
Ratskeller sorgte bei Ausgrabungen 1990 für lebendige Erinnerungen
Wie erwartet war diesmal die Lösung leicht gefunden. Viele Leser tippten richtig auf C) das Rathaus. Katrin Lehmann mailt dazu: „Das Rathaus wurde vielseitig genutzt. Neben Verwaltung und Justiz waren auch der Ratsweinkeller, Verkaufsräume für Bäcker und Tuchmacher und der städtische Getreideboden untergebracht. Im Zuge der Kampfhandlungen 1945 erhielt das Rathaus am 21. April einen Treffer und brannte aus.“
Vom Ratskeller schwärmt auch Joachim Skorna. „Die Reste des Ratskellers konnten nach 1990 bei einer Modernisierung des Altmarktes noch besichtigt werden. Für etliche Tage lag damals das Gewölbe frei.“
Die Angaben zum Triebwagen wussten ebenfalls viele Leser. „Der Triebwagen Nr. 24 wurde 1903 in der Waggonfabrik der Gebrüder Hofmann Breslau erbaut. Die Ausmusterung erfolgte 1962“, mailt Katrin Lehmann weiter. Doch Uwe Spät merkt an: „Allerdings fährt die Straßenbahn bestimmt nicht zum Bahnhof, es sei denn, der Fahrer hat hinten Augen.“
Klaus Herold blickt weiter über den Markt und mailt: „Ansorges Hotel befand sich am Altmarkt 17. Zur DDR-Zeit befand sich dort das ‘Haus des Handwerks’ (heute Handwerkskammer) mit großem Speisesaal und preiswerter Gastronomie. Die Straßenbahn fuhr bis zu den Bahnhofsgleisen, über die alte Rampe hinweg, welche sich mittig der zweiteiligen Brücke befand. Heute müsste man die Linie 2 nehmen; die durch die neue Bahnhofstraße fährt und zumindest in der Nähe des Bahnhofes hält.
Um das alte Rathaus war es baulich schlecht bestellt. Deshalb begann man in den 1930er-Jahren, ein neues am Neumarkt zu errichten.“
Georg Müller notiert: „Man sieht’s, Eduard Ansorge brauchte sich keine Sorgen zu machen – seine Hotelgäste konnten ja zwischen Semmelntransport und der neuen Technik wählen. Die Technik war damals wirklich neu: es waren nicht die 20er-Jahre, es war vielmehr die Zeit kurz nach der Inbetriebnahme der Cottbuser Straßenbahn im ersten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts. Der Droschkenbahnhof war gut frequentiert, und die Ungetüme aus Blech und Glas genossen bei Mensch und Tier noch ungeteilte Neugier. Der Triebwagen kam damals aus Breslau, um die elektrischen Teile hatte sich Siemens & Halske gekümmert. Deutlich ist auch im Bild der zu dieser Zeit übliche Bügelstromabnehmer erkennbar.
Das Gebäude links ist natürlich das alte Cottbuser Rathaus, Amtsgebäude von Paul Ernst Friedrich Werner, einem Zeitzer, der auch den genannten Hotelier, den Eduard, einen seiner verdienten ehrenamtlichen Stadtverordneten, gut kannte. Die weit bekannte Ansorgsche Hotellerie und Gastronomie ist bis zum Jahre 1865 zurückzuverfolgen; aber der Bierausschank geht noch wesentlich weiter zurück: ein Mathias Anschuch besaß daselbst bereits um die Mitte des 16. Jahrhunderts Brau- und Schankrechte auf sage und schreibe 20 Biere.“
Klaus Jung beschrieb eine Entdeckung: „Interessant ist für mich, dass ich einen sogenannten ‘Dachständer’ der Reichspost auf dem Dach entdeckt habe. Das sind die drei dünnen Rohre rechts neben den (wahrscheinlich) drei Schornsteinrohren. In der Mitte der drei Rohre, auf halber Höhe, befand sich eine Bohle. Auf dieser konnte man stehen, wenn man auf dem Dachständer arbeiten musste. Von dem nahegelegenen Postamt wurden damals die Telefonleitungen über die Dächer bis hin zu den Telefonkunden geführt. In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre verschwand in Cottbus der letzte Dachständer.“
Diethard Schulz schätzt richtigerweise ein: „Das sehr schöne Bild dürfte eine Rarität in der Postkartensammlung der Damals war’s-Bilder sein“.
Vielen Dank allen Ratefreunden.