Etwa 1000 Menschen überlebten den Fliegerangriff am 15.2.1945 nicht
Unser „Damals-war’s“-Bild hat bei vielen Lesern Erinnerungen geweckt.
Karl-Heinz-Schlodder schrieb uns: „Der Standort des Fotografen ist die Straßenmitte der oberen Bahnhofstraße im Sommer 1947. Deutlich zu erkennen ist in der Bildmitte der hölzerne Fahrleitungsmast für die Oberleitung der ‘Weißen’ und ‘Roten’ Linie kurz vor dem nördlichen Teil der Bahnhofsbrücke. Diese Art Holzmasten wurden nach dem Krieg dort aufgestellt, wo durch den Bombenangriff die Häuser zerstört wurden, an denen sonst die Fahrleitungen über Rosetten und Spanndrähte gehalten wurden. Die im Bild zu sehende Neubepflanzung mit Bäumen diente der Verschönerung der Stadt nach 1945 und um die Ruinen zunächst etwas zu verdecken. Ganz links im Bildrand ist noch ein Teil vom Haus Bahnhofstraße 32 zu sehen, welches im Paterre noch bis weit nach 1990 ein Friseurgeschäft hatte. Über die Marienstraße, benannt nach Marie Gattel, der Ehefrau des Bauunternehmers Wilhelm Gattel, sieht man das zu 75 Prozent zerstörte Eckhaus Nr. 33. Dieses wurde, wie auch die rechts davon in Schutt und Asche gelegten Häuser, um 1950 neu aufgebaut. Das Haus Nummer 33 gehörte dem Blumenhändler Erich Klein.
In den Häusern 34 bis 37, gegenüber dem damaligen Reichsbahn-Verkehrsamt, befand sich das Gardinen-Spezialgeschäft von Walter Stendel, sowie das Zigarren-Geschäft von Franz Poschwald – übrigens eines von 76 vor dem II. Weltkrieg in Cottbus existierenden.
Vom Luftangriff bzw. von der Druckwelle bei der Explosion des Munitionszuges weitgehend verschont blieb das letzte Haus Nummer 30, das ‘Hotel Berliner Hof’. Dieses Haus konnte nach der Sanierung bald wieder als Gaststätte eröffnet werden. Erst nach 1990 blieben die Türen hier verschlossen.
Übrigens: Der Zigarrenladen von Claßen Georg, ein pavillonähnlicher Kiosk auf der Bahnhofstraße, gegenüber der Ecke Külz-Straße, hatte den Angriff überstanden, wurde aber leider beim Bau der Bahnhofsbrücke in den 80er Jahren, wie auch der von Burk & Braun auf der Rampe, unbegreiflicherweise, geschliffen.“
Georg Müller erinnerte sich ebenfalls: „Die Aufnahme nach dem Luftangriff der Alliierten auf Cottbus zeigt, so lässt mich die verbliebene Figurierung der zerbombten Wohnhäuser vermuten, die Bahnhofstraße an der Kreuzung zur damaligen Lausitzer, der jetzigen Wilhelm-Külz-Straße. Noch 65 Jahre nach dem Geschehen klafft bekannterweise auf Höhe der Bildmitte eine mehrere Gebäudebreiten umfassende Bebauungslücke mit verkommen aussehendem Hinterhofmilieu, ähnlich dem Aussehen auf dem gezeigten Foto von damals. Bombenkrieg – seit Jahrzehnten polarisierendes Thema von Historikern beider damals kriegführenden Seiten; allerdings waren es die Deutschen, die die ersten Beispiele des Krieges gegen die Zivilbevölkerung setzten, und so nahm über Jahre die Brutalität aus der Luft ihren Lauf.“
Der Angriff am 15. Februar brachte die größten Zerstörungen rund um den Bahnhof, entlang der Bahn in Richtung Osten und am Krankenhaus.