Spremberg: „Der Laden“ in Bohsdorf 1997

damals071013_spb„Der Laden“ in Bohsdorf 1997
Leider nur wenige Zuschriften erreichten uns zu unserem letzten Rätselbild. „Das ist das Strittmatter-Haus in Bohsdorf“, so Frau Nietschmann aus Spremberg. Sehr ausführlich schreibt uns Familie Herrmann: „Das Bild zeigt drei typische Merkmale, die mit dem Schaffen und Namen Erwin Strittmatter eng miteinander verbunden sind: Das Wohnhaus mit dem darin befindlichen Laden (ehemals auch Bäckerei), die ‘Eeche’ und die Gedenkstätte. Die Aufnahme dürfte noch nicht zu alt sein, sie zeigt noch das Vereinsemblem des Bohsdorfer Sport- und Kulturvereins. Die Baracke wurde vor wenigen Jahren umgebaut, seine Außenanlagen neu gestaltet und so eine würdige Gedenkstätte errichtet. Dort finden niveauvolle Veranstaltungen, Begegnungen und Vereinsabende statt.
Die erkennbare Eiche verleiht diesem Objekt auch seinen Namen ‘Unter Eechen’.
Das Wohnhaus hat eine sehr bemerkenswerte Vergangenheit, die in Strittmatters Kindheitserinnerungen, Erzählungen und Romanen immer wieder erwähnt wird. Es wurde im Jahre 1919 von einer Familie Matts im Heidedorf Boosdom als Bäckereianwesen und Laden mit nichts als Gebortem erworben. Doch aus Schulden wächst Streit, Familienkatastrophen schütteln die amerikanisch-sorbische Sippe, so Strittmatter wörtlich. In seinen Büchern sei 90 Prozent Wahres und zehn Prozent Erlogenes, sagte Strittmatter einmal. Erlogenes deshalb, weil jene Leser den Unterschied zwischen Dichtung und Lüge nicht anerkennen, so der Schriftsteller.
Interessant auch das öfters erwähnte Taubenhaus auf dem Hof des Grundstücks. Ebenso auch die letztmalig am 31. Dezember 1949 ausverkauften Strittmatter-Brötchen, die in diesem Haus gebacken wurden. Heute fühlt sich dazu die nahe gelegene Bäckerei Labsch verpflichtet.
Bis vor wenigen Jahren wurde das Haus von seinem Bruder Heinrich bewohnt, der es liebevoll mit alten Traditionen neu aufleben ließ. Dabei fällt mir die Imkerei ein, deren Produkte der veräußerte. Er starb im Februar 2002.
Der Laden ist heute noch bestens traditionsgemäß erhalten. Dank des Strittmatter Vereins und der vielen fleißigen Bohsdorfer sowie anderer Bürger war und ist das möglich. Bohsdorf selbst ist heute ein Magnet und Anziehungspunkt für Touristen. Immer mehr Literaturbegeisterte auch aus den Alt-Bundesländern kommen nach Bohsdorf, etwa 5 000 bis 6 000 aus dem In- und Ausland pro Jahr.
Unvergesslich für mich sind auch die Begegnungen mit Erwin Strittmatter in meinen Kinderjahren. Ihn verband eine Jugendliebe mit einer verstorbenen Tante von mir. Öfters war er in den Nachkriegsjahren zu Besuch bei uns. Wir wohnten nach Ende des Krieges teilweise verwandtschaftlich zusammen in der Jüdenstraße in Spremberg. Wenn Onkel Erwin uns besuchte, musste im Hause immer alles vom Feinsten sein. Für mich war immer ein Mitbringsel dabei. Sehr vieles verbindet mich in ehrfurchtsvollen Gedanken an ihn.“