Allenthalben war am Sonntagabend ein erleichtertes Aufatmen zu spüren, dass nicht einer der sieben Kandidaten gleich den Durchmarsch geschafft hat. Das heißt: In aufgekratzter SPD-Runde wäre das schon ganz gut angekommen. Tobias Schick hat einen sauberen Wahlkampf geliefert, und Platz eins erreicht. Er wird sich im nächsten Monat mit Lars Schieske zu messen haben, dem blonden Familienvater und Landtagsabgeordneten von der AfD. Rot gegen Blau oder Schick gegen Schieske? Die Kommentatoren und Parteisprecher aller Couleur, tun sich schwer, das auseinander zu halten.
Immerhin hat Cottbus sich und seinem Umland ein Beispiel für praktische Demokratie geliefert. Sieben Kandidaten stellten sich mit sehr unterschiedlichen Ansätzen den Wählern. Jenen fünfen, die nun “aus dem Rennen” sind, sollten alle, vor allem die Stadtverordneten und deren Gremien, zunächst danken und sich bemühen, die klugen Ideen nicht vom Winde verwehen zu lassen.
Wie aber kann das vorliegende Ergebnis für die Cottbuser Zukunft wirken? Da bleibt guter Rat noch teuer. Cottbus hat, wie alle Kommunen im Land, einen mühsamen Weg vor sich. Mehr als 46 Prozent der Bürger haben sich gar nicht beteiligt an dieser Wahl, die doch als so enorm wichtig für den gelingenden Wandel postuliert wurde. Das heißt, der Wahlsieger konnte deutlich weniger als 20 Prozent der wahlberechtigten Cottbuser für sich begeistern, der Zweitplatzierte noch nicht einmal das. Kraftvolles Durchstarten in eine dynamische Ostseestadt mit glanzvoller Universität, blühender Kultur und tollen Arbeits- und Wohnmöglichkeiten braucht deutlich mehr Rückhalt.
Den haben derzeit auch die Rathäuser in anderen Niederlausitzer Kommunen nicht. Die Unzufriedenheit mit der Berliner Politik schlägt sich in allen Lebensbereichen nieder. Und auch das Polarisieren vor Ort bremst die Menschen aus. Die Stichwahl im Cottbuser Oktober ist jedenfalls noch längst nicht entschieden. J.H.
Weitere Kommentare finden Sie hier!
Schreibe einen Kommentar