Der 1. Mai – noch immer die Nelke im Knopfloch:
Region (h.) Aus dem „Kampftag der Werktätigen“ ist über die Jahre ein „Tag der Arbeit“ oder – noch schlichter – ein Maifeiertag geworden. Dass er dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, nimmt ihm etwas Wind aus den Segeln oder besser: den roten Fahnen. Die sind selten genug, seit Demonstrationen nicht mehr betrieblich oder staatlich angeordnet werden. Das geschah wohl zuletzt 1989, aber da schon mit rückläufiger Beteiligung. Die klassischen Demonstrationszüge lösten sich rasch auf und wurden zu Volksfesten in den Parks mit Schauvorführungen der Hundestaffeln, Maibaumklettern und Volkstanzauftritten.
Seinen Ursprung hat der „Kampftag“ in Chicago, wo 1886 um den 8-Stunden-Tag gerungen wurde. Zum Feiertag haben den 1. Mai ausgerechnet die Nazis gemacht (1.Mai 1933), und die Siegermächte haben diese Festlegung nach 1945 in Ost und West bestätigt. Auch die Mainelke hat eine ähnlich lange und internationale Biografie. Vermutlich ist sie sogar bürgerlichen Ursprungs, kommt von der weißen Knopflochblume her, die feine Herren trugen und die meist ein nelkenartiges Gebilde war. Proletarischer Knopflochschmuck wurde dann logischerweise rot. Und das setzte sich durch.
Geblieben ist das Ringen um Fairness in der Arbeitswelt. Der durchgesetzte Mindestlohn gilt als größter Erfolg der letzten Jahre im Ringen um „gute Arbeit und ein soziales Europa“, wie sich die aktuelle Themenlage zusammenfassen lässt. Dass sich alle Parteien im demokratischen Spektrum heute um Aussagen zum 1. Mai bemühen, kann als gutes Zeichen gelten. Nach wie vor ist es in unserem reichen Deutschland nicht geglückt, möglichst allen Menschen gute Arbeit zu
geben, die ihnen ein selbstbestimmtes Leben gestattet.
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