Am 13. Januar 1897, vor 125 Jahren also, unterzeichnete eine in Cottbus wenig angesehene Frau, 72 Jahre alt, ihr Testament. Gut 500 000 Mark (nach heutiger Kaufkraft über drei Millionen Euro) stiftete sie wohltätig für bedürftige alleinstehende Mädchen und Frauen dieser Stadt. Zwei Tage später starb sie – Auguste Löber, geborene Feige. Sie wohnte bis zu ihrem Tode im elterlichen Haus am Markt 14 (heute Altmarkt) unmittelbar neben dem Rathausgässchen.
Die Auguste-Stiftung hilft bis heute jungen Frauen in der Ausbildung, im Berufsstart oder bei der Gründung eines Hausstandes. In DDR-Zeiten wegen fehlender Rechtsgrundlagen aufgelöst, bekam die Stiftung in den 1990er Jahren ihr Vermögen zurück. Am 24. September 1998 konstituierte sich wieder ein Kuratorium mit zeitgemäßer Satzung.
Wer war diese außergewöhnliche Lausitzer Stifterin?
Auguste Feige ist 1824 als einziges Kind des Schankwirts Johann Samuel Feige und seiner Frau am Markt geboren. Sie heiratete 1856 den aus Osterburg stammenden Kaufmann Wilhelm Löber, der ihr zunächst kein Glück brachte. Als Konkursverwalter veruntreute er Geld und landete im Cottbuser Gefängnis. Seine Frau hielt zu ihm, besuchte ihn oft und beglich, nachdem sie vom Vater und zwei Schwestern reich geerbt hatte, allen Schaden. Das Paar war nun wohlhabend, wurde aber von der Gesellschaft geschnitten. Auguste Löber betrieb am Markt eine Mineralwasserproduktion, kochte für Arme und war vielfach hilfreich. Ihr Ansehen in bürgerlichen Kreisen verbesserte das nicht, aber im Volk kursierte der Satz: „Geht dein Geld zur Neige, hilft Auguste Feige.“ Und sie half weit über ihren Tod hinaus Frauen, die verstoßen waren – so wie sie selbst sich fühlte. 30 mietfreie Wohnungen nebst Gesellschaftsräumen entstanden für „evangelische Mädchen und Witwen besserer Stände, die sich zur Kirche halten“ in dem am 30. Juni eingeweihten prächtigen Stiftshaus in der Inselstraße, die an dieser Stelle seit 1905 Feigestraße heißt. Zum Stiftungsvermögen, das sich bis 1940 durch Spenden anreicherte, gehörten noch weitere Immobilien. Im Haus in der Feigestraße, das zu DDR-Zeiten Altersheim war, ist seit 2003 das Unternehmen Reha-Vita eingemietet.
Nach dem Krieg hatte es zunächst kein Kuratorium mehr gegeben und das Stiftungsvermögen und alle Aufgaben fielen an des städtische Sozialamt. Der damalige OB versuchte die Auflösung der Stiftung zu erreichen, weil sie „bessere Stände“ und religiös gebundene Menschen bevorzuge. Die Landesregierung lehnte den Antrag ab, aber 1955 handelte die Stadt eigenmächtig. 43 Jahre vergingen, bis altes Recht hergestellt war.
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