Rund um das Hochhaus Leipziger Straße
Es war diesmal selbst für Cottbuser, die selten im Südwesten der Stadt unterwegs sind, wieder etwas schwierig. Klaus Reiter erkannte die Baustelle: „Wir sehen hier das Hochhaus in der Leipziger Straße 12, also WK V. Es wurde 1966 in Stahlbeton-Wandbauweise gebaut. Es sind 14 Etagen mit 125 Wohnungen. Eine Zweiraumwohnung kostete warm 49,50 Mark. Unten war noch eine Ladenzeile mit Blumenladen und Bibliothek drin. Links daneben entsteht gerade das Kaufhaus, es war zweistöckig, unten gab es Lebensmittel und oben Industriewaren. Dieses gibt es nicht mehr und heute ist dort der REWE Markt. Im Hintergrund die Bäume stehen entlang dem Priorgraben. Im Vordergrund sehen wir das Baufeld für die Gaststätte ‘Freundschaft’. Dort waren regelmäßig Feiern, Tanzveranstaltungen und man konnte gut essen. Ab 2006 stand das Hochhaus leer und es wurde durch Vandalismus vieles zerstört. Zur Zeit wird es rekonstruiert und erneuert.“
Auch Reinhard Semt erkannte: „Cottbus, WK V. Die Plattenbauweise in standardisierter Form wurde in der DDR ab 1962 großflächig eingeführt, mit unterschiedlichen Detaillösungen in den einzelnen Bezirken. In Cottbus war ihr erstes großes Anwendungsgebiet der WK V, hier am gezeigten Bild mit traumhaftem Ausblick auf die Sachsendorfer Wiesen. Das Hochhaus rechts stand nach 1990 lange leer und wird jetzt attraktiv umgestaltet. Das schnuckelige kleine Kaufhaus links musste samt der Kaufhalle nebenan einem Einkaufszentrum westlicher Machart weichen.“
Günther Aschenbach aus Cottbus meint: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass der ‘Technologiesprung’ im Wohnkomplex V stattfand – also Antwort A. Das Bild zeigt meines Erachtens den Rohbau des ‘blauen Hochhauses’ in der Leipziger Straße. Linkerhand, im-Bau befindlich, die HO-Markthalle, die inzwischen nach Abriss, dem REWE-Markt weichen musste. Die Baugrube im Vordergrund könnte für die künftige HOG Freundschaft, dem jetzigen griechischen Restaurant ‘Athos’ vorgesehen sein.“
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus ordnet die Situation historisch ein: „Ein umfangreiches Neubauprogramm zur Verbesserung der Wohnungssituation in Cottbus sollte ab 1964 für viele Wohnungssuchende ein neues Zuhause möglich machen. Der ‘Wohnkomplex V’ westlich des Krankenhauses war der erste Stadtteil in der Realisierung dieses Wohnungsbauprogramms, in dem die danach in ganz Cottbus übliche Großplattenbauweise eingesetzt wurde. Der Komplex hieß früher im Volksmund ‘An der Freundschaft’. Markant für das Wohngebiet um die Leipziger Straße ist das Hochhaus (Blaues Hochhaus) mit einer zweigeschossigen Kaufhalle, die bereits 1966 eröffnet wurde. Das Wohnhochhaus entwarfen die Cottbuser Architekten Werner Fichte und Gerhard Guder. Es wurde in den Jahren 1966 und ‘67 in Stahlbeton-Wandbauweise montiert. Die Außenwände erhielten eine Beschichtung mit Splitt, die Balkonbrüstungen wurden mit Keramikfliesen verziert. Der Sockel des Gebäudes ist mit Sandstein verkleidet worden. Das zweigeschossige Kaufhaus hatten die Architekten Eberhard Kühn und Günter Bergner entworfen.“
Frank Irmer war in dem Stadtteil zuhause: „Die Lösung lautet WK V, wo ich von 1965 (Erstbezug) bis 1977 bei meinen Eltern meine Kindheit verbrachte. Zu sehen ist rechts das ‘blaue Hochhaus’, links das im Bau befindliche zweigeschossige Kaufhaus und davor die Baugrube der späteren HO-Gaststätte ‘Freundschaft’. Das Kaufhaus wurde am 11.5.1967 übergeben. Im Erdgeschoss gab es Lebensmittel und im Obergeschoss Industriewaren. Die ‘Freundschaft’ wurde am 15.09.1967 geöffnet. Hier habe ich meine Jugendweihe 1971 gefeiert. Besonders freut es mich, dass das Hochhaus nach langem Niedergang in neuer Pracht erstrahlt und wieder einer Nutzung zugeführt wurde.
Marina Netzker mailt uns: „Ja, das ist das Wohngebiet am Hochhaus, das jetzt erst richtig schön geworden ist. Zu meiner Kindheit lag es ganz eigentümlich hinter einer gänzlich abgekanzelten Russenkaserne, Die war von Mauern und Buschwek abgeschirmt. Seit sie weg ist, konnten dort viele Eigenheim und auch eine Kaufhalle gebaut werden.
Aber davon abgesehen, ging es uns sehr gut in diesem Stadtteil. Vorn im Bild beginnt gerade der Bau unserer Gaststätte „Freundschaft“, in der wir als Kinder der 15. Polytechnischen Oberschule unser Schulessen bekamen. Später waren wir hier alle zur Disco. Halb Cottbus traf sich hier, weil sonst in der Stadt wenig los war. Alle Familienfeiern fanden nur hier statt.“
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