Kommentar: Struktur Kultur

Wie aus dem Nichts kommt jetzt ein Festival über die brandenburgische Lausitz. Mit viel Geld und in Person des 1973 in Israel geborenen Musikmanagers und Intendanten der Hamburger Symphoniker Daniel Kühnel als Festival-Leiter auch mit viel Intelligenz, will es „die Lausitz auf die kulturelle Landkarte bringen.“
Anders gesagt und von der Politik so gedacht: Kultur als Hebel im Strukturwandel. In der Görlitzer Ecke, wo sich das Ganze letztes Frühjahr ebenso überraschend wie jetzt in Cottbus ausgoss und lautlos versickerte, gab es schnell Spott: Wer keine Ideen hat, macht wenigstens die Musik lauter.
Warum nicht auch das? Von Kühnel, der Klavier und auch Juristerei studiert hat, kommt ein klares Plädoyer:
Musik vermag Dinge zu sagen, die nur Musik kann. In Worte lässt sich das nicht übersetzen. Also bleibt es ohne Musik unausgesprochen.
So drehen Woidke und Kretschmer, seit diesem Jahr Schirmherren des Festivals, auf das wir alle neugierig sein dürfen, die Musik lauter. Welche Stargäste ungeachtet aller Corona-Panik mit Mundschutz und Abstand ab 25. September eingeflogen werden, geben die Politiker Montag in Cottbus bekannt. Es habe sich jetzt ein Kuratorium gebildet, heißt es, das auch die regionalen Player ins Konzept einbezieht. Sozusagen formiert sich Struktur-Kultur für einen Wandel, der nun mal nicht nur Industrie-Jobs, Verkehrsanbindungen, Medizinakademien und Seenlandschaften aus Tagebaulöchern betrifft, sondern auch die Seelen der Menschen. Jedenfalls sagen das neuerdings Politiker in Hamburg wie auch hier in der Lausitz. Vielleicht hat sich das Festival im letzten Frühjahr in Sachsen gerade deshalb vorwiegend in Kirchen zugetragen. Oder sollte das allein wegen der Akustik so gelaufen sein?
Die Festival-Unterzeile lautet übrigens: „Europa. Kultur. Morgen.“ Musiker haben es wohl wirklich schwer mit ganzen Sätzen. J.H.

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