
Die Fahrzeuge verraten als Aufnahmezeit späte 1960er Jahre. Besonders viele Cottbuser erkennen die Straße. Gisela Gloge schreibt: „In dieser Straße bin ich aufgewachsen, in dem Haus mit der seitlichen Schrift ‘…Möbel… Polster…’. Wir haben auf die Einfahrt und den Hof des Hauses des Handwerks geschaut. Rechts neben der Einfahrt konnten wir bei Striemanns nach Anmeldung die Wäsche rollen gehen. Der Wartburg steht vor dem Haus, in dem im Erdgeschoss das ‘Klosterstüb´l’ einlud. Auf dem Platz davor fand einmal im Jahr die Versteigerung des Fundbüros statt. Das ‘Fundbüro’ befand sich gegenüber dem ‘Klosterstüb´l’. Neben dem Fundbüro linkes stand das Haus mit den 3 Mohrenköpfen. Hier stoppte der letzte große Stadtbrand.
Ich kann noch immer nicht verstehen, dass die Gebäude dieser für Cottbus historisch wichtigen Straße abgerissen wurden. Die Klosterkirche ist der Mittelpunkt auf diesem Foto. Sie gibt der Straße ihren Namen. Neben dem Glockenturm ist noch eine Dachspitze von einem Eckhaus zu sehen. In diesem Haus befand sich der Laden einer Ross-Schlächterei. Bei dem Platz, auf dem die Versteigerungen stattfanden, war der Altstoffhandel von Herrn Rühtz. Hier konnte man Altpapier, Flaschen, Gläser und alte Sachen abgeben und bekam auch noch Geld dafür. So konnte man das Taschengeld aufbessern. Er hatte auch einige interessante Dinge ausgestellt, z.B. ein Hochrad, eine große Wandspieluhr und vieles mehr. Manchmal kam auch die Gräfin von Werben zu ihm. – Es war eine schöne Straße im Herzen von Cottbus. Jetzt ist sie nichtssagend, die Historie fehlt – schade.

Petra May mailt: „Mein erster Blick ist immer auf das Rätsel auf der letzten Seite gerichtet. diesmal auf die Klosterstraße. Leider abgerissen, für das Wendische Viertel. In Hintergrund sieht man die Klosterkirche. Auf der linken Seite war ein Bierlokal mit einfachen, schmackhaften Speisen. Das Bier kam aus dem Hahn. Der flinke, freundliche Kellner wurde ‘Schlappohr’ genannt. Weiter links war eine freie Fläche, dort konnten Flaschen und Altpapier abgeben werden. Herr Rühtz aus dem Rheinland war stets gutgelaunt. Auf der rechten Seite war das Haus mit den 3 Mohren (damals störte der Begriff niemanden). Das hatte mit dem Brand in Cottbus zu tun. In Heimatkunde wurde das behandelt. Ein Haus weiter wohnte meine Klavierlehrerin in einer schönen Wohnung. An der Ecke gab es das Geschäft Stein, für Porzellan und Reparaturen. Auch Steingut gab es in dem kleinen Laden. Es gibt schöne Erinnerungen an diese Straße, obwohl die Häuser rechts im Vordergrund keine schönen Wohnungen hatten. – Macht weiter so mit der Zeitung!“

Zu den „Mohren“ zitieren wir aus der Zuschrift von S. Sachse: „Die waren nicht geschwärzt vom Ruß des Stadtbrandes, wie Heimatkundelehrer erzählten. Sie waren Kolonial-Symbole – hier war ein Kolonialwarenladen.“
„Wieder ein schönes Bild aus gar nicht so vergangenen Tagen“, freut sich Renate Brinke aus Cottbus. „Man sieht einst schöne, jetzt runtergekommene Häuser. Anfang der 1980er Jahre wurde der ganze Komplex abgerissen, die Straßenführung geändert und Häuser im Plattenbau errichtet. Man hat aber versucht sich in etwa an die Traufhöhen zu halten und das Ganze etwas kleinteilig zu gestalten. Viele sind ja der Meinung, man hätte dieses Viertel bestehen lassen sollen – heutzutage wäre das möglich, aber zu der Zeit? Wer wollte denn in ein Haus ziehen mit Klo auf dem Hof und nur einer Wasserstelle im Haus, dazu Ofenheizung, mit Kohlen in den Keller oder Schuppen schleppen, zum Heizen in die Wohnung holen, die Asche wieder raus, dazu einfach verglaste Fenster – wenn man alternativ die Möglichkeit auf Fernheizung und Bad in der Wohnung hatte. Jetzt wird der Einwand kommen: Sanieren! Ja, aber welcher Besitzer (meist ältere Leute) hätte das bezahlen können? Dazu Materialmangel und die Fachkräfte waren im Plattenbau beschäftigt in und um Cottbus und auch vorrangig in Berlin. Auf eine Art schade – aber so ist das Leben. Im Nachhinein ist immer was nicht gut.“

Kurz fasst sich Reinhard Semt: „Die Klosterkirche sowie die angrenzenden Gebäude im Westen und Norden blieben erhalten. Alles andere, auch die Porzellanmanufaktur Stein, musste ab 1983/84 weichen.“
Ramiro Lehmann aus Cottbus beschreibt: „Eine der ältesten Straßen von Cottbus, die ‘Lukische Hinter Gaße’, aus Holzstämmen gebaut. Später entstand, ca. 1,40 m höher, die alte Klosterstraße, von der alten Rathausgasse über die Turnstraße bis zur Kreuzgasse. Sie wurde typisch für die Cottbuser Altstadt mit Handwerkern, kleinen Geschäften und Kneipen. Das berühmtestes Haus hatte Nummer 66 mit den 3 Möhrenköpfen.“
Günther Aschenbach teilt mit: „Von meinem Stadtspaziergang 2022 habe ich ein Foto mit fast identischer Blickrichtung beigefügt, nunmehr mit den neueren Bauten des ‘Wendischen Viertels’ beidseitig der Straße.“
Klaus Reiter erinnert sich: „Ich habe sehr lange in der Münzstraße gewohnt und weiß, was das für alte Häuser waren. Links das zweite Haus war das ‘Klosterstüb’l’ , eine ganz urige Kneipe. Man musste ein paar Stufen rauf und dann nach rechts in den Gastraum. Danach kam eine Freifläche, wo Wochenmarkt abgehalten wurde, und es gab den Altstoffhandel Rühtz, eine kräftige Frau hat alles abgenommen. Damals lohnte sich noch das Flaschen- und Papiersammeln. Ganz vorn an der Spitze der Straße war das Porzellangeschäft Stein, dort wurde auch das zerbrochene Porzellan geklebt und gebrannt. Mittig sehen wir das ehemalige Franziskanerkloster aus dem 13. Jahrhundert. Ganz berühmt war auf der rechten Seite das Haus mit den drei Mohrenköpfen. Der große Stadtbrand vom 20.3.1671 soll dort zum Stehen gekommen sein. Vernichtet wurden 214 Häuser, 93 Brauhäuser und es gab 4 Tote. In diesem Haus befand sich auch ein Kolonialwarenladen von Herrn Pflanz. Soweit ich weiß, gibt es noch 2 Mohrenköpfe im Stadtmuseum.“

Dieter Leubauer ordnet das Foto den 1960er Jahren zu. „In der Gaststätte links habe ich im April 1961 die Geburt meines ersten Sohnes mit einigen Arbeitskollegen ‘begossen’. Keine andere Straße in Cottbus hat sich Mitte der 1980er Jahre so radikal verändert. Diesen Prozess habe ich mit zahlreichen Fotos dokumentiert. Einige in der vorgegebenen Blickrichtung zeige ich hier.“
Jens Pumpa aus Cottbus führt uns in die Gegenwart: „Das Wendische Viertel wurde 1984-1989 auf historischem Stadtgrund zwischen Berliner Platz und Oberkirchplatz vorwiegend in Plattenbauweise mit altstadttypischer Fassadenstruktur erbaut. Bildkünstlerische Werke stammen von sorbischen und deutschen Künstlern. Die Klosterkirche des ehemaligen Franziskanerklosters, später ‘Wendische Kirche’ genannt, ist der älteste erhaltene Sakralbau der Stadt. Sie wurde im 15. Jahrhundert im gotischen Stil errichtet.“
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