Cottbus: Fast drei Jahrzehnte leistete ein Reichsbahn-Provisorium seinen Dienst

Betriebs-Eisenbahner erinnern sich.

Der Bahnhof Cottbus mit Zugang über die Rampe
Der Bahnhof Cottbus mit Zugang über die Rampe

„Lieber Bote“, schreibt Renate Brinke aus der Cottbuser Hagenwerderstraße, „hab mir die Zeitung geholt und so eine Freude! Auf der Rätselseite ein Bild von unserem alten Bahnhof! Ja es ist der alte Cottbuser Bahnhof, den ich leider nicht mehr kennen lernen durfte. Denn Ende des II. Weltkrieges wurde er zerstört. Ich kenne nur den Nachfolger. Von 1963 bis1965 bin ich hier als B-V Lehrling in die Berufsschule der Reichsbahn gegangen. Die war in der Vetschauer Straße und ich hatte die Ehre, an den Schultagen diese tolle Baracke mit quietschenden Türen zu durchqueren. Da sich die Ein- und .Ausgangstür gegenüberlagen und die Fassungen aus Aluminium waren, haben die nicht nur gelärmt, sondern es war immer Durchzug. Im Sommer recht nett aber im Winter hatte man das Gefühl, drin ist es kälter als draußen. Zum Glück war es endlich nach ca 30 Jahren gelungen, ein angemessenes Bahnhofsgebäude zu errichten, welches am 5.10.1978 eingeweiht wurde und uns noch heute erfreut. Ich sende Euch viele herzliche Grüße“ Danke dafür.

Auch Klaus Ihlow aus der Ottilienstraße kommt vom Fach: „Die Reise endet auf dem Bahnhof Cottbus. Das Bild zeigt Teile der Südseite; in der Mitte das imposante Empfangsgebäude und einen Ausschnitt der Nordseite etwa zwischen 1905 und1910. Woran erinnere ich mich beim Betrachten dieses Bildes? Unter anderem ist es meine Lehrzeit als Betriebs- und Verkehrseisenbahner von 1951 bis ‘54 bei der Deutschen Reichsbahn. Ein Ausbildungsabschnitt beinhaltete das Kennenlernen des ‘Technischen Wagendienstes’ auf dem Bahnhof Cottbus. Hieß dein Opa etwa Franz mit Vornamen? wurde ich gefragt. ‘Wenn ja, an den erinnern wir uns noch. Er hat uns das Einmaleins der Wagenmeister beigebracht.’ Opa hätte sich über das Lob gefreut. Leider war er schon frühzeitig, 1937, verstorben. Bestimmt hätte er sich auch über seinen Urenkel Jirka, unser jüngster Sohn, gefreut, der etwa zwischen 2010 und 2015 auch als Wagenmeister auf dem Bahnhof Cottbus in seine Fußstapfen getreten war. Ich selbst war bis zum Ende meiner Dienstzeit bei der Eisenbahn beim Bahnhof Cottbus u.a. als Kaderleiter und anderen verschiedenen Dienstposten zur Unterstützung in vielen Sondereinsätzen tätig. Dem Personalmangen war es geschuldet.“

Dieter Leubauer aus Cottbus überließ uns das Bild aus der Barackenzeit. Er schreibt: „Es ist das Empfangsgebäude der Staatsbahn in Cottbus. Da rechts im Bild deutlich eine Straßenbahn zu erkennen ist, muss das Foto nach 1903 entstanden sein. Das schöne Gebäude wurde bereits 1866 in Betrieb genommen. In den folgenden Jahrzehnten gab es immer wieder Um- bzw. Anbauten. Nach dem Bombenangriff vom 12.Februar 1945 waren lediglich die Fensterscheiben geborsten und der Betrieb ging weiter. Der Zeitzeuge Heinz Paetzold hat mit seinen Recherchen festgestellt, dass das Bahnhofsgebäude durch abziehende SS-Verbände gesprengt wurde. Danach mussten die Bahnreisenden viele Jahre mit einem Baracken-Provisorium zurechtkommen.“

Empfangsgebäude des Cottbuser Bahnhofs
Kaum noch zu glauben: So präsentierte sich rund 30 Jahre lang das Empfangsgebäude des Cottbuser Bahnhofs. Das war alles andere als fotogen, weshalb es auch kaum noch Bilder von hier gibt. Umso mehr danken wir Dieter Leubauer, der die Veränderungen in Cottbus über viele Jahrztehnte sehr aufmerksam und weitsichtig dokumentiert hat.

Frank Irmer aus Cottbus erläutert: „Mit der Strecke von Berlin, 1866, und der Weiterführung 1867 nach Görlitz, wurde der Bahnbetrieb aufgenommen. 1870 wurde das Empfangsgebäude eröffnet. Das Bild muss zwischen 1904, Anschluss der Elektrischen an den Bahnhof, und 1920 entstanden sein. 1925 hatte sich die Fassade des Eingangsbereiches bereits verändert. Es fehlen der Balkon und die drei Rundbögen. Damit wanderte auch die Uhr vom Balkon ein Stockwerk höher. Es wurden wahrscheinlich schon damals Diensträume benötigt, wie die Fenster zeigten. Die linke dampfende Lok wartet auf die Abfahrt in Richtung Leipzig/Halle. Damit man zwischen den jeweiligen Bahnsteigen wechseln kann, wurde 1876 der Bau eines 130 m langen Tunnels beschlossen, der 1886 eröffnete. Neben dem Hauptbahnhof gab/gibt es noch den Großenhainer- und den Spreewaldbahnhof. Als Kind, in den 60ern, habe ich den Bahnhof gerne besucht, vorbei am „B 23“, holte mir in der Halle das neueste „Mosaik“ am Zeitungskiosk, und wenn noch ein Groschen übrig war, stellte ich mich auf die Personenwage, die so schön rumpelte und dann ein Billet auswarf. Mit der größten Bombardierung der Stadt Cottbus am 15. Februar 1945 trifft es vor allem den Bahnhof. Von 1974 bis 1978 wurde das neue Empfangsgebäude gebaut.“

H.-J. Klammer schreibt aus Gotha: „In der Ausgabe vom 13. 9. handelt es sich garantiert um den Bahnhof von Cottbus. Ich bin dort das letzte Mal ein- und ausgestiegen aus Richtung Spremberg 1957. Im Rahmen der Berufsausbildung wurde der Fachunterricht für Bäcker und Konditoren in Cottbus durchgeführt. Deshalb ist mir der Bahnhof in Erinnerung. Geradeaus die Fernbahnsteige, auf der rechten Seite der Spreewaldbahnhof und auf der Straße vorn die Gleise der Straßenbahn. Das Bild muss aus den 20er Jahren sein, wenn nicht noch früher.“

Irina Lehmann aus der Räschener Straße in Cottbus lässt anderen Lesern diesmal den Vortritt: „Ich habe schon so viel zum Cottbuser Bahnhof geschrieben, deswegen heute nur: Antwort B ist richtig.“

Klaus Reiter aus Cottbus meint: „Obwohl der Gubener Bahnhof sehr ähnlich ist, sehen wir hier den Cottbuser Bahnhof. Er wurde am 13.9.1866 mit der Strecke Cottbus-Berlin eröffnet. Es gab später einen Tunnel zum Spreewaldbahnhof. Ganz rechts die ‘Rote Linie’ der Straßenbahn; sie fuhr ab 1903 bis zur Oberkirche, etwas später bis zu Sandower Apotheke. Beim Bombenangriff 1945 wurde das Bahnhofsgebäude teilweise zerstört und die Abfertigung fand in Baracken statt. Am 5.10.1978 wurde das neue Bahnhofsgebäude eingeweiht. 1976 wurde die neue Brücke gebaut und Straßenbahn zurück gebaut. Ein altes Stück des Jugndstilgeländers ist ins neue eingefügt. Kam man ins alte Gebäude, war links die Mitropa, gleich daneben die Toiletten. Presseerzeugnisse gab es neben den Fahrkartenschaltern. Es war eine schöne Halle mit Säulen und Bögen, nur im Winter kalt.“

Jens Pumpa aus Cottbus fasst zusammen: „Der Bahnhof ging am 13. September 1866 mit der Strecke nach Berlin in Betrieb. 1867 wurde diese bis Görlitz verlängert. 1870 wird ein neues Empfangsgebäude eingeweiht, welches eine Insellage besitzt. So sind nördlich und südlich dieses Hauses die Bahnsteige vorzufinden. Hatte schon der Bombenangriff 1945 schwere Schäden angerichtet, so wurde das Bahnhofsgebäude in den letzten Kriegstagen völlig zerstört. Jahrzehnte mussten die Cottbuser mit Baracken vorlieb nehmen. Seit 1960 plante man den Bahnhofsneubau. Erst 1978 eröffnete das jetzige Empfangsgebäude. Die Straßenbahn fuhr ab 18.7.1903 von der Oberkirche zum Staatsbahnhof. Die einspurige „Rote Linie’ fuhr über die Brücke bis zum Bahnhof. 1977 wurdet die Linie 1 eingestellt.“

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