Spremberg: Ein Teil der Verkehrsgeschichte

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Der Stadtbahnhof war einst einer von fünf Bahnhöfen in Spremberg

Der Spremberger Stadtbahnhof wurde im Jahr 1932 stillgelegt:
Heidemarie Förster weiß: Bei dem Foto handelt es sich um den Stadtbahnhof. Mein Großvater war zu dieser Zeit noch Lokführer der Stadtbahn. Die Gleise führten vor der Villa an der rechten Seite der Berliner Straße weiter bis zum Westbahnhof; ein Abzweig durch die Westbahnstraße und ein Abzweig in die Drebkauer Straße zum abgebildeten Textilwerk mit dem Schornstein im Hintergrund. Es war eine wichtige Zuliefererstrecke um Güter vom Ost-, Süd- oder Kohlebahnhof in die Werke zu bringen. Auf der linken Seite auf dem Rangiergleis an der Entladerampe stehen Waggons mit Futtermitteln, die nach Arten getrennt in die Lagerräume eingelagert wurden. Am Ende der Rampe hinten links war ein großer Lokschuppen für zwei Lokomotiven. Sie wurden dort gewartet und  mit Wasser und Kohle befüllt, damit sie einsatzbereit waren. Alle Gleise auf der Platzfläche wurden zuerst abgebaut. Der Alexander-Puschkin-Platz wurde begrünt, eine Hecke gepflanzt und ein breiter Fußweg führte rundherum. Ganz vorn links, wo die Säulen stehen, war das Bahnhofsgebäude. Im Obergeschoss wohnte eine Familie. Während im Erdgeschoss Büroräume entstanden, in denen das Staatliche Kreiskontor für landwirtschaftlichen Bedarf seinen Sitz hatte. Das Kreiskontor am Puschkin Platz 6 wurde 1957 für drei Jahre mein Lehrbetrieb zum Großhandelskaufmann. Mein Großvater war dort noch als Nachtwächter eingestellt, bis das Staatliche Kontor in die Dresdener Straße umzog. Der nun leerstehende Bahnhof wurde einschließlich dem Lehrgebäude und Lokschuppen abgerissen, nachdem noch die Ledergenossenschaft Nachnutzer war. Heute hat der Alexander-Puschkin-Platz ein neues Gesicht, wo auch unsere schöne Schwimmhalle steht.“
Manfred Gnida weiß: „Ein besonderer Teil der Verkehrsgeschichte der Stadt war der Betrieb einer Stadtbahn. Aufstrebende Wirtschaft und Transportprobleme sollten damit gelöst werden. Im Oktober 1897 wurde der Güterverkehr und ab Januar 1898 auch ein Personenverkehr genutzt. Hauptfunktion hatten in dieser Zeit eine normalspurige, auch regelspurig genannte, Stadtbahn vom abgebildeten Stadtbahnhof zum Hauptbahnhof, auch Staatsbahnhof genannt, eine meterspurige Bahn zum Abtransport der Kohle aus den Gruben, sowie eine meterspurige Bahn mit zahlreichen Gleisanschlüssen in die Fabriken der Stadt. Die Stadt konnte damals auf fünf Bahnhöfe unterschiedlicher Funktionen zurückblicken. So gab es den Hauptbahnhof, den Stadtbahnof den Westbahnhof, den Südbahnhof und den Kohlebahnhof. Der Stadtbahnhof hatte ein zweigeschossiges Empfangsgebäude mit anschließendem Güterschuppen sowie zwei Lokschuppen. Weiterhin befanden sich einst Abstellgleise und zwei Rollbockgruben zur Übergabe der regelspurigen Güterwagen an die meterspurige Stadtbahn auf diesem Gelände. In den Folgejahren kamen noch vier weitere Gleisanschlüsse dazu. Seit 1908 bestand auch eine regelspurige Verbindung mit dem Bahnhof-West. Der Verkehr auf der 3,25 Kilometer langen Strecke vom Stadt- zum Hauptbahnhof wurde 1932 stillgelegt und die beiden Rollbockgruben auf den Westbahnhof verlegt. Der Betrieb der Stadtbahn endete durch die endgültige Stilllegung 1956 und erinnert an eine interessante Verkehrsgeschichte. Bis zum Bau der Schwimmhalle diente der ehemalige Stadtbahnhof unterschiedlicher Gewerke als Handelsplatz. Auf dem Foto erkennbar ist im Hintergrund das Textilwerk und Villen derer Besitzer. Unter anderem kann man heute die Fahrschule Grimm in der Villa finden finden“.
Gewonnen hat Heidemarie Förster.     Glückwunsch!