Der Jüttendorfer Anger ist jetzt noch viel schöner als auf dem netten Foto
„Und wieder sind wir in Senftenberg“, stellt Renate Brinke aus der Hagenwerderstraße in Cottbus richtig fest. „Es ist also A) gefragt. Wir sehen eine schöne alte Aufnahme von der heutigen Ernst-Thälmann-Straße. Wir blicken hier, aus Brieske kommend, in Richtung Altstadt. Diese Strecke bin ich vor Jahren oft gefahren. Am scheinbaren Ende der Strasse ist rechts das Hotel ‘Kronprinz’. Dort konnte man gut, aber etwas preisintensiver speisen. Den Turm in der Mitte kann ich nicht einordnen. Die Kirche ist es nicht, könnte vielleicht der Rathausturm sein? Ein Leser wird es bestimmt wissen; ich bin gespannt.“ Diese Antwort hat Klaus Hirsch aus Großkoschen parat. Er schreibt: „Zum Zeitpunkt, als es die Kaiser-Friedrich-Straße schon gab, hieß der Ort Jüttendorf und gehörte nicht zu Senftenberg, war also selbständig. Erst 1923 wurde die Ortslage, jetzt auch ‘Jüttendorfer Anger’ genannt, eingemeindet. Auch heute, nach fast 100 Jahren, macht die Straße einen gepflegten Eindruck. Am Ende der Straße ‘grasen’ wetterfeste Gänse. Sie sollen wohl auf den dörflichen Charakter hinweisen. Auffällig auf dem Foto sind im Hintergrund die Peter-und Paul- Kirche mit spitzem Dach und weiter vorn ein eigenartig geformtes Wohn- und Geschäftshaus. Dort gab es jahrzehntelang die Drogerie Strotzer. Heute ist das ein gepflegtes Restaurant, das ‘Drogerie’ heißt. Interessant sind auch die ständig gewechselten Namen der Straße. Kaiser-Friedrich -Straße hieß sie bis 1930, danach bis 1935 Friedrich-Ebert-Straße. Dann erneut Kaiser-Friedrich-Straße. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde Ernst-Thälmann-Straße daraus und so heißt sie heute noch.“
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus meint: „Bereits ab 1930 hieß die Kaiser-Friedrich-Straße Friedrich-Ebert-Straße. Drei Jahre später wandelte sich die Ostpromenade zur Adolf-Hitler-Straße. Dann Augustastraße und heute Ernst-Thälmann-Straße. Im Bild der Jüttendorfer Anger mit der Drogerie und dem Hotel Kronprinz. In diesem Hotel hat nach der Wende längere Zeit ein guter Bekannter von Sebastian Sachs aus Cottbus gewohnt: „Er war sozusagen Aufbauhelfer und kam aus Linz/Österreich, wo er schon lange seinen Ruhestand genießt. Während seiner Zeit hier als Chef einer Bankfiliale wohnte er in dem Hotel und quartierte auch seine zahlreichen Besucher hier ein. Er war (und ist) begeistert von der Lausitz, unternahm von Senftenberg aus viele Ausflüge in die Gegend. Seine Kollegen hier mochten ihn sehr und schenkten ihm zum Abschied einen Trabant, mit dem er die Heimreise antrat. Er pflegt das gute Stück noch immer.
Auch Christopher Klaus aus der Otto-Hurraß-Straße in Lauchhammer, Jochen Kunzmann aus der Karl-Marx-Straße in Großräschen und weitere Leser erkannten das Bild, viele aber fanden die Aufgabe zu schwer. Aber es ist ja sicher interessant, durch die Auflösung manches Neue aus der schönen Niederlausitz zu erfahren.
Gert Richter aus Guben/ Alt-Deulowitz hat den Jüttendorfer Anger in Senftenberg erkannt und fügt seine Mail noch eine interessante Guben-Lektion an: „Nach dem Tod des 99-Tage-Kaisers Friedrich III, – er starb am 15. Juni im Drei-Kaiser-Jahr 1888 an Kehlkopfkrebs – wurden nicht nur Straßen nach ihm benannt sondern auch Denkmäler errichtet. So auch in Guben das 18,6 m hohe Zweikaiserdenkmal mit Brunnen für Wilhelm I. und Friedrich III. des Berliner Architekten Paul Kieschke aus Fichtelgebirgsgranit. Es wurde am 30. Oktober 1898 vor der Hauptkirche eingeweiht; zwei Löwenmäuler speien Wasser in Schalen – von dort lief es in ein längliches Wasserbecken. Es sollte aber nur 40 Jahre Bestand haben; 1938 wurde es von den Nazis wegen Platzbedarf für Großdemos abgetragen und zerschlagen.“ Gewonnen hat diesmal Harald Meier aus Hörlitz.
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