Altes Spremberg: Eine Geschäftsstraße im Wandel eines turbulenten Jahrhunderts

Lange Brücke mit Blick Richtung Dresdener Straße
Die Ansicht zeigt den Blick von der Langen Brücke in Richtung Dresdener Straße in Spremberg.

In diesen Tagen drängen die Menschen in all unseren Niederlausitzer Städten hoffentlich wieder hinein in Einkaufsstraßen. Sie sind geschmückt und locken mit weihnachtlichen Angeboten. Unser Bild zeigt eine dieser Einkaufsstraßen – wenn auch zu herbstlicher Zeit und wohl auch schon ein Jahrhundert zurückliegend. Doch sie hat sich nicht grundsätzlich verändert.
Michael Popp aus der Dubraucker Straße in Döbern erkannte die Stadt Spremberg: „Der Blick geht über die Lange Brücke in die Dresdener Straße. Wahrscheinlich stand der Fotograf an einem der Fenster des Gasthauses und Hotels ‘Zur Post’. Das Bild könnte etwa um 1900/1910 entstanden sein. Das Gebiet hieß damals Hoyerswerdaer Vorstadt. Gut zu sehen ist der Bohlenbelag der Brücke. Das hohe Gebäude hinten war die 1874 erbaute Knabenschule, welche, wie alle Gebäude links, bei den Luftangriffen im 2.Weltkrieg zerstört wurde.“
Der Spremberger Manfred Gnida führt aus: „Eine Ansicht zur Spremberger Geschichte, für die es wohl kaum noch einen Zeitzeugen geben wird. Im Hintergrund rechts steht die am 23. März 1874 eingeweihte ehemalige Knabenschule. Die Brücke und der Straßenzug schreiben ihre eigene Geschichte. Die Lange Brücke war bis 1873 aus Holz, später eine Eisenkonstruktion. Erhöhtes Verkehrsaufkommen machten einen Neubau erforderlich, der 1936/37 in Betontechnik erfolgte. Im II. Weltkrieg sollte das Bauwerk gesprengt werden, aber ein beherzter Mann zerschnitt die Zündschnur. Die Brückensprengung gab es auch als Aprilscherz: Es wurde bekannt gegeben, die Brücke werde gesprengt. Das zog hunderte Schaulustige an. Schließlich kam der stadtbekannte Nachtwächter Kulke mit einer Gießkanne und ‘sprengte’ die Brücke. Hinter der Brücke links stand einst das modernste Kaufhaus der Stadt von Wilhelm Hübel. 1945 wurde es, wie die weiteren Häuser alle, zerstört, und an dieser Stelle steht heute ein Neubau. Bekannt blieben das Geschäft Rau, Friseur Franz, das Cafe Richter und Lebensmittel Brandenburger. Dort, wo einst das Kaufhaus Hübel stand, wurde am 10. März 1975 eine Kaufhalle eingeweiht, die leider 2013 abgerissen wurde. Rechts der Straße standen die Tuchfabrik Lehmann & Asmy, Foto Thiem und Heppert, heute Kappelmüller, Buchhandel Görisch, Schuhgeschäft Kanisch, Uhren Schönwälder, Dr. Kossack und an der Ecke des jetzigen Kreisels Bäckerei Bär. Dahinter war Eisenwaren Richter und die Knabenschule. In Erinnerung wird noch der ehemalige Eisgarten an der Spree sein. Gleich hinter der Brücke steht nun ein moderner Neubau mit Geschäften und folgend das Fotogeschäft Kappelmüller.“

Spremberg Lange Brücke
Hier eine Aufnahme in die Gegenrichtung, allerdings etwa 30 Jahre später, schreibt Michael Popp aus Döbern.

„Spremberg zu einer Zeit, als Gaslaternen noch für die Beleuchtung sorgten“, stellt Herbert Ramoth aus Cottbus fest. „Von der sogenannten ‘Bummelmeile’, wie die Spremberger die heutige Dresdener Straße bezeichnen, konnte damals noch nicht die Rede sein. Ein Marken-Discount, Wein Schulz, Dekoration Windecker, Robert-Koch-Apotheke, Haus der Geschenke, Sanitätshaus Spree-Passage, Junior-Moden, No. 1 Mode, Orthopädische Schuhtechnik, Schmackofatz Imbiss, Fotoatelier Kappelmüller, Modehaus for Woman, TG-Mobile und auch Uhrmacher, Friseur, Nagelstudio und Tierarzt-Praxis sind hier etabliert. Eine lebendige Straße inmitten der Stadt. Die schöne Altstadt und die Talsperre Spremberg rechtfertigen den Zusatz ‘Perle der Niederlausitz’“.
Reinhard Borrmann aus der Turower Straße in Cottbus meint: „Die aufsteigende Dresdener Straße von der Langen Brücke an ist gut zu sehen. Die Gaslaternen haben die Stadt nach dem Krieg noch viele Jahre erleuchtet.“

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