Dem Käse tat abends edler Cognac gut / An den „feinen“ Adressen gab es ganz erstaunlich feine Gepflogenheiten
Einige Leser wussten es: Cottbus hatte zum Zeitpunkt der Aufnahme unseres „Damals“-Bildes knapp 50 000 Einwohner. „Bei den Kaufhäusern sind mir das abgebrannte ‘Waldschmidt’ (später ‘Stadt Cottbus’ und Bürohaus) und gegenüber ‘Schocken’ ein Begriff“, schreibt Jürgen Markert aus Cottbus. Weiter: „Meine Mutter arbeitete als junges Mädel aushilfsweise bei Schocken zu Weihnachten. Sie musste ‘Kasse tragen’, also die gekaufte Ware von der Abteilung zur Kasse bringen. Sie erzählte, dass Schocken sehr gut bezahlt hat und dass die Firma damals schon ein Ferienheim für ihre Mitarbeiter hatte. Um 1940 war meine Mutter dann Filialleiterin des Feinkostgeschäftes ‘Der Görlitzer’. (Gab’s zu der Zeit siebenmal in Cottbus, d.Red.).Sie erzählte, dass z.B. der Schweizer Käse, den es in ganzen ‘Rädern’ gab, jeden Feierabend mit Cognac eingerieben und danach in feuchte Leinentücher gewickelt wurde. Die Lehrlinge mussten abends die Äpfel, die aus den USA kamen, mit alkoholgetränkten Tüchern von ihrer Wachsschicht befreien.“
Jürgen Klingmüller aus der Cottbuser Willy-Brandt-Straße schreibt: „Gut erinnere ich mich noch an das Kosum-Warenhaus. Es entstand im Gebäude des Kaufhauses Schocken, das 1945 leider völlig ausbrannte. Obwohl das Warenangebot recht dürftig war, gab es für uns Kinder dort immer viel zu sehen und bestaunen. Besonders zu Weihnachten war das Warenhaus schön geschmückt.“
Klaus Herold erinnert sich an das Kaufhaus vorn an der Spremberger Straße, Ecke Burgstraße. „Dort waren große, hohe Räume auf zwei Etagen. Unten bekam man Haushaltswaren, auf der ersten Etage Spielzeug. Gegenüber befanden sich die Traditions-Geschäfte Reinsberg (Schuhe) und Babel (früher Glas, Porzellan und Luxuswaren, später dann eher unter Kunstgewerbe bekannt.) – Die Häuser schräg gegenüber dürften zum Kaiser-Wilhelm-Platz gehört haben.“ Auch Georg Müller entscheidet sich für B und schreibt: „Es war im 19. Jahrhundert die Spremberger Straße, die den sich rasch herausbildenden Wohlstand aus der wirtschaftlichen Entwicklung widerspiegelte. Im Mittelpunkt dessen präsentierte sich an der Wende zum 20. Jahrhundert das Kaufhaus des Dresdener Wolrad Waldschmidt.“