Nitschkes Prunkhaus / Das edle Eckhaus gehörte dem Ansichtskarten-Verleger und Drucker Alfred Nitschke
Unser prächtiges Foto hat Freude und auch Verwirrung gestiftet. Einige Leser haben die Straßenseiten verdreht und in dem markanten Eckhaus den späteren „Schwan“, heute Hotel Am Theater, erkannt. Das stimmt nicht. Ganz präzise textet diesmal wieder unser Leser Hans-Hermann Schneider aus Kolkwitz: „Die Straßenbahn kommt aus der Kaiser-Friedrich-Straße (Karl-Liebknecht-Straße) und biegt in die Bahnhofstraße Richtung Staatsbahnhof ein. Zu erkennen ist auch die Geradeausführung der Straßenbahngleise zum Stadttheater. Dort fuhr sie vorbei über die Moltkestraße (Lausitzer Straße) an den Kasernen entlang zum Spreewaldbahnhof. Das Foto stammt also aus der Zeit vor 1914, denn am 2.8.1914 ist die gelbe Linie, die vom Diepowplatz in Sandow zum Spreewaldbahnhof führte, nach nur 11-jähriger Betriebszeit eingestellt worden.
Das prächtige Eckhaus mit dem Colonialwaren-Laden Hugo König wurde leider Anfang der 1960er Jahre seiner Schönheit beraubt. Damals waren glatte Fassaden gewünscht, weil sie billiger waren als die Pflege des Originals. Nur in der 2. Achse von links ist noch der stilvolle Erker im 2. Obergeschoss erhalten geblieben.“
Auch Klaus Herold hielt die Antwort "A" für richtig: „Einen wichtigen Anhaltspunkt bietet das Kolonialwaren-Geschäft von Hugo König, welcher jedoch nicht Hausbesitzer war. Das Grundstück gehörte zur Kaiser-Friedrich-Straße (zuvor Schwanstraße, heute K.-Liebknecht-Str.). Dort fand man auch ein Tapisserie-Geschäft sowie ein Schokoladengeschäft in den 1920er Jahren. Kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges gab es dort ein Handarbeits-Geschäft, eine Papierhandlung (vom Hausbesitzer, dem Buchdrucker und Postkarten-Verleger Alfred Nitschke, betrieben) und ein Zigarrengeschäft. Damit kann man sich ungefähr vorstellen, wie man das Foto zeitlich einordnen muss. – Die Straßenbahn biegt hier in die Bahnhofstraße ab. Gegenüber befand sich Geißlers Hotel (Hotel ‘Zum Schwan’), welches allerdings zur Bahnhofstraße rechnete.“
Diethart Schulz ergänzt: „In dem Eckgebäude befand sich nach der Wende eine Verkaufseinrichtung des Bertelsmann-Buchclubs“.