Kommentar: Im Winde verweht

Eine ferienfrohe Woche nach Ostern neigt sich dem Ende. Für unsere Region ein Woche wie alle anderen zuvor: Die Lausitz ist und bleibt zuständig für stabile Energieversorgung – nun einmal mehr, nachdem wider alle Vernunft drei Atomkraftwerke in den Ruhestand gezwungen wurden.
Unsere Bundesregierung kennt diesbezüglich kaum Sorgen, denn prächtiges Wetter spielt ihr ins Konzept (wenn es denn eins geben sollte). Es ist stets windig und ausreichend sonnig. Nicht frühlingsfroh, aber doch energetisch positiv. Was, unabhängig von allen Unkenrufen, vollbracht wurde im Feldzug der Erneuerbaren, verdient Respekt. Von 2000 bis zum Vorjahr stieg deren Anteil von 6,3 auf 45,3 Prozent. Sind Kohle, Gas, Öl und Atom also die klaren Verlierer?
Experten warnen vor den Zahlenspielen. Anfänge machen sich bekanntlich leichter, als sauberes Vollenden. Selbst wenn bis 2030 der angestrebte Anteil von 80 Prozent Strom aus Erneuerbaren fließen sollte, bleibt noch lange die Schlechtwetterfrage. Viel Wind und Sonne bei milden Temperaturen wie in diesem Lenz sind keine Basisgrößen energiepolitischer Disposition. Die muss jede kritische Lage im Blick halten. Mit dem Aus für den kleinen Anteil Atomstroms wurde ein klimaneutraler Player kaltgestellt. Ein schlimmer Fehler, sagen viele Experten. Die Habeck-Fraktion wiegelt ab: Sie hat reichlich Gas aus Norwegen und den Niederlanden und „zusätzliche Flüssiggas-Importe“, deren Herkunft im offiziellen Regierungstext einfach weggelassen wird, um den Nord-Stream-Skandal nicht zu befeuern. Die USA sind dort hauptverdächtig.
Nur wenige wünschen aktuell der deutschen Ampel noch Gutes. Aber möge ihr Energie-Flickwerk noch ein Weilchen halten. Ein Einbruch der Versorgungsstabilität hätte unausdenkliche Folgen für das ganze, längst nachhaltig geschwächte Land. Lausitzer Gruben und Kraftwerke geben jedenfalls ihr Bestes, weil helles Licht und Wärme nicht allein vom Winde verweht werden können. J.H.

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