Die Brühlsche Schlossterrasse in Pförten
Damals war´s | Von CGA Verlag | 19. April 2024Um den Park in Brody bemühen sich seit Jahrzehnten Enthusiasten im Ehrenamt.
Diesmal geht der historische Ausflug in die polnische Niederlausitz nach Brody, vormals Pförten.
Mag zunächst ein Gartenexperte das Wort nehmen, Michael Max aus Cottbus: „Wir sehen hier ein sehr schönes Foto der parkseitigen Treppe des Schlosses in Pförten. Auf der Rasenfläche vor dieser Treppe stehen Fragmente des Kaskadenbrunnens. Heinrich von Brühl, 1. Minister von August dem Starken, fügte die getrennte Herrschaft Forst/Pförten wieder zusammen und erbaute dieses ehemals prächtige Schloss incl. einer bemerkenswerten Parkanlage. Sein größter Neider, Fridericus Rex, ließ das Schloss 1758 kurzerhand abfackeln. Löscharbeiten wurden der Bürgerschaft untersagt. Jahrzehnte dauerte die Instandsetzung bis es 1858 wieder der angemessene Stammsitz der Familie von Brühl wurde. So man in Ruhe die Maulwurfshaufen auf der vernachlässigten Wiese betrachtet, entdeckt man kleinste feinste Scherben weißen Porzellans. Diese sind Fragmente des legendären Schwanenservices, das mit der erneuten Zerstörung des Schlosses nach dem Einmarsch der Russen seinen Untergang fand. Viele Parkseminare wurden in vergangenen Jahren durch Dr. Claudius Wecke organisiert, um dieses Kulturgut der Nachwelt zu erhalten. Viele Deutsche und Polen arbeiteten unentgeltlich. Jedoch ohne ständige gärtnerische Betreuung vergammeln all die guten Ansätze der Sanierung wieder.“
Auch Herbert Ramoth aus Cottbus fand den Weg nach Brody über die Forster Neiße: „Das Bild stammt aus dem östlichen Teil der Niederlausitz, und zwar aus der ehemaligen Stadt Pförten, dem heutigen Brody in Polen. Das auf dem Foto abgebildete Schloss ist im Krieg zerstört worden und ist als Ruine erhalten geblieben. In den noch existierenden Seitengebäuden ist ein Schlosshotel untergebracht. Der dazugehörige Park kann besucht werden, er wird von ehrenamtlichen Helfern aus Polen und Deutschland gepflegt. Pförten war einst eine bedeutende Standesherrschaft in der Niederlausitz. Im Jahre 1740 erwarb Heinrich Graf von Brühl die Standesherrschaft und ließ in den nachfolgenden Jahren die barocke Dreiflügelanlage umbauen, das Schloss Pförten diente ihm als Residenz.“ Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg hat erkannt: „Das Foto zeigt eine geschwungene Freitreppe mit flügelgleichen Stufen und Figuren vom Schloss in Pförten, dem heutigen Brody, um 1930. Von hier aus gelangte man in den um1740 angelegten barocken Schlosspark und an den Pförtener See. Das Schloss und auch die Stadt blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück, denn beides befand sich zunächst im Besitz der Familie von Promnitz, die es an den sächsischen Premierminister Heinrich Graf von Brühl verkaufte. Zwischen 1741 und 1749 wurde ein bestehender Bau erweitert. 1758, während des Siebenjährigen Krieges, ließ Friedrich II. wegen verschmähter Liebe zur Gräfin Orzelska das Schloss niederbrennen. Das Schloss wurde zunächst notdürftig hergerichtet und 100 Jahre lang als Scheune genutzt. Erst von 1919 bis 1924 wurde es restauriert, aber leider durch Kriegseinwirkung 1945 erneut stark beschädigt. Zum Schloss gehören auch zwei langgezogene Flügelbauten, die Kavalierhäuser. Sie wurden schon saniert und beherbergen ein gern besuchtes Restaurant und Hotel sowie Räume für unterschiedliche Veranstaltungen. Auch am Schloss begann 2013 die Sanierung und man hofft für die erst notdürftig gesicherte Ruine auf einen neuen Anblick. Erfolge im Schlosspark erreichen der seit dem 16. November 2010 als Mitglied im Europäischen Parkverbund Lausitz bestehende Verein sowie die jährlichen freiwilligen deutsch-polnische Parkseminare. Das Schloss war auch bis zu seiner Zerstörung reichlich mit Kunstwerken und Schätzen gefüllt, wie wertvolle Gobelins, Gemälde, Möbel und das berühmte Meißener Schwanenservice, welches aus 2200 Einzelteile bestand. Selbst war ich auch schon in Pförten und ein Besuch lohnt sich hier immer wieder.“
Arno Schulz aus Guben fügt an: „Heinrich Graf von Brühl hat die Schlossanlage von Pförten, heute Brody in Polen, nach Entwürfen des Oberlandbaumeisters Johann Christph Knöffel im Stil des Rokoko umbauen lassen. Ebenso wurde der Park neu gestaltet und erweitert. Friedrich II. (der Große), ließ das Schloß seines Erzfeides, des sächsischen Premierminister und Reichsgrafen Heinrich von Brühl am 1. November 1758 schleifen (niederbrennen). Die Erben konnten den Wiederaufbau erst von 1919 bis 1924 ermöglichen. Kurz nach der Einnahme des Ortes durch die Rote Armee 1945 ging das bis dahin unzerstörte Schloss in Flammen auf. Während die Wirtschafts- und Kavaliershäuser wieder restauriert und bewirtschaftet werden, wartet die Schlossruine noch auf den Wiederaufbau. Ein Ausflug nach Brody ist ein lohnendes Ziel.“ S. Sachse mailt ergänzend: „Das Schloss der Brühls wurde äußerlich in den 1920er Jahren restauriert und bekam auch sein dominantes Dach zurück, innen sind die Brandschäden aus dem 18. Jahrhundert aber nie behoben worden, wie Zeitzeugen berichten.“
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