Von Macht und Anstand

Die Landratswahl im Forster Kreistag hat nur wenige überrascht. Wie prognostiziert, führte das innere Desaster der Spree-Neiße-SPD zu dramatischem Vertrauensverlust und machte den Weg für den Kandidaten der CDU frei. Die Abgeordneten des Kreistages, wohl auch einige aus der SPD, haben, wenn auch knapp, unbeirrt gegen Klüngel für die professionelle Arbeit im Dienste der Bürger gestimmt.
Allein darum ging es ja auch. Die Sprüche von Macht und Machtwechsel sind Provinzblasen, fataler medialer Boulevard. Welche „Macht“ sollte ein Landrat haben als die, ein glänzender Motivator und straffer Lenker einer niemals ausufernden Verwaltung zu sein und Taktgeber des Voranschreitens in schuldenbeladenen Zeiten. Dafür findet er günstigenfalls Impulse in seiner Partei. Insofern hat die des jeweiligen Landrates natürlich eine besondere und herausragende regionale Bedeutung.
Die hat die SPD auf derart fahrlässige und dilettantische Weise vergeigt, dass Rücktritte des Unterbezirksvorsitzenden und des Fraktionschefs unvermeidlich wären. Dass sie nicht passieren und stattdessen Abfälliges über den scheidenden Landrat verschwätzt wird, passt leider ins peinliche Bild. Die Mitglieder werden herausfinden, ob die „Personaldecke dünn“ ist, wie Woidke beschreibt, oder ob einfach nur das Sieb ein falsches sein könnte.
Anstand sieht anders aus, auch in der Politik und auch – oder gerade – in der menschlich so direkten regionalen Handlungsebene. Landrat Harald Altekrüger musste sich schon im linken Rundfunk unflätig abwatschen lassen und trägt’s (noch) gelassen. Auf Macht sollte er nicht hoffen. Machtworte hingegen wird er schon bald sprechen müssen. Im Kontrast zum rot-roten Nachwinseln, das keinem im Landkreis nützt. J.H.