Sven Benken will Cottbuser Oberbürgermeister werden

Sven Benken
In Cottbus für Cottbus unterwegs: Sven Benken (52)., Fußballer der legendären Geyer-Elf, die 1996/97 in die 2. Bundesliga stürmte und DFB-Pokalfinalist, will Oberbürgermeister werden..

Fußball-Cottbus kennt diesen Mann. Wie Detlef “Irre” Irrgang-Fußballgott, Detlef “Locke” Konetzke oder Willi “Jule” Kronhardt gehört er zu den Legenden, die als Traumteam die Fußball-Sonne im Osten aufgehen ließen. Aus der 3. Liga zum DFB-Pokalfinale, Aufstieg in die 2. Liga. Das waren Zeiten! Und das war Teamarbeit. Nicht nur in der Mannschaft, wie Sven Benken, heute Schullehrer im Spreewald, immer wusste und heute mehr denn je zu schätzen weiß: Da standen auch Sponsoren dahinter, Leute aus Wirtschaft und Politik, die diesen Verein getragen haben. Benken, der nach seiner aktiven Zeit eine private Fußballschule betrieb, hat den Kontakt zu ihnen nie verloren, und er hat nie aufgehört, an das erfolgreiche Cottbus – auch außerhalb des grünen Rasens – zu glauben. Seit gut drei Jahren sitzt er für die Bürgervertretung “Unser Cottbus!” als Abgeordneter im Stadtparlament. Jetzt will er mehr, hat seine Oberbürgermeisterkandidatur erklärt. “Ich gehöre keiner Partei an, bin vielmehr umgeben von engagierten Cottbusern, deren Kompetenz in Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Kultur, Sicherheit und – ganz klar – Sportpolitik mir zur Verfügung steht.” Ihm ist Cottbus zu ruhig geworden, viel zu ruhig. Die gegenwärtige Stadtspitze ruhe sich auf Strukturwandel-Ankündigungen aus, findet der geborene Lauchhammeraner, der erst in Brieske-Senftenberg kickte und dann zum FCE kam. Die großartigen Leistungen unserer Energiewirtschaft, die gerade jetzt bestens funktioniert, werden unter den Teppich gekehrt für Zukunftsversprechen, die gut klingen, aber erst einmal viel Kraft kosten. “Gut, dass die Bahn, seit 150 Jahren einer unserer größten Arbeitgeber, jetzt wieder hier investiert”, findet Sven Benken. “Aber auch unsere mittelständischen Unternehmer leisten Beachtliches. Wir müssen als Kommunalpolitiker dafür sorgen, dass sie Förderung erfahren, Fach- und Arbeitskräfte finden und Netzwerke aufbauen können.” Wie komplex Führungsaufgaben im Rathaus sind, hat der Kandidat, dessen Plakate noch nicht an den Lichtmasten hängen, längst erkannt. Aus vielen Gesprächen haben sich für ihn Lösungsansätze zu vieldiskutierten Fragen ergeben. Weit vorn stehen dabei das Wohnen, die Mobilität, Klimapolitik und Familienwohl. “Das alles zusammen macht Stadt aus”, sagt er, und weist auf die vielen Leerstellen in ehemaligen Neubaugebieten hin. Bürokratie verhindere, dass dort, wo Straßen, Strom und Wasser schon da sind, kleinteilig gebaut werden kann. “Das muss sich unverzüglich ändern, und überall soll Nahverkehr auch nah sein, perspektivisch möglichst für alle kostenlos.”
Kostenlos? “Natürlich, sagt der OB-Kandidat. “Sonst karren die Eltern weiterhin alle Kinder im Auto zur Schule. Man muss endlich wirklich etwas fürs Klima tun.” Und weil das nicht so leicht sei, wäre der erste Schritt, dass mit Cottbus-Card wenigstens alle Familien mit Kindern kostenlos fahren. Auch im Bereich der Krippen und Kindergartenbetreuung müsse Cottbus die Familien dringend finanziell entlasten.
Wir treffen den Kandidaten in der Innenstadt, den Blick zur Brache. “Ich weiß”, sagt er, “das war mal der Stolz der Cottbuser. Ich hab selbst oft am ‘Sternchen’ angestanden, um einen Platz zum Eis essen zu bekommen.” Neben dem erfolgreichen BLECHEN-Carrée stellt er sich eine schicke Markthalle mit Feinkostgeschäften, Eiscafé und Indoor-Spielplatz vor, außen herum fein überdachte Handelsplätze, saisonal erweiterbar. Ein Viktualienmarkt nach Münchener Beispiel. “Wir, als Teil des Spreewaldes, haben da viel zu bieten – ein Alleinstellungsmerkmal und Magnet der Hauptstadt der Lausitz.” Aber, lenkt er ein, Bürgerideen seien dazu anzuhören und die Wirtschaft, die das richten muss, braucht Spielraum.
Auch das immer wieder angeschnittene aber, wie jetzt zu hören ist, nicht wirklich angepackte Thema BuGa in Cottbus könne Motivationsmotor sein, nicht zuletzt für die noch wenig klare Ostsee-Perspektive. “Ich werde, wenn ich in dieser Wahl genügend Zustimmung finde, dem Büro des Oberbürgermeisters gleich einen BuGa-Beirat zuordnen.” Dem Fußballer ist die Stadt zu schläfrig, “dabei hat sie alles Potenzial, quicklebendig und erfolgreich zu sein.” H.

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