Hobbymeteorologen treffen sich zu ihrer 23. Jahrestagung in Senftenberg / 2015 mit vielen Kapriolen:
Senftenberg (trz). Die Lausitzer sind in diesem Jahr knapp an einem neuen Hitzerekord vorbeigeschrammt. Die 40-Grad-Marke wurde im Juli und August zwar nicht überschritten. Das könnte sich in naher Zukunft aber ändern. Prophezeien zumindest heimische Experten.
39,3 Grad Celsius hat der Großräschener Landwirt Günter Kockro am 7. August 2015 gemessen, die höchste Temperatur des Jahres 2015. Bei Jürgen Jentsch in Bolschwitz bei Calau stieg das Quecksilber immerhin auf 36 Grad, Hans-Joachim Emmrich aus Buchwäldchen nahe Altdöbern konnte mit 38 Grad aufwarten. Zumindest für die Calauer Schweiz ein neuer Hitzerekord. Der bisherige Spitzenreiter aus dem August 2012 mit 36,5 Grad wurde also locker überboten. „Auch wenn es in diesem Jahr nicht ganz gereicht hat: Ich glaube, dass sich unsere Region mittelfristig auf Werte von 40 Grad und darüber einstellen muss“, sagte Emmrich während der 23. Jahrestagung der Hobbymeteorologen in Senftenberg. Das müsse nicht zwangsläufig in den Sommern 2016 oder 2017 passieren, doch mittelfristig werde die magische Grenze überschritten, ist sich der erfahrene Landwirt sicher. Die deutsche Höchsttemperatur während des Jahres 2015 war am 5. Juli und am 7. August mit jeweils 40,3 Grad im unterfränkischen Kitzingen erreicht worden, meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD).
Einen Rekord hat das zu Ende gegangene Jahr aber nun doch verfehlt. Nämlich den zweifelshaften Titel des wärmsten Jahres seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im 19. Jahrhundert. 2015 musste sich knapp 2014 geschlagen geben. Dennoch warteten auch die vergangenen zwölf Monate mit jeder Menge Wetteranomalien auf. Das Durcheinander begann bereits im Januar. Sagenhafte 15,2 Grad hatte Günter Kockro am Monatszehnten in Großräschen gemessen. Im Vergleich dazu betrug der tiefste Wert gerade einmal -4,5 Grad am 19. Januar. Der kälteste Tag anno 2015 war der 13. Februar mit kaum erwähnenswerten -5,8 Grad.
Das Frühjahr präsentierte sich sonnig, sehr trocken und warm. Vom 6. bis 27. April, also in der Hauptwachstumsphase der meisten Pflanzen, fiel lediglich 0,1 Liter Niederschlag je Quadratmeter. In Kombination mit Nachtfrösten (der letzte am 15. Mai) und Sandstürmen trugen die Kulturen auf Lausitzer Feldern massive Schäden davon. Auch der Juni war zu trocken. Statt der Monatsnorm von 69 Litern fielen nur 51. Dafür gab es mit 35,4 Grad die erste Hitzewelle des Jahres. Die zweite folgte Anfang Juli, eine weitere Anfang August. Bei brütenden 38 Grad und mehr wurden dennoch das Spremberger Heimatfest sowie das Fischerfest in Peitz gefeiert. Durch die extreme Sonneneinstrahlung verbrannten die bis dahin grünen Maisblätter auf den Feldern. Letztendlich waren die Landwirte aber nicht unzufrieden. Am Ende fuhren sie immerhin durchschnittliche Erträge ein.
Der September wartete ebenfalls noch einmal mit Werten über 30 Grad auf. Der Oktober präsentierte sich dagegen zu kühl und zu nass. Eine intensive Laubfärbung gab es nur vom 20. bis 25. Oktober. Der November war erheblich zu nass, fast das Doppelte der Monatsnorm fand sich in den Messbechern wieder. Der Dezember setzte dem verrückten Wetterjahr noch die Krone auf. Bei gut 16 Grad am zweiten Weihnachtsfeiertag begannen hier und dort bereits Forsythien und Zierkirschen zu blühen. Ungewöhnlich ist laut den Hobbymeteorologen, dass es mehr als zehn Dezembertage gab, an denen die Temperatur die Zehn-Grad-Marke überschritt.
Das neue Jahr beginnt dagegen frostig. Bereits die Neujahrsnacht präsentiert sich klirrend kalt. Ob die Kälte allerdings längere Zeit anhalten wird, konnte Diplom-Meteorologe Jürgen Tremmel vom DWD Potsdam diesen Montag noch nicht vorhersagen. Nur so viel: „Alles ist möglich“. Gilt übrigens auch für eventuelle Schneefälle in der Lausitz.
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