Das Kaiserhof-Gelände in Forst bot noch niveauvolle Abwechslung – 2004 wurde alles abgeräumt.
Die Aufgabe war diesmal nicht leicht, denn schon die muntere Kinderschar im Vordergrund belegt: Wir sind wieder auf Zeitreise, mehr als 100 Jahre zurück im Lausitzer Land und – richtig, in Forst angekommen, der prosperierenden Stadt, die damals das Manchester der Lausitz hieß und sich gerade anschickte, als Stadt der Rosen Furore zu machen. Viola Schiemenz aus Forst schreibt uns: „Das Rätselbild zeigt die Sorauer Straße. Hier befand sich der Kaiserhof. Später befand sich hier ein Kino – die Bahnhofslichtspiele. In den 1970er Jahren wurden die Sotschi-Bar und das Kino-Café eröffnet.“ An dieses Kino erinnert sich auch S. Sachse sehr gut, der diesmal mailt: „Das Bild erinnert mich an ein einzigartiges Studiokino, das Kino-Café in Forst. In den 1960er Jahren kam diese Kinoform in Mode, wahrscheinlich direkt gefördert vom auch sonst sehr aktiven Bezirkslichtspielbetrieb, der übrigens im späteren Cottbuser Café DoppelDeck zu DDR-Zeiten die neu eingesetzten Filme voraufführte, wo Journalisten sich eine Meinung bilden und dann die Filmwerbung unterstützen konnten (oder auch nicht). Die Kino-Cafés wurden aber meist halbherzig in kleinen Zimmern neben den eigentlichen Kinosälen geführt. Einzig Forst ist mir aus der ganzen DDR bekannt für ein konsequentes Kino-Café mit kompletter guter gastronomischer Versorgung während des ganzen Filmes. Manchmal störte das hektische Abkassieren kurz vor Filmende. Aber die Einrichtung war im Ganzen erstklassig, zeigte alle aktuellen Filme, bot bisweilen auch Rahmenprogramme, und es gab auch Brigadefeiern mit Film plus Gastronomie. Mir ist nicht bekannt, dass es jetzt solch ein Studiokino in der Qualität wieder gäbe. Gern würde ich mir widersprechen lassen.“
Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg erklärt die städtebauliche Situation: „An die Zeit dieser Aufnahme kann ich mich natürlich nicht erinnern, liegt sie doch zu
lange zurück. Erinnerungen habe ich aber aus der jüngeren Zeit, da mir Gebäude wie der Bahnhof, das Hotel ‘Textil’, das ehemalige Kino und die Sotschi-Eisbar in der Sorauer Straße, zu Zeiten der DDR Cyrankiewiczstraße, in Forst bekannt sind. Hinter der Villa im Vordergrund befand sich ursprünglich das Hotel ‘Kaiserhof’ mit seinen Anlagen. Durch damalige Kriegseinwirkung wurde es nicht ganz zerstört und der noch bestehende Saal von Schutt befreit und für eine neue Nutzung hergestellt. So wurde der Saal später als Kino genutzt und bekam den Namen Bahnhof-Lichtspiele. Etwa 1968 wurde dann das beliebte Kino-Café dort eröffnet, welches ich auch selbst besuchte. Vergessen sind mir auch nicht die Einkehrfreuden in der im Juni 1963 eröffneten Sotschi-Eisbar, die im ehemaligen Wintergarten war. Alles gehört nun zur Geschichte der Stadt Forst, denn das Gelände des ehemaligen ‘Kaiserhof’ mit der Sotschi-Eisbar und dem Kino-Cafe wurde 2004 abgerissen.“
Es gab diesmal auch die Vermutung, dass der Rätselausflug nach Guben geführt habe, wo es ähnliche Bauten aus der Gründerzeit und noch davor gab. Aber die Bestimmung war diesmal (im Gegensatz zum Bild davor von der Cottbuser Bahnhofsrampe, worauf wir noch zurückkommen) doch ganz eindeutig. „Keine Frage“, schreibt Helga Jähnel in ihrer mail, „das ist mein schönes Forst mit dem Kino-Café von 1970. Ich habe es so vermisst, nachdem wir wegzogen. Oft waren wir mit Schulfreunden dort, natürlich nur zu Limo.“
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