Keine schwere Rätselaufgabe war das letzte Rätselbild. Norbert Fertig löste am Telefon: „Zu sehen ist der Pfortenplatz. Das Haus links neben der Burggasse (richtig: Burgstraße) ist die ehemalige Gaststätte Thümmel, jetzt Caramba-Lounge. Im Hintergrund sieht man die Kreuzkirche. Da ganz rechts das Haus nicht mehr steht, schätze ich, dass das Bild in den 1960er (genau: 1959) Jahren oder früher aufgenommen wurde.
Früher waren hier öfters Rummel und Zirkuszelte aufgebaut. Es war zwar nur ein Sandplatz, aber der Boden war fest, so dass es auch in trockenen Zeiten nicht staubte. Als Kinder haben wir dort oft Fußball gespielt, wenn die Schule zuende war. Als Tore dienten uns die Bäume, Ranzen als Spielfeldbegrenzung. Das war Mitte der 1950er Jahre.“ Helga Reichstein schreibt: „Das große Gebäude war einst eine Grundschule, in die ich 1942 eingeschult wurde. Fräulein Mai hieß die Lehrerin. Heute sind hier die Arztpraxen von Dr. Noack und Dr. Ronnebeck eingerichtet.“ Sylvia Jusitz tippt, dass das Bild in den 1980er Jahren entstand: „Bei Regen konnte man den Sandplatz nicht überqueren, bei Sonnenschein boten die riesigen Eichenbäume herrlichen Sonnenschutz. Heute ist er gepflas-tert und wird als Parkplatz genutzt. Das Haus rechts vorn wurde abgerissen, seit 1988 steht dort ein Neubaublock. Das große Haus links war die ‘kleine Schwester’ der Karl-Marx-Schule’, heute Gymnasium. Sie wurde mit Neueröffnung der Georgenbergschule 1976 geschlossen. Die beliebte Gaststätte Tümmels (richtig: Thümmels) wurde in den 80er Jahren geschlossen. Die Aufschrift am Giebel ist noch gut erkennbar. In den linken Giebelbau zog kurzfristig die ‘Sportspowa’ ein. Über dem rechten Giebel sieht man auch noch sehr schön das Querdach vom ältesten Haus Sprembergs.“ Hans-Joachim Nevoigt konkretisiert die Gebäude: „Das große Gebäude am linken Bildrand ist unsere kleine Volksschule für Jungen bis zur 5. Klasse, danach wurde bis zur 8. Klasse in der Dresdener Straße unterrichtet.
Im Prinzip war der Pfortenplatz immer ein Platz der Geschäfte, des Handels und der Veranstaltungen. Vor dem Krieg wurde hier auch ein Viehmarkt abgehalten. Von der Kleinen Spree aus bis zur Pfortenstraße war ein Rohrgestänge fest eingebaut, damit die Bauern ihre Pferde, Kühe, Kälber, Ziegen und Schafe fest anbinden konnten. Die Ferkel waren in den Kästen bis zum Verkauf. Weiterhin gab es viele Wäschepfähle, damit wir die Leinen spannen konnten zum Wäschetrocknen. Früh spannen sicherte den besten Platz. Dieser vordere Teil des Platzes bis zum Verbindungsweg der beiden Spreearme, einschließlich Pfortenstraße und Strittmatterpromenade, gehörte immer dem Jahrmarkt, dem Handel. Der hintere Teil, wo heute der Elektrobetrieb ansässig ist, gehörte dem Rummel, den Fahrgeschäften und dem Zirkus. Ein beliebter Appell- und Versammlungsort war der Platz auch. Als wir Jungs zehn Jahre alt waren, mussten wir dann mittwochs und samstags dort antreten. Nachmittags 15 Uhr marschieren und siegen
lernen. Andere Übungen fanden auch noch statt.“
Und Dieter Herrmann hat herausgefunden: „Tümmels Gasthof war eine für die damalige Zeit typische Bierkneipe mit Versammlungs- bzw. Vereinsräumen, die sich im moder-
nisierten und rekonstruierten Zustand noch heute als Caramba-Lounge präsentieren.
Auch ich gehörte zu den Schülern der Karl-Marx-Schule. Später, Klasse 7-8, wurden wir in die Karl-Marx-Oberschule ‘umgesiedelt’, im heutigen Strittmatter-Gymnasium, in deren Erdgeschoss sich Grund- und Mittelschule befanden. Der Platz hinter dem Zaun gehörte zum Schulhof, war aber für Schüler nicht zugänglich.
Als ehemaliger Mitarbeiter des VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Cottbus, Versorgungsbereich Spremberg, erinnere ich mich an einen Hydranten gegenüber von Tümmel. Hier wurden manchmal größere Mengen Wasser entnommen, was zu einem Aufwühlen in den Leitungen führte. Die Folge war unansehnlich braunes Trinkwasser, sehr zum Ärger der Bürger in diesem Umfeld.“