Spremberg. Marktplatz zu Beginn des 20. Jahrhunderts

damals100320_spremberg
Von Werner Lehmann erfuhren wir: „Diese Stadtszene spielte sich vor dem Jahre 1885 auf dem Spremberger Marktplatz ab. Diese Bausubstanz hatte sich eigentlich bis April 1945 so erhalten. Eine Veränderung in dieser Zeit bis zur Zerstörung durch Kriegseinwirkung sehe ich nur durch die fünfarmige Laterne, später zweiarmig. Weiter in einem Geschossaufbau des fünften Gebäudes von rechts gesehen (ca. 1920) und in der Errichtung an gleicher Stelle, siehe alten Stadtbrunnen vor dem Rathaus, des Saebisch-Brunnens im Jahre 1930. Der Marktplatz war der Mittelpunkt der Stadt, auf der rechten Bildseite beginnt die Forster Straße, jetzt Georgenstraße zur Weskower Allee. Die Pferdewagen wurden für den Antransport der Waren durch auswärtigen Kaufleute und Händler benötigt. Mit der Ansiedlung von Handwerkern und Gewerbetreibenden im 14. und 15. Jahrhundert erweiterte sich die Ansiedlung. Mit den günstigen Wohn- und Arbeitsbedingungen entstand für die Bürger eine größere Nachfrage nach Waren. Die Jahr-, Kram-, Wochen-, Weihnachtsmärkte und Spezialmärkte standen ursprünglich den Zunftprivilegien, den hiesigen Gewerbetreibenden, entgegen. Neben dem Handel erfreuten sich alle Märkte immer großer Beliebtheit, da man sich mit Freunden zum Gespräch traf. An gleicher Stelle wurde 2001/2002 ein Geschäftskomplex, also Marktplatz-Nordseite Ecke Georgenstraße (Volksbank), errichtet.“
Hans-Joachim Nevoigt tippt auf einen andern Zeitpunkt: „Es ist eine sehr alte Aufnahme, wahrscheinlich aus der Zeit der Weimarer Republik nach dem ersten Weltkrieg und zeigt einen Wochenmarkt. Vom rechten Gebäude angefangen fand man hier Marunke, später Tulleck – eine Gemischtwarenhandlung – vor. Links daneben war Feinkost-Schröter, dann die Pelzhandlung Paul Schmelzer, Gastwirtschaft Krüger und Kaisers Kaffee, das später zur Drogerie Zimmermann umgebaut wurde. Als
letztes Haus war hier der Saebisch-Zeitungsverlag für den Spremberger Anzeiger. Wasserpumpe und Kandelaber stehen an Standorten, die wir nie kennen gelernt haben.“
Helga Reichstein schrieb: „Die Häuser der Nordseite des Marktplatzes wurden durch den Krieg vollkommen zerstört. Die Pumpe auf dem Foto hat sicher den Zweck erfüllt, die Pferde zu tränken.“
Manfred Gnida erinnert dazu: „Von Interesse ist der Brunnen im Vordergrund, der Anfang des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle in der Stadt spielte. Damals gab es in der Stadt noch keine Wasserleitungen, und man konnte auf Grundstücken und an öffentlichen Orten Wasserpumpen vorfinden, die über Brunnen aufgestellt waren. An dieser Stelle stand damals der Brunnen, den die Firma C. F. Saebisch gestiftet hatte. Aber schon 1934 wurde dieser Brunnen auf einen Freiraum vor dem Finanzamt der heutigen Polizeiwache, umgesetzt. Hier war er viele Jahre seinem Schicksal überlassen bis er restauriert wurde und jetzt am Bürgerhaus einen neuen Standort bekam. Hier kann man den schönen Brunnenbewundern, welcher den Sprembergern als ‘Saebisch-Brunnen’ in Erinnerung bleibt.“
Dieter Herrmann recherchierte zum Marktgeschehen: „Die Bauern kamen aus der ganzen Umgebung, die ja sehr ländlich geprägt ist, und verkauften ihre Waren, wie es ja heute zum Teil noch der Fall ist.
Die gleiche Häuserzeile im Hintergrund ist übrigens auch auf Ansichtskarten der Jahre 1893, 1910 und 1915 zu erkennen. Alle erkennbaren Gebäude sind leider i Krieg 1945 völlig zerstört oder ausgebrannt.
Die in der Mitte erkennbareSäule mit den vier aufgesetzten Laternen war für uns Kinder, die wir rund um den Marktplatz wohnten, ein beliebter Spielplatz.“ und zum Thema Brunnen ergänzt er: Es gab früher auf mehreren Grundstücken Brunnen, die lange genutzt wurden. Einer davon wird derzeit rekonstruiert und befindet sich auf dem Gelände des wunderbar sanierten Gebäudes der ‘Pension am Markt’, Jüdengasse 5.“