Es bleibt unerschütterlich – das Liebesverhältnis der Forster Einwohner zu ihrer „Schwarzen Jule“, einer Kohle- und Lastenbahn, die 72 Jahre lang mit maximaler Geschwindigkeit von acht Stundenkilometern durch die Straßen der Tuchstadt rangierte. 1965 war Schluss damit, und dennoch wurde die „Schwarze Jule“ nie vergessen. Zum 130. Geburtstag luden vor wenigen Tagen der Museumsverein und das Brandenburgische Textilmuseum ein. Tatsächliches Jubiläumsdatum ist erst der kommende Montag, der 8. Mai. Dieser Tag im Jahre 1893 hatte nachhaltige Bedeutung für den industriellen Aufschwung der Stadt, die schon damals das „Manchester der Lausitz“ genannt wurde, aber an einem Transportproblem litt.
Zwar gab es seit 1872 den Eisenbahnanschluss mit der Strecke Sorau-Forst-Cottbus-Halle, doch die Kohlen für die Dampfmaschinen und die Fertigprodukte mussten per Pferdefuhrwerk zwischen Fabriken und Bahnhof transportiert werden. So beauftragte die Stadt 1892 die „Localbahn-Actiengesesllschaft“ in München mit Planung, Bau und Betrieb einer Anschlussbahn. Eisenbahnexperte Christian Menzel schrieb im NIEDERLAUSITZ-Jahrbuch 20-20: „Mit ihrem revolutionären Rollbocksystem auf 1 000 mm breiten Gleisen konnten alle relevanten Fabriken in Stadtgebiet trotz beengter Platzverhältnisse an das Bahnnetz – und damit an die Märkte der Welt – angeschlossen werden.“
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