Ein vertrautes Cottbuser Motiv: Der Enkebrunnen. Aber wann stand der Brunnen wo?
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus ordnet die Dinge genau: „Am 14. Juli 1929 fand die feierliche Einweihung dieses Brunnens statt. Er stand zuerst auf dem heutigen Rudolf-Breitscheid-Platz, der bis 1946 Königsplatz hieß. Dieses Schmuckstück wurde von einem Cottbuser gestiftet. Es war der Verleger, Inhaber der Geschäftsbücherfabrik und Großdruckerei Otto Enke. Die Cottbuser nannten deshalb den Brunnen nach dem Stifter ‘Enkebrunnen’. Die Bronzefigur wurde als Tänzerin bezeichnet, obwohl deren Schöpfer, Wilhelm Gerstel, sie als ‘Schwebende’ benannt hatte, dazu die wasserspeienden Fische.
Auf dem Bild lehnt ein Fahrrad an einer niedrigen Mauer. Die gehörte zu einer Treppenanlage, die in den Untergrund führte. Dort war mit der Wasseranlage des Brunnens eine von zwei Seiten zugängige öffentliche Toilettenanlage hergestellt worden. Die Cottbuser nannten sie scherzhaft ‘U-Bahn’.
In den 1930er Jahren musste die Verkehrsführung am Fuße des Spremberger Turms ausgebaut werden. Dabei setzte man den Enkebrunnen auf den westlichen, vorderen Teil des Kaiser-Wilhelm-Platzes, des heutigen Brandenburger Platzes, umrahmt von Blumenbeeten. Mit dem Bau von Heizleitungen in der Stadt verlor der nicht mehr funktionstüchtige Brunnen seinen Standplatz. Er fand in der Nähe des Carl-Blechen-Denkmals im gleichnamigen Park einen stillen Standort.
Der aufwändig restaurierte Brunnen wurde am 13. Juni 1997 auf seinem angestammten Platz, dem Rudolf-Breitscheid-Platz, wiederaufgebaut.“
Michael Max aus Cottbus findet: „Ein feines Rätselbild vom Enkebrunnen. Die Perspektive der Aufnahme irritiert. Ist es der Standort auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz? Oder stand der Brunnen schon einmal auf dem jetzigen Breitscheidplatz? Ich erahne den Eingang zur ‘U-Bahn’. Den Platz haben wir (Gartenbauunternehmen Max) im BuGa-Jahr 1995 komplett neu gestaltet. Die damals gepflanzte Blutbuche hat sich beachtlich entwickelt, ebenso die Linde. Ich tippe auf die frühen 30er Jahre, das Denkmal der Erhebung ist noch nicht zu sehen. Um 1970, denk’ ich, war der schöne Kastanienbestand auf dem Spremberger Wall nicht mehr vorhanden – nach der Wende schon gar nicht.“
Sabine Mischok aus Cottbus, Sanzebergstraße, reimt wieder: „Die Aufnahme stammt sicherlich / aus den 30er Jahren, schätze ich. / Enke-Brunnen am Breitscheidplatz, / hinten Grün, ein wahrer Schatz. / Die Kleidung sieht nicht grad heutig aus. / Die Deutsche Bank nutzt jetzt das Haus.“
Eine ganz persönliche Sicht hat Holger Blümel aus Kolkwitz. Auch er tippt A und fügt hinzu: „Neben dem Enke-Brunnen stehen Männer mit der typischen Beinbekleidung (Hosen) jener Zeit. In der Anlage übersende ich Ihnen ein Bild von Schülerinnen der damaligen Mädchen-Hindenburg-Mittelschule Cottbus in der Kaiser Friedrich-Straße, jetzt Karl-Liebknecht-Straße. Die Mädchen, links meine Mutter, waren beim Zeichenunterricht und man sieht hinter ihnen den Enke-Brunnen am damaligen Kaiser-Wilhelm-Platz, jetzt Brandenburger Platz. Das Bild stammt aus der Mitte der 1930er Jahre. Die Fassade des auch zu DDR-Zeiten als Schule genutzten Gebäudes der damaligen Mittelschule ist heutzutage der repräsentative Eingang zum Blechen-carree”.
Rainer Wollmann vom Tannenweg aus Kolkwitz-Hänchen meint: „Über den Enkebrunnen wurde schon sehr viel veröffentlicht. Ich hatte bereits im Februar in ‘Der Märkische Bote’ ausführlich über den sehr schönen Brunnen geschrieben. Ergänzend möchte ich erwähnen, dass der Brunnen durch Vandalismus 2016 so sehr beschädigt wurde, dass eine Instandsetzung notwendig wurde, die volle zwei Jahre in Anspruch genommen hat. Leider sind der oder die Täter nicht festgestellt worden. Im Sommer 2018 konnte der Brunnen wieder in Betrieb genommen werden. Es ist zu hoffen, dass nicht wieder Beschädigungen vorkommen.“
Günther Biallas aus der Louis-Braille-Straße in Cottbus weiß: „Das Bild zeigt den Enke-Brunnen. Natürlich wurde dieses Schmuckstück von einem Cottbuser gestiftet. Es war der Verleger, Inhaber der Geschäftsbücherfabrik und Großdruckerei Otto Enke. Das Bild ist nach der Wende entstanden (Stimmt leider nicht.). Denn vorher war neben dem Brunnen der Eingang zu den unterirdischen Toiletten. Gegenüber Das große Gebäude ist die heutige Deutsche Bank.“
Ganz anderes sieht das G. Peschank. Er mailt: „Das Bild zeigt uns den Haltestellenbereich der Straßenbahn am Spremberger Turm. Ich habe festgestellt, wenn auf Denkmale der Kaiserzeit bzw. des Dritten Reiches Bezug genommen wird, wird die entsprechende Angabe ignoriert oder in Unkenntnis nicht behandelt. (Was in diesem Falle sicher nicht zutrifft.)
Wir sehen den Baumbestand vom Spremberger Wall mit Kronenhöhen von ca. 4.5 Meter und zehn Meter Breite. Beidseitig standen Kastanien und in geringen Abständen Bänke zur Erholung in grüner Natur. Der Spremberger Wall wurde gerodet zugunsten der neu angelegten Stadtpromenade. Das erhabene Bild mit Natur pur sehen wir heute, wenn wir der Straßenbahn zum Berliner Platz folgen.“
Auch Jürgen Klingmüller aus der Cottbuser Willy-Brandt-Straße schreibt vom Grün: „Den üppigen Baumbestand im Hintergrund (früherer Stadtwall) gab es schon seit 1945/46 nicht mehr. Da wurde nämlich das ‘Denkmal der nationalen Erhebung’ abgetragen und die schönen Kastanien gleich mit. In dem imposanten Gebäude befand sich zur Zeit der Aufnahme die “Commerz- und Privat Bank” und nach 1945 die Deutsche Notenbank. Mit der Straßenverbreiterung in Richtung Sandow wurde der sogenannte Enkebrunnen auf den Breitscheidplatz umgesetzt.“
Auch Klaus Reiter überlegt: „Dreißiger Jahre müsste es sein, da standen noch die Bäume des Spremberger Walls. Wären es die 70er, könnte man die Mokka-Eis-Bar sehen und damit fällt C aus. Dieser Kaiser-Wilhelm Platz wurde in den Jahren 1903 bis 1904 im französischen Stil angelegt. Am 4. Juni 1904 wurde diese schmucke Anlage der Stadt übergeben. Auf Empfehlung des damaligen Oberbürgermeisters Paul Werner wurde die Anlage mit vielen Kübelpflanzen (Bananen, Agaven) ausgestattet. Der Enkebrunnen wurde vom Verleger Otto Enke gestiftet. Der Entwurf stammt von Prof. Gerstel, gebaut wurde er von Zeidler und Wimmer aus Berlin. Feierliche Einweihung war am 14.7.1929, also vor fast 100 Jahren. Leider wurden Fische gestohlen und die Schwebene beschädigt. Heute steht der Brunnen auf dem Rudolf-Breitscheid-Platz. Durch Mittel vom Rotary Club konnte er aufwändig restauriert werden und am 13.6.1997 von der Enkelin und einem Enkel des Stifters eingeweiht werden.
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