Urheber des Postkutschkasten-Spruchs nicht bekannt / Noch heute Postteil
Georg Müller schrieb: „Der Cottbuser Postkutscher putzt auf dem Berliner Platz, und dies vor der Fassade des Kaiserlichen Post- und Telegraphenamtes. Zum Bildzeitpunkt war das ansehnliche Gebäude gerade mal runde zwanzig Jahre alt – mit seinen sandsteineingefassten Türen und Fenstern ein bauliches Kleinod im Neorenaissancestil. Eine Aufstockung erfuhr das Gebäude 1916; 1945 legte das Kriegsgeschehen letzte und gründliche Hand an.
Bis 1692 lässt sich das Ritual des Postkutschputzens zurückverfolgen. Das geschah nicht ohnehin, denn die damaligen Postordnungen schrieben den Postillionen vor, dass sie mit gepflegter Kutsche vor dem Posthaus vorzufahren hatten.
Der bekannten Zungenbrecher ist so um die anderthalb Jahrhunderte alt, einst aufgrund des Anwachsens des Brief- und Paketverkehrs aus einem Werbeslogan der Post für weiteres Personal entstanden – ein Selbstläufer zum weiteren weltweiten Bekanntwerden von Cottbus war geboren.“
Dieter Leubauer hat ganz persönliche Erinnerungen: „Die fiktive Gestalt des Cottbuser Postkutschers, den Postkutschkasten putzend, ist auf dem Bild vor dem historischen Postgebäude am Berliner Platz zu sehen. Der genaue Ursprung des Zungenbrechers ‘Der Cottbuser Postkutscher putzt den Cottbuser Postkutschkasten’ ist nicht bekannt. Ein lustiges Postkutscherdenkmal steht seit April 2006 an der Lindenpforte. Das abgebildete Postgebäude mit dem Telegraphenturm ist 1891 in Betrieb genommen worden. Das neue, den gesamten westlichen Berliner Platz dominierende Postgebäude wurde 1957 fertig gestellt. Es beherbergte bis zur Wende Dienststellen des Hauptpostamtes, des Fernmeldeamtes und der Bezirksdirektion. Mehr als 32 Jahre habe ich selbst in diesem Gebäude gearbeitet, zuletzt im Zimmer direkt über dem Eingang zur ehemaligen Paketannahme. Infolge der Teilung des ehemals einheitlichen Post- und Fernmeldewesens, der Privatisierung, des Wegfalls von Monopolen und der Entwicklung der modernen Kommunikation hat sich die Bedeutung der Post und damit auch die Nutzung des Postgebäudes verändert.“
Karl-Heinz Schlodder ergänzt: „Vom Telegrafenturm gingen die Freileitungen zu den Telefonkunden. Auch auf dem Alten Rathaus und auf dem Spremberger Turm gab es solche Gestelle mit Isolatoren. Ein Teil des gezeigten Hauses steht heute noch und ist in den aktuellen Postbau einbezogen.“