Region (h.) Ein paar Tage früher als erhofft wurde diese Woche das „NIEDERLAUSITZ-Jahrbuch zwanzig-vierundzwanzig“ ausgeliefert, die Nummer 8 der vom Gründer dieser Zeitung inszenierten und bis hierher geführten Reihe. Herzlicher Dank gilt den Meistern der „Schwarzen Kunst“ vom renommierten Unternehmen „Druckzone“, das die Bücher mit dem grünen Band seit 2020 in bester Qualität und immer pünktlich produziert.
Dem bewährten Konzept folgend, bringt auch Band 8 feine „ausgegrabene Texte“, die es wert sind, heutigem Publikum erschlossen zu werden, und erzählt Regionalgeschichte in belletristischer Art, also anspruchsvoll und unterhaltsam. Ganz witzig beginnt das mit Lausitz-Komplimenten aus einem „Magazin“ vom November 1973. Dann geht es gleich historisch in die Vollen. Der in Ströbitz geborene Dr. Helmut Kublick hat zur Siedlungspolitik Friedrichs II. promoviert und erzählt genauer als jeder andere zuvor und danach, wie Sachsendorf (das Köhlerdorf heißen sollte), Sacassne und andere „Ausländer“-Ansiedlungen zustande kamen, während die Kolkwitzer Bauern solch ein Projekt vereitelten, indem sie Kuhherden durch die Melioration trieben.
Nun folgt vielseitig Protokolliertes und Recherchiertes zahlreicher Stippvisiten von Petra und Jürgen Heinrich in Herrenhäusern der Spreewald-Gegend und deren Umfeld. 32 Orte. von Beesdau über Geisendorf, Laasow und Neu Zauche bis Wüstenhain haben sie besucht, spannende Leute getroffen und von wunderlichen Dingen erfahren. Ihre Bilanz: Die dieses Ländchen hegten und bewegten, waren letztlich (fast) alle miteinander verwandt oder zumindest verschwägert…
Ganz tief ins Familiäre dringt Torsten Jupe, ein heimatgeschichtlich versierter Handwerker, mit seiner hochspezialisierten Siedlungsfor- schung ein. Er hat den Dokumenten einer Peitzer Garten-Immobilie pralles Leben abgerungen.
Historiker Siegfried Kohlschmidt hat sich dem Glanz des Lausitzer Glases verschrieben und sehr persönlich ein Porträt eines großartigen und in der Fachwelt nicht vergessenen Glasgestalters geschrieben: Friedrich Bundtzen. Dessen „Geschöpfe“ sind meist industriell in Produktion gegangen und finden sich bis heute in tausenden Haushalten, ganz gewiss.
Ein Cottbuser Oberbürgermeister, der aus Forst kam, hat 20-24 seinen 100. Geburtstag: Heinz Kluge. Dr. Klaus Lange erinnert daran, dass er es war, der zuerst durch das Tor der Städtepartnerschaften schritt. Der Jahrbuch-Stammautor aus Turnow hat auch einen Konflikt zwischen einem Burger Dorfschulzen und einem Cottbuser Amtmann aufgearbeitet und erweist sich als aufmerksamer Beobachter turbulenter Feste mit dem ritterlichen Brauch des Hahnrupfens.
Ein vergessenes Cottbuser Weinhaus erweckt der einstige Bauunternehmer Volker Pasternack; er hatte als Beschäftigter des Konsums den Auftrag, den Weinkeller wieder zu beleben – aber es wurde der STUK (Studentenkeller) daraus. Mitherausgeber Jens Lipsdorf schreibt über Archäologie in Drebkau und erinnert an einen frühen Altertums-Forscher. Zum Besuch dreier Dorfkirchen zwischen Calau und Vetschau lädt Marion Jurisch mit anschaulicher Schilderung ein.
Kunstguss-Kennerin Antje Bräuer führt in das Schloss und den Park Mückenberg (noch ein Herrenhaus! – heute Lauchhammer). Mit einem weiteren 100. Geburtstag befasst sich Jürgen Heinrich, der das, leider nicht in Cottbus, sonst aber im deutschen Osten hochgeschätzte Lebenswerk des Dresdener Architekten Prof. Gerhard Guder bewertet. Der war federführender Entwickler im früheren Bezirk Cottbus. Sachsens Architektenbund würdigte sein Schaffen noch 2000 mit einer Personalausstellung, in der Lausitz schredderten Piefkes seine filigrane Fußgängerbrücke, vermüllten den einzigartigen Krebsbrunnen und ächteten die geliebte Cottbuser Stadtpromenade.
Unter dem Pseudonym Luis Schöpfwasser stellt ein hiesiger Wissenschaftler Fragen ans Branitzer Fürstenpaar, die in dessen Muskauer Vorzeit reichen: Wie starb Machbuba und warum? Die Legende, der afrikanischen Sklavin sei das Klima nicht bekommen, lässt sich nicht halten, seit sich Afrikaner zu Tausenden im kühlen Deutschland ausnahmslos sehr wohlfühlen.
Klimatisch festgemacht ist auch Dr. Werner Jorgas Besuch im „Labyrinth des Spreewaldes und der Lausitzer Teiche“, wo der profilierte Artenschützer dem noch immer stark gefährdeten Fischotter begegnet.
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