Bitte aktiviere / Please enable JavaScript![ ? ]
Die Eisenbahn an der Taubenstraße - Märkischer Bote Die Eisenbahn an der Taubenstraße Die Eisenbahn an der TaubenstraßeMärkischer Bote
Donnerstag, 2. Mai 2024 - 03:21 Uhr | Anmelden
  • Facebook SeiteTwitter Seite

header-logo

 
Overcast
15°C
 
das epaper der lausitzer heimatzeitung
Anzeigen

Die Eisenbahn an der Taubenstraße

Bilder aus dem alten Cottbus | Von | 29. September 2023

1966 dampfte erstmals eine Eisenbahn an der Stadt Cottbus vorbei.

Taubenstrasse 1

Nur bei ganz genauem Hinsehen ließ sich am Giebel dieses Hauses im Jahre 2015 (vor Sanierung) noch lesen: Gasthof Zur Eisenbahn. Es handelt sich um das Haus im Rätselbild rechts und es steht noch immer nahe der Eisenbahn in der Taubenstraße.

Die schöne Grafik aus der frühen Cottbuser Eisenbahngeschichte hat vielen Lesern gefallen, aber persönliche Eindrücke waren dabei rar. Nur dieser fiel besonders auf: S. Sachse mailt: „Ich habe diese Grafik schon gesehen, vielleicht im Museum oder in einem Eisenbahnbuch. Besonders augenfällig ist neben den wohlbekannten Türmen der Stadt das schlichte Haus rechts. Das gibt es noch heute, soviel ich weiß. Es steht in der Cottbuser Taubenstraße und ist in dieser Weise erst wieder zu sehen, seit das Central-Hotel davor abgerissen wurde. Dieses Hotel war wohl eher eine Absteige, aber es gehörte eine Kneipe mit Saal dazu, in dem allerlei Parteiversammlungen abgehalten wurden, vor dem Krieg und auch danach. An eine kann ich mich erinnern, da hat hier zu festlichem Anlass der freie Sänger Uli Monden, ein extrem schlanker Typ mit tiefem Bass, das Lied von der Partei gesungen, die immer recht hat. Es waren aber gar keine Genossen im Publikum. Die Leute haben die Köpfe gesenkt und artig applaudiert. Sowas gab’s, weiß Gott. Nur gut, dass das Central-Haus weg ist. Nun ist das historische wieder da.“
Reinhard Semt schreibt: „Der Zeichnung liegt offenkundig ein sehr bedeutendes Ereignis der Cottbuser Verkehrsgeschichte zugrunde. Und dies war mit der Inbetriebnahme des ersten Abschnittes der Eisenbahnlinie Berlin-Görlitz, von Berlin bis Cottbus reichend, 1866 gegeben. Zuerst nur für Militärtransporte im Preußisch-Österreichischen Krieg genutzt, folgte noch 1866 auch der Personenverkehr Berlin-Cottbus, ehe dann 1867 die Komplettierung der Strecke bis Görlitz erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Lösung B ist also zutreffend.“
Manfred Gnida aus Spremberg findet: „Eine schöne Lithografie zur Eisenbahngeschichte, welche die erste bildliche Darstellung einer Eisenbahn in Cottbus dokumentierte, die eine große Bedeutung des Verkehrswesens für die Entwicklung der Stadt hatte. Der Monat September ist ein guter Zeitpunkt für einen historischen Rückblick zur Eisenbahn, denn am 13. September 1866 fuhren die ersten planmäßigen Züge zwischen Berlin und Cottbus.  Ab diesem Zeitpunkt ist regelmäßig ein Zug für Personen- und Güterverkehr vom Cottbuser Bahnhof gefahren und eine Streckenerweiterung nach Görlitz erfolgte am 31. Dezember 1867. Infolge des Preußisch-Österreichischen Krieges fuhren aber schon die ersten Militärzüge am 13. Juni 1866 auf der Strecke Berlin-Cottbus.
Um 1875 entstanden viele Zeichnungen aus Cottbus von Robert Geissler und Gustav Frank und eine davon ist das Rätselbild. Betitelt als Eisenbahnübergang bot sich dieser Blick zwischen Bahnhofstraße und Dresdener Straße. Die Schräge in der Bildmitte ist die heutige Blechenstraße, die zur ‘Rampe’ und Bahnhofsbrücke führt. Im Hintergrund sind Bauwerke wie die im 15.Jh. erbaute Oberkirche, der Rathausturm vom alten Rathaus und der Spremberger Turm zu erkennen, die teils noch das heutige Stadtbild prägen. Das alte Rathaus stand damals am heutigen Altmarkt, brannte 1945 ab, und der Turm wurde danach gleich und der Rest des Gebäudes 1948 abgerissen.“ Klaus Reiter ergänzt: „Die Geschichte der Cottbuser Eisenbahn begann am 13.9.1866 mit der Fahrstrecke Cottbus-Berlin. Bereits 1864 lag die vom König unterschriebene Baugenehmigung vor. Aber seit 1846 gab es einen Schienenstrang der Cottbus-Schwielochsee Eisenbahn AG. Bereits 1867 wurde die Strecke bis Görlitz verlängert. 1872 folgte die Strecke Halle-Cottbus-Sorau-Guben und 1876 Cottbus-Frankfurt/O. In Cottbus befand sich auch die königliche Hauptwerkstatt. In den folgenden Jahren folgten weitere Verbindungen nach Dresden, Leipzig, Sagan und Breslau. Der Preis für die erste Strecke in der 3. Klasse betrug anderthalb Taler. 7.40 Uhr fuhr der Zug von Cottbus nach Berlin und 8.40 Uhr von Berlin nach Cottbus. Dadurch entstanden prachtvolle Bahnhöfe.“ Katrin Lehmann aus der Rostocker Straße in Cottbus verfügt über ein gut sortiertes Archiv: „Laut meiner Nachschlagewerke ist es das erste Bild einer Eisenbahn in Cottbus, Lithographie um 1875. Der Güterzug in Richtung Osten am Eisenbahnübergang vor der Stadtsilhouette z. B. mit Spremberger Turm und Oberkirche. Zwischen 1866 und 1876 wurde Cottbus zu einem Eisenbahnknotenpunkt. 1866/67 erhielt Cottbus mit der Eisenbahnlinie Berlin-Görlitz das Transportmittel, mit dem Rohstoffe, Fabrikwaren, Handelsgüter aller Art, Postsendungen und Personen transportiert werden konnten. In rascher Folge wurden Bahnlinien in alle Himmelsrichtungen gebaut: 1866 Berlin-Cottbus, 1867 nach Görlitz, 1870 Cottbus-Großenhain (mit Anschluss nach Dresden), 1872 Sorau-Cottbus-Halle (Anschluss Leipzig), 1872 Cottbus-Guben und 1876 Cottbus-Frankfurt/Oder. Zwischendurch wurde 1870 der Cottbuser Bahnhof erbaut.“ Bettina Schröder kann sich nicht so richtig vorstellen, in welche Richtung dieser Zug fahren soll. „Nach Forst gab es noch gar kein Gleis, als solche Lokomotiven fuhren. Soll das etwa ein Zug nach Spremberg sein? Ich bin mir nicht sicher, aber tippe auf B.“ Auch Jörg Wehnert entscheidet sich so: „Die Eisenbahn nach Görlitz wurde zu dieser Zeit gebaut. In Madlow kann man die Bollwerke sehen, die zum Schutz der Brücke errichtet wurden. Sie werden jetzt restauriert. Wer mit dem Rad aus Cottbus an der Spree nach Süden fährt, hat das schon entdeckt. Es gibt dort auch Schrifttafeln zur Geschichte.“ Schließlich meldete sich Frank Bilker noch telefonisch: „Der Spremberger Turm ist zu hoch geraten, die Lokomotive vermutlich zu klein. Aber es könnte 1866 sein. Zwanzig Jahre vorher gab es schon bei uns in Guben eine Eisenbahn nach Berlin und Breslau.“ Vielen Dank allen Lesern für ihre Anrufe, Mails und Karten. Nicht alle tippten richtig, aber alle haben ihr Interesse an der örtlichen Geschichte bekundet.

Weitere Beiträge über das historische Cottbus finden Sie hier!



Anzeige

Kommentar schreiben

Kommentar


Das könnte Sie auch interessieren: