Kommentar: Die Linden blühen

Süß und schwer liegt der Duft über vielen unserer Straßen, in den Parks und manchen Vorgärten. Die Linden blühen schon längst, nun auch die für unsere Gegend überwiegend zuständige Winterlinde. Sie ist quasi der Symbolbaum unseres Niederlausitzer Zuhauses, aber auch der Gegenden noch weiter östlich. Der legendäre Willy Schneider („Warum ist es am Rhein so schön“ und viele andere Ohrwürmer) hat seinen einst unfreiwillig zugezogenen Nachbarn das Heimwehlied „Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde“ geschrieben, und es kann wohl sein, dass es in Süd- oder Westdeutschland auch heute wieder manch nur halbfreiwillig Fortgegangene sehnsuchtsvoll summt und hört „die Linde wieder rauschen / Ihr liebes, altes Heimatlied“. Denn, ja, in jenem „Meer von Stein / Da grüsst dich kaum ein Blütenblatt“, heißt es im Text, den berühmte Leute gesungen haben. Und hier daheim unterm regennass triefenden und betörend duftenden Baum am Vaterhause kann die Lindenblüte, seit dem Mittelalter bekanntes Hausmittel, nicht nur Halsschmerzen oder Migräne verlässlich lindern, sondern vielleicht auch die Kopf- oder Magenschmerzen so mancher Unternehmer. Die warten lange schon händeringend auf die Heimkehr des fortgelaufenen Nachwuchses. Mehr als anderswo fehlen jetzt gerade bei uns in allen Sparten Fach- und Arbeitskräfte.
Ja, die Linden konnten prächtig wachsen in den letzten drei Jahrzehnten. So wie die vielen Häuschen sind auch ganze Lindenalleen neu entstanden und mancher Baum wurde in Vorgärten gepflanzt. Im Lied ist die Rede von der Bank, die ans Zuhaus erinnert. Und wirklich ist heute die Geld-Bank da, will Heimkehrenden beim Neustart gern helfen. Die Unternehmen – ob Bahn, Handwerk oder Gesundheitswirtschaft – zahlen auskömmliche Gehälter und bieten geradezu traumhafte berufliche Aufstiegsmöglichkeiten. In der Ferne fühlt mancher sich im Gemüte krank und mag denken: „Und wenn ich sie einst wieder finde (die Linde) / Dann bleib’ ich dort ein Leben lang.“ J.H.

Weitere Kommentare finden Sie hier!