Kommentar: Im Spätsommer

Der Mais ist größtenteils vom Feld, in den Gärten knospen die Rosen zur zweiten großen Pracht, und die Zugvögel starten vermutlich mit Wehmut nach Süden. Hier wird’s nochmal richtig Sommer, mit Temperaturen bis 30 Grad, wenn wir den zuletzt nicht immer zuverlässigen Wetterfröschen trauen dürfen.
Spätsommer in einem Jahr, das trocken war und viel Kummer mit sich brachte. Die freudigen Momente, all die schönen Feste und Festivals des Sommers, selbst die kleinen Sport- oder Gartenfeste der Vereine und die großen Events auf den Riesenbühnen wurden abgesagt. Im Einzelnen ist das da und dort zu verkraften, denn Ausfälle kann es aus unterschiedlichsten Gründen immer mal geben – samt und sonders, wie in dieser Saison, schmerzt das aber doch. Die Entzugserscheinungen der Rezipienten sind nur das kleinere. wenn auch beträchtliche Übel. Groß sind die Sorgen all derer, die in normalen Sommern die Arbeit leisten, die uns allen Spaß und Freude ermöglicht, ihnen aber den Unterhalt sichert. Viele kleine Lokale sind noch immer geschlossen, größere, auch Hotels, müssen reduziert disponieren, Museen und kleine Galerien lassen, wenn überhaupt, nur Einzelbesucher ein. Überall schwingt jeweils die Unsicherheit mit, wie die Vorschriften auszulegen sind. Niemand möchte zu allem Übel auch noch einen Ordnungsbescheid ins Haus bekommen.
Die Stimmung ist trotz der schönen Spätsommerlage nicht allzu gut, bisweilen sogar gereizt, wenn im wirtschaftlichen Hintergrund die Balken knarren. Die flotten Sprüche von der Krise, die vor allem eine neue Chance darstellt, sind seltener zu hören. Wir können nicht, wie die Zugvögel zu anderen Orten entfliehen. Wohin auch? Der Jammer herrscht weltweit.
Nutzen wir also die späten Sonnentage hier in der Nähe. Erste Angebote aus Theatern sind da, und auf den gastlichen Terrassen pustet ja der Sommerwind die Aerosole davon. J.H.

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