Cottbus ist Eisenbahnerstadt mit noch immer einem Bahnknoten und dem größten Bahnwerk mindestens Ostdeutschlands. Nicht alle Gleise singen noch, aber der Puls der Eisenbahner hier schlägt beflügelt.
Allerdings: Was aufrechten Reichseisenbahnern (so hießen sie bis 1989) von ihrer Stiefmutter Deutsche Bahn, kurz DB, heute lausitzweit zugemutet wird, lässt sich kaum noch ertragen. Auch für Fahrgäste, die den Schienenweg nutzen müssen, ist oft die Schmerzgrenze überschritten.
Ganz im Gegensatz zu solidem Eisenbahnbetrieb im Süden und Westen Deutschlands, verkommen hier die Sitten. Die Bahnhöfe und ihr Umfeld – nicht nur in Spremberg und Cottbus – sind Müllplätze, die Bahnsteigangebote oft skandalös.
Für Cottbus hat es Ankündigungen millionenschwerer Sanierungen gegeben. Seither gehen nicht mal mehr die Bahnhofsuhren, falls sie nicht sowieso abgebaut sind. Die Bahn bietet ihren Kunden weder genügend Parkplätze noch Fahrradständer an. Ein Lübbenauer Reisender sagt diese Woche am Ausgang des Spreewaldtunnels: „Ein Müllhaufen von hunderten Fahrrädern – das will die Stadt der Radweltmeister sein!?
Schon längst ist es so weit gekommen: Die Bahn bringt Schande über die Städte und Gemeinden und ruiniert ihr Ansehen. Die früher durch ihr Gleis den wirtschaftlichen Aufschwung möglich machten, tun heute blindwütig das Gegenteil.
Aber es muss nicht so bleiben, lehrt uns der Lübbenauer Fahrgast: Sehen Sie sich mal den Bahnhof Lübbenau an. Ein Spreewaldschmuckstück! Dort sind die Stadt und die Wohnungsgesellschaft wirksam geworden. Vielleicht mit Bahnfahrern in den Führungsetagen – wer weiß… Jürgen Heinrich