Auf den Dorfangern liegen neue Kränze an den Ehrenmalen. Die wurden zumeist einst von Kriegervereinen errichtet und dann über Jahrzehnte nur wenig beachtet. Krieg und Verlust waren kein Thema. Nicht hier und nicht unmittelbar. Das hat sich geändert. In mehreren Cottbuser Stadtteilen und Dörfern rundum gedachten überwiegend jüngere Männer der Gefallenen. Kommt wieder Ordnung in Generationengefüge?
Friedliches Leben endet an Orten, die den Wunschzustand im Namen tragen – auf FRIED-Höfen. Zu ihnen führen unsere Wege an diesem Sonntag, dem Ewigkeits-Sonntag oder auch Totensonntag. Aber während das Interesse am Volkstrauertag und den Kriegsgräbern leicht zunimmt, lässt das an den Gräbern der im Frieden Verblichenen merklich nach. Gesprochen wird wenig darüber, aber einmal im Jahr, eben an diesem Ewigkeitssonntag, fallen die großen Lücken auf, die heute die meist vor etwa hundert Jahren angelegten Friedhöfe aufweisen. Sicher, wir sterben gottlob heute viel später als noch in den Nachkriegsjahren des Ernährungs- und medizinischen Mangels. Aber am Ende findet doch auch jetzt ein jeder seine Ruhe. Dass er kaum auf Andacht oder Grabpflege rechnen darf, gehört zum allgemeinen Werteverlust, der in aller Stille viele Lebensbereiche betroffen hat. Flüchtig und kaum noch mit Bindung an den Ort eilen die Jahre des Glücks dahin. Materiell Verpflichtendes, väterliche Gepflogenheiten und leider auch eigene Kinder halten nur auf im Rausch von Konsum und Comedy. Die Mehrheit unter uns lebt im Überfluss, ohne sich dessen bewusst zu sein. Natürlich darf es niemand der scheiternden Politik als Erfolg zurechnen, dass angesichts des nahen Krieges und der Inflation ein Umdenken beginnt.
Mit dem Ewigkeitssonntag endet das Kirchenjahr und auch das Kalenderjahr beugt sich schüttern. Unser Alltagstempo drosselt sich allein durch die Kürze der Tage. So bleibt in mancher Stille die Muße, brüchige ZuFRIEDENheit zu hinterfragen. J.H.
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