Die Cottbuser Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert blieb teils erhalten

Ein schönes Stück Mittelalter bewahrt.

Stadtmauer
Stadtmauer in Cottbus.

Nein, schwer war die Lösung diesmal nicht, aber darauf kommt es auch nicht an bei diesem besonders schönen Motiv, das eine Leipziger Firma 1940 als Original-Fotografie in den Handel brachte.

So schreibt uns Andreas Knips aus der Straße des Friedens in Strausberg: „Die abgebildete Wehranlage gehört A) zu Cottbus. Auf der linken Seite ist hinter der Stadtmauer das Neue Rathaus zu erkennen. Seine offizielle Einweihung fand im Dezember 1937 statt. Am 21. April 1945 wurde das Neue Rathaus durch eine Fliegerbombe getroffen und brannte zum Teil ab. Es wurde wieder aufgebaut und verlor infolge der Erweiterung auf fünf Stockwerke in den Jahren 1966 und 1967 seine Satteldächer und Zwerchgiebel. Rechts davor in der Stadtmauer sieht man mit dem kurzen Türmchen die Lindenpforte. Diese stellte einst den schnellsten Weg zwischen Berliner Platz und alter Synagoge (Ecke Markt- /Mauerstraße) dar. Aus diesem Grund wurde sie einst auch als Judenpforte beziehungsweise Judentor bezeichnet.“

Burkhard Bender aus der Vetschauer Straße in Cottbus beschreibt: „Aufgenommen vom damaligen Berliner Platz aus, zeigt das Bild die Stadtmauer mit der Lindenpforte, damals auch Judenpforte genannt. Oder auch ‘Die Schulzen ihre Pforte’, nach einer Obsthändlerin benannt, die ihren Verkaufsstand dort hatte. Der Durchbruch des Turmes geschah 1879, wie Geschichtsbücher belegen. Dahinter befindet sich die Mauerstraße/Ecke Marktstraße. Für das Neue Rathaus, im Bild ganz links, erbaut 1934-1935, komplett 1938 fertig, mussten historische Gebäude weichen. In der Bildmitte erahnt man das große Haus ‘F.F.Sack Juwelier’ in der Spremberger Straße, daneben am Schlosskirchplatz die Turmspitze der Schlosskirche, heute Synagoge. Ganz rechts im Bild die Rückseite vom Kaufhaus Waldschmidt mit der markanten Wand.“

Ramiro Lehmann vom Schulweg in Cottbus-Sielow erklärt: „Dieses Bild wurde natürlich in Cottbus aufgenommen, vermutlich vom Reichspostamt aus. Es zeigt die noch nicht zerstörte alte Innenstadt mit der Stadtmauer und der durch Bäume verdeckten Linden-/Judenpforte. Links oben ist ein Teil vom Neuen Rathaus zu sehen. Markant auf diesem Bild im oberen Teil des Giebels: Eine Figurengruppe, die einen SA-Mann darstellte, der auf der einen Seite einen Juden im Griff hatte und auf der anderen einen Kommunisten. Die Gruppe soll 1944 aus baulichen Gründen entfernt worden sein, der Sockel ist noch sichtbar vorhanden.“

Renate Brinke aus der Hagenwerderstraße in Cottbus hat erkannt: „Wir sind in Cottbus gleich hinter der Mauer, sehen das Rathaus lange vor dem Umbau. Daneben die Lindenpforte, ein Stück weitet links der spitze Turm, darin heute die Gaststätte ‘Der Käfig’. Weiter hinten mittig ein Haus mit 3 kleinen und 2 größeren Fenstern müsste in der Bärgasse stehen und darüber der spitze Turm gehört zur Schlosskirche, jetzt Synagoge.“

Frank Irmer aus der Cottbuser Philipp-Melanchthon Straße geht in die Historie: „Es ist die Cottbuser Stadtmauer. Im Zuge der Stadtbefestigung wurde Sie im 14. Jahrhundert aus Backsteinen errichtet. Von den ehemals vier Stadttoren hat sich nur der Torturm des Spremberger Tores erhalten. Wir schauen aus Richtung Berliner Platz auf die Stadtmauer. Da links im Bild das Neue Rathaus zu sehen ist, muss es nach 1935 aufgenommen sein. Parallel hinter der Stadtmauer verläuft die Mauerstraße, die damals bis zum Spremberger Turm ging. Der linke Turm der Stadtmauer, früher Judentor, ist die Lindenpforte, erst 1879 eingebracht. Etwas weiter rechts, ragt die Spitze der Schlosskirche heraus. Ganz rechts, hinter dem spitzen Turm, ist das Kaufhaus Waldschmidt zu erkennen.“

Guenther Aschenbach
Unser Leser Guenther Aschenbach hat von der Post aus eine ähnliche Perspektive gefunden und meint, trotz des starken Bewuchses ist alles Wesentliche zu erkennen.

Der Cottbuser Günther Aschenbach stellt fest: „Links hinter der Stadtmauer ist das heutige Rathaus in der ursprünglichen Architektur zu erkennen. Weitere Gebäude in unmittelbarer Nähe sind so kaum noch erhalten. Ich sende Ihnen ein Bild, welches ich 2004 aus der ehemaligen Hauptpost in etwa der gleichen Blickrichtung aufgenommen habe. Trotz des ziemlich dichten Bewuchses sind noch typische Merkmale der Stadtmauer zu erkennen.“

Klaus Reiter aus Cottbus fand heraus: „Die Wallanlage war mit Steinen erbaut und außen mit Stadtgraben versehen. Die Länge betrug ca. 1700 Meter, einzelne Abschnitte wurden immer wieder der Zeit angepasst. Es gab mehrere Durchlässe; Sandower Tor, Neustädter Tor, Klostertor, Luckisches Tor und Lindenpforte. Zu DDR Zeiten waren neben der Lindenpforte öffentliche Toiletten; heute ist darüber die Gaststätte „Stadtwächter“. Links das helle Haus ist das Rathaus, welches ab 1934 gebaut wurde. An der Ecke auf einer Betonplatte stand ein SS-Mann, der einen Juden und einen Kommunisten am Kragen packte. Die Platte ist heute noch zu erkennen. Rechts in der Mauer, damals Kleine Mauerstraße, waren lange ein Gartenbetrieb und die Polizeistation.“
Manuela Fischer aus der Zimmerstrasse in Cottbus schreibt: „Es ist die Sicht aus Richtung Hauptpost. Auf der linken Seite ist das heutige Restaurant Stadtwächter verdeckt. Auf der kleinen gemütlichen Terrasse lässt es sich gut verweilen. Das damalige schöne Rathaus, links im Bild, wurde im Krieg zerstört. Nach dem Wiederaufbau war es das Gebäude des Rat des Bezirkes.“
Zu diesem Gebäude weiß unser Leser S. Sachse eine Episode. Er mailt: „Für die heutige klare Form des aufgestockten und damit deutlich erweiterten Gebäudes ist der Architekt Wolfgang Roth verantwortlich, damals fester Mitarbeiter im Bezirksbauamt. Er habe das Projekt in Windeseile in Feierabendarbeit erstellt. Grund: ‘Ich hatte meine Fahrerlaubnis verloren und wollte sie durch diese Leistung schnell zurückbekommen’. Das funktionierte damals…“

Katrin Lehmann aus der Rostocker Straße in Cottbus ergänzt: „1879 wurde ein Mauerturm in der westlichen Stadtmauer für den bequemeren Verkehr zum Markt auf dem Berliner Platz mit einem Durchbruch versehen. Er ist unter dem Namen Lindenpforte und Judentor (die erste Synagoge befand sich an der Ecke Mauerstraße/ Marktstraße) bekannt. ‘Lindenpforte’ kommt von dem großen Baum in der Mauerstraße, der auch dem dort befindlichen Stockhaus (Polizeigefängnis) den Namen ‘Zur grünen Linde’ einbrachte. Die Lindenpforte hatte im Volksmund auch den Namen ‘Schultzen-Pforte’, da hier eine Gemüsehändlerin dieses Namens immer ihren Stand aufbaute. Links hinter der Stadtmauer erkennen wir das Rathaus. Es wurde ab 1934 gebaut. Beim späteren Aufstocken wurden dem Rathaus die Giebel genommen und somit dem Gebäude ein völlig anderer Stil gegeben.“

Weitere Beiträge über das historische Cottbus finden Sie hier!