Wo einst das Cottbuser Rathaus stand

Über den Untergang des Cottbuser Rathauses blieben die Nachrichten bis heute widersprüchlich.

Auf dem Cottbuser Altmarkt ist der Grundriss des alten Rathauses markiert.
Auf dem Cottbuser Altmarkt ist der Grundriss des alten Rathauses markiert.

Im Sommer 1976 diente der Cottbuser Altmarkt vor allem als Parkplatz, wie das Foto aus dem „Morgen“-Archiv zeigt. Das heutige „Mosquito“ steht hier nur als Fassade; die Sanierung des Platzes war also im Gange. Hatte die Markierung in der Platzmitte damit zu tun? Im Bild wird der ehemalige Grundriss des Alten Rathauses gezeigt, weiß Bernd Richter. Er mailt außerdem: „Der Blick vom Oberkirchturm zeigt auch, dass hinter dem Giebel Altmarkt 22, heute ‘Mosquito’, kein Haus mehr steht. Hinter der wertvolle Fassade, die erst viel später im Erdgeschoss aufgebrochen wurde, entstand ein Neubau mit der Weinstube ‘Targowischte’, benannt nach der Cottbuser Partnerstadt in Bulgarien.“ Sabine Mischok aus Cottbus hat wieder gereimt: „Das Alte Rathaus stand wohl dort / an diesem gut markierten Ort. / Das Rathaus hatte der Teile dritte / mit Turm und Glocke in der Mitte. / Barock war der Ratssaal nach Osten, / im gotischen Keller gab’s Bier zu kosten. / Alles brannte in des Krieges letzten Tagen, drei Jahr’ später wurd’s dann abgetragen.“

Ausgrabungen Markt Cottbus
Bevor der Altmarkt seinen heutigen Granit-Teppich bekam, wurden die Fundamente des Alten Rathauses im Sommer 1999 bis in geringe Tiefe freigelegt. H.G. Schiemenz aus Forst begleitete die archäologische Aktion.

Auch Reinhard Semt erkannte den alten Rathausstandort: „Der frühere Markt war wesentlich kleiner als heute der Altmarkt.“ Im Folgenden wird, offenbar aus Wikipedia oder anderen Quellen, der Niedergang des Rathauses erwähnt. Belegbar sind die Angaben nicht. Einige Quellen berufen sich auf Augenzeugen, wonach Brandstiftung, ausgehend von einem oberen Amtszimmer im Ostflügel, die Ursache der Zerstörung war. Warum in DDR-Zeiten, als es noch Zeitzeugen gab, nie Genaueres zu Papier kam (auch nicht von den sonst verdienstvollen Archivaren), lässt sich nur vermuten.
Manfred Gnida aus Spremberg schreibt: „Interessante Punkte markieren den Grundriss vom Rathaus. Gut zu sehen sind die historischen Gebäude des Platzes. Im Verlauf der Altmarktsanierung war die Erhaltung der historischen Substanz von Bedeutung. Ein Beispiel ist das heutige ‘Mosquito’. Bei der Sanierung blieben nur der Giebel und das Tonnengewölbe der Keller bewahrt. Der Keller wurde 1974 zum Teil verschüttet und im Erdgeschoß erfolgte ein Umbau für einen Gastraum. Danach wurde das Haus gastronomisch genutzt. Im März 2003 kam es zu weiteren Umbauten des Inneren. Die Geschichte des Rathauses geht bis 1544 zurück, und beim großen Stadtbrand am 21. März 1671 ist es abgebrannt. Um 1700 wurde neu gebaut, wonach 1767 ein barocker Giebel vorgesetzt wurde. Das ehemalige alte Rathaus bestand aus drei Baukörpern: dem westlichen Langbau aus dem späten Mittelalter, einen östlichen Querbau aus dem 18.Jahrhundert und dazwischen dem Turm. Neben den Ratsherren nutzten auch ein Blumenladen, Brotfabrik, Zigarrenfabrik und ein Kaffeeausschank die Räume. Reste des ehemaligen Ratskellers, konnte man noch nach 1990 besichtigen bevor die Modernisierung des Altmarktes begann. Ein neues Rathaus war schon 1934 bis 1936 erbaut worden, und der Platz ist heute ein Ort zum Verweilen.“

Ausgrabung Markt Cottbus
Bei den Ausgrabungen ist auch ein Stück des womöglich 500 Jahre alten Pflasters des Marktes freigelegt worden.

Rainer Wollmann aus Kolkwitz-Hänchen hat überlegt: „Da das historische Rathaus auf dem mittleren Teil des späteren Altmarktes errichtet wurde, kann die Markierung nur jenem Rathaus zugeordnet werden. Es hatte alle Krisen bis kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges überstanden. Dann wurde das Gebäude durch eine Brandbombe zerstört und brannte total nieder. Ein Wiederaufbau des Rathauses wurde nicht in Erwägung gezogen, da das neue Rathaus bereits eingeweiht und im Krieg nur gering beschädigt war.“
Klaus Reiter aus Cottbus meint. „Wir sehen den eingezeichneten Grundriss des alten Rathauses. Sein Turm war 43 Meter hoch mit Haubendach. Nach 1690 bekam das Rathaus eine Stundenglocke, von Franziscus Voillard gegossen. 1945 brannte das Gebäude aus. Schade, dass es nicht mehr aufgebaut wurde. Technisch wäre es heute kein Problem diesen schönen Bau neu zu errichten. Bekannt war der Ratskeller, in dem die auswärts gebrauten Biere ausgeschenkt wurden.“ Auch Jens Pumpa führt die historischen Fakten an. Er ergänzt: „Seit 1920 verfügte das Rathaus über eine elektrische Uhr. Nachdem das Rathaus gebrannt hatte, wurde der Turm wegen Einsturzgefahr kurz nach Kriegsende abgerissen, die restliche Ruine wurde 1948 abgebrochen.“
An einst reges Leben um das alte Cottbuser Rathaus erinnert S. Menzel aus Guben, und H.-G. Schiemenz aus Forst war 1999 bei den archäologischen Untersuchungen dabei, die vor der Neugestaltung des Platzes angestellt wurden: „Leiter der Ausgrabungen war Herr A. Kurzhals, Berliner Archäologie-Manufaktur. Es wurden Mauerreste des Alten Rathauses freigelegt, darunter Teile vom Kellergewölbe. Zutage kam auch eine Pflasterung aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. Es zeigten sich allerlei Scherben und ein silbernes Zwölf-Kreuzer-Stück aus Braunschweig-Wolfenbüttel von 1620.“

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