Cottbus: Dresdener Straße, geradeaus Drebkauer Straße, rechts abzweigend die Eilenburger
Bilder aus dem alten Cottbus | Von CGA Verlag | 15. September 2012Ein bisschen wie Kaiser-Wilhelm-Platz / Das schwierige Motiv brachte eine Leserfamilie fast ums Sonntagsessen
Der Märkische Bote ist am Wochenende das Familienblatt der Lausitzer. Das ist auch der Zuschrift von Conny Wierick zu entnehmen: „Für Nachkriegsgeborene konnte das Bild schon rätselig sein. Auch mich hat es auf die falsche Fährte, nämlich zu Lösung B, geleitet. So kam es am Sonntag während der Zubereitung des Mittagessens zu einem Streit, sodass die Pfifferlinge beinahe zu einer unkenntlichen Masse zu verschmoren drohten. Meine Mutter, Jahrgang 28, bescheinigte mir völlige Unkenntnis der Cottbuser Örtlichkeiten und beharrte auf Lösung A. Es handele sich eindeutig um die Straße der Jugend, Ecke Eilenburger mit Einmündung in die Drebkauer Straße.
Ich gab mich geschlagen, schon wegen der Pfifferlinge, und sende Ihnen diese Antwort im Namen meiner Mutter Elisa Duch, Georg-Schlesinger-Straße in Cottbus.“
Viel Zeit zur Recherche nahm sich Georg Müller:„Ein städtebauliches Kleinod in der Spremberger Vorstadt mit einer Kleinausgabe des Parkes am Brandenburger Platz, prägend seriös die mehrstöckigen Häuser mit Giebelaufbauten aus dem 19. Jahrhundert. Des Lebens Palette war dort auf kurzem Weg beieinander: Am südichen Ende zur Eilenburger hin die 107 mit einem Tabakwarenladen; längs reihten sich dann Kaufmann Kubale, die Gerhardschen Schreibwaren, Linkes Fleischerei, Zachmanns Schokoladengeschäft, Frau Günthers Lebensmittelgeschäft. Und zur Eilenburger und Drebkauer hin drei (!) Tankstellen; am südlichen Parkende schließlich ‘Millionen-Schmidts’ Kohlenhandel. Der kleine Park bot sich als Besinnung für die Alten und Spielplatz für die Kinder an. Da tummelte sich in den 40er Jahren auch ein kleiner Bub aus der 107, ein Bekannter von mir. Friedlich war’s, bis am 15. Februar 1945 Spreng- und Brandbomben das Leben auf den Kopf stellten. Erregt erzählte mir Klaus, jener Bub, sein Erleben nach dem unsinnigen Fliegerangriff. Nach der braunen Herrschaft ging’s aber auch dort peu à peu aufwärts, an Schmidts Stelle kam in den 60er Jahren das Breithaus, der Park verschwand bis auf etwas Grünzeug, und die Straßenbahnhaltestelle wurde vom Südeck an den heute bekannten Standort verlegt. Tja, und der Kleinodcharakter – der ist, man mag das bestreiten, passé.“
Zur Auflösung dienten Jürgen Klingmüller auch die beiden Häuser (Bildmitte), die heute noch stehen, während Klaus Herold schreibt: „Erkannt habe ich den Namen Otto Bislich auf dem Foto. Er führte einen Kolonialwarenhandel in der Dresdener Straße 109.“
Karl-Heinz Schlodder bemerkt: „In der Bildmitte blicken wir auf die ehemalige Tankstelle, später Tischlerei Ecke Eilenburger Straße. Dahinter ist ein großes Jugendstilhaus zu sehen, das heute noch dort steht. Wo der Schornstein zu sehen ist, steht heute das Breithaus. Wir bekommen eine Ahnung von der wunderschönen Gartenstadt Cottbus. Auch die weißen Gartenbänke sind zu erkennen. Das Foto könnte um 1920 aufgenommen sein, da schon Gaslampen zu sehen sind. In der Bildmitte steht seit 1965 eine Uhr, die vor Unkraut heute leider nicht mehr zu erkennen ist.“Auch Heinz Knobloch findet „die Anlage heute verkümmert“, und auch Otto Blunck hat recht, wenn er feststellt, „heute fährt die Straßenbahn durch die früher attraktive Anlage.“