sprichwort sagt: Gebranntes Kind scheut das Feuer. Und diese Demonstranten, die sich nicht ausdrücklich wegen des Impfens gefunden haben, sind überwiegend „gebrannte Kinder“, haben Zerstörung erlebt und zumeist Brüche in ihren Biografien ertragen müssen, für die sie selbst, aber nicht allein verantwortlich sind. Dass dieses Phänomen der Demonstration von Ohnmacht ihnen jetzt ganz gern als „Rechtes Denken“, als Nazi-Geste ausgelegt wird, macht die Wütenden noch wütender. Die Situation schlittert mancherorts, in Cottbus zum Beispiel, ins Uferlose, weil Zuständige nicht miteinander, Nichtzuständige aber ungehemmt übereinander reden. Die Gutmenschen haben die AfD als Übeltäter ausgemacht, eine Partei, die, zugegeben, skurrile Bannerträger aber eben auch sehr, sehr viele Stimmen von Wählern aus allen Schichten hat. Wohl auch manche aus den Kreisen der „gebrannten Kinder“, die von jenem Verein, der die Diktatoren beerbte und sich Links nennt, keinen Beistand mehr zu erhoffen haben. Ein fast erheiterndes Spiel, wenn es nicht den Todesschatten trüge – gegen das Impfen, das mit dem Zwist nichts zu tun hat, aber Überleben bedeutet. J.H.
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