Das besondere Cottbus-Foto aus den 1970er Jahren zeigt, dass Cottbus einst sehr viele Objekte der Eisenbahngeschichte zu bieten hatte, die ein museales Programm geboten hätten – von den stattlichen Rundheizhäusern des Bahnwerkes über die Gleisanlagen der Spreewaldeisenbahn bis hin zu dem Packhof der einzigartigen Pferdeeisenbahn hier in der Berliner Straße. Die Anlage ist nur noch Eingeweihten bekannt, und so gab es diesmal nicht ganz so viele Zuschriften und Anrufe.
Reinhard Semt mailt: „Bei dem gezeigten Gebäudekomplex handelt es sich um die Packstation der ehemaligen Pferdebahn von Cottbus nach Goyatz am Schwielochsee. Das zu Wohnzwecken umgebaute Gebäude ist an der Berliner Straße schräg gegenüber dem Parkplatz des REWE-Marktes gelegen. Häme gegenüber dieser einfachen Lösung ist unangebracht, denn diese Bahn bestand immerhin 33 Jahre und war ganz wichtig für die Entwicklung insbesondere der Textilindustrie in Cottbus sowie die Erschließung Berlins als Absatzmarkt für den Spreewald.“ Thomas Wiedner mailt: „Mir will scheinen, da steht noch eine echte Lore der Pferdeeisenbahn. Wo ist die denn geblieben? (Er meint wohl den Tafelwagen vorn; die Wagen hießen bei dieser Bahn tatsächlich „Loren“. d. Red.) Hinten steht der Packhof, die Miniausführung der Hamburger Speicher. Hier kam alles an, was aus fernen Ländern in hiesigen Kolonialwarenläden verkauft werden konnte, denn die Pferdebahn brachte Güter, die per Schiff von Stettin oder Hamburg in Goyatz ankamen, Cottbuser Produkte (Tuche u.a.) wurden hier nach Berlin und Hamburg verladen.“
Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg, der sich schon sehr auf das Jahrbuch 20-25 freut, das er irgendwann gewinnen möchte, schreibt: „Es ist wieder eine Erinnerung für Eisenbahnfreunde. Es gab/gibt vielfältige Bahnen hier in der Lausitz. Beispiele dafür sind die Schwarze Jule in Forst, die Spremberger Stadteisenbahn, die Muskauer Waldeisenbahn, die Speewaldbahn (Bimmelguste) und die zum Foto gehörende Goyatz-Cottbuser-Pferdeeisenbahn. Diese Bahn hatte einst eine wirtschaftlich besondere Bedeutung zur Beförderung von Gütern, die an den Ostsee- und Nordseehäfen ankamen. Mit den damals als ‘Kaffenkähne’ bezeichneten Transportmitteln kamen Waren über die Oder und die Havel bis zum Schwielochsee nach Goyatz. Hier wurden die Waren umgeschlagen und mit der am 24. Juni 1846 eröffneten Cottbus-Schwielochsee-Eisenbahn, der Pferdebahn, auf die ca. 32 Kilometer lange Strecke durch den Spreewald nach Cottbus transportiert. Ziel war das Packhaus, das heute noch an die historische Eisenbahngeschichte erinnert. Die Pferdebahn bestand bis 1879 und deren Streckenverlauf war nicht mit der späteren Spreewaldbahn identisch. Die Trasse führte von Goyatz-Byhlen-Fehrow nach Cottbus. Nach Betriebseinstellung dieser Bahn erfolgte eine Unterbrechung von 19 Jahren bis zur Verbindung zwischen dem Schwielochsee und dem Spreewald und es begann die Geschichte der Spreewaldbahn. Diese verband seit Eröffnung am 29. Mai 1898 auch wieder Goyatz mit Cottbus und stellte leider den Dienst am 4. Januar 1970 ein. Neben dem wirtschaftlichen Transport gab es nun hiermit auch Personenverkehr. Der touristische Zweig ist bei vielen noch in Erinnerung. Von der ehemaligen Pferdebahn zeigt das Foto einen Transportwagen und den Speicher am damaligen Umschlagplatz. Verschwunden ist der Speicher nicht, er wurde modernisiert und umgebaut. In Goyatz befinden sich in den Räumen der ehemaligen Verladestation ein Restaurant und eine Pension. Goyatz ist ein ‘Staatlich anerkannter Erholungsort’ und da lohnt ein Besuch des Gasthauses Hafenterrasse am Bahnhof Nr. 31. Im Außenbereich kann man noch die fast im Original befindliche alte Kaimauer sehen, wo einst die Schiffe ihre Fracht zum weiteren Transport brachten.“
Jens Pumpa aus Cottbus fasst zusammen: „Im Bild sehen wir den Packhof an der Berliner Straße um 1980. Als Vorläufer der späteren Spreewaldbahn, die ein weit verzweigtes Gleisnetz bis Lübben, Goyatz und Lieberose hatte, gab es von 1846 bis 1881 die Pferdeeisenbahn als direkte Verbindung vom Hafen Goyatz über Fehrow nach Cottbus. Hiermit wurden ausschließlich Güter transportiert mit Anschluss an die Häfen Hamburg und Stettin. In Cottbus war die Endstation in der Berliner Straße (früher Maschinenbauhandel). Der alte Packhof ist in die neue Wohnbebauung eingezogen worden. Am 24. Juni 1846 setzten sich die ersten Packwagen auf der fast 32 Kilometer langen Strecke in Bewegung. Im Gründungskapital von 273 000 Talern war auch die Errichtung des Packhofes samt Zollstation in der Berliner Straße 130 enthalten. Der Packhof in der Berliner Straße war das wirtschaftliche Zentrum der Pferdeeisenbahn. Die Bewältigung dieser Entfernung mit Packwagen, die von Pferden auf Schienen gezogen wurden, dauerte über 30 Stunden und war demzufolge für die Personenbeförderung nicht lukrativ. Die Pferdeeisenbahn wurde bis 1879 betrieben.“
S. Sachse ergänzt: „Von der Strecke Cottbus-Fehrow-Goyatz ist mit wenigen Ausnahmen, die Eingeweihte kennen, nichts mehr zu finden. Die Bahnreste in Cottbus wurden entfernt, das Lagerhaus für Wohnungen überbaut. Nur in Goyatz, wo einige Jahrzehnte der Dachdeckerbetrieb Waske in dem Hafengebäude seine Werkstatt hatte, wird an den Hafen ‘Hoffnungsbay’ erinnert. Touristen können dort anlegen und in einer gut geführten Pension wohnen oder auf der schönen Terrasse in Erinnerung schwelgen. Es gibt dort zahlreiche Informationen zur einzigartigen Pferdeeisenbahn, die auch Transportkundschaft aus Sachsen, Böhmen und sogar Ungarn bediente.“
Wolfgang Grollmisch schrieb an den Verlag: Aus meiner Zeit als Rangierer, Bahnhof Cottbus, von 1964 bis ‘76 kenne ich das Gebäude als Anschlussgleis ‘Koppe’ – Maschinenbauhandel, Berliner Straße.“
Lutz Kleinert aus der Cottbuser Clara-Zetkin-Straße, der an interessanten Dingen über die Textilindustrie von Cottbus und Umgebung Freude hat, schreibt uns: „Beim hinteren Gebäude auf dem Foto handelt es sich um ein Lagerhaus. Es befindet sich in Cottbus, Berliner Straße, gegenüber dem Fahrradgeschäft. Die Mauer rechts ist heute teilweise abgetragen. Bei dem Gebäude des Fahrradgeschäftes handelt es sich übrigens um die einstigen Verkaufsräume der ehemaligen PGH Raumgestaltung (Produktions-Genossenschaft des Handwerks). Die PGH stellte hochwertige Möbel in Serie, individuelle Einzelanfertigungen, auch für Privatkunden, her und führte den Innenausbau öffentlicher Gebäude aus, wohl auch der Stadthalle. Wie alle größeren nicht volkseigenen Betriebe wurden im Jahr 1972 auch die Mitglieder der PGH durch den DDR-Staat enteignet. Die Pferdebahn wurde 1846 eröffnet und bis 1879 betrieben. Sie wurde von Cottbuser Kaufleuten als Aktiengesellschaft zum Zwecke einer besseren Handelsverbindung zwischen Cottbus und Goyatz/Schwielochsee gegründet. Von da gingen die Waren weiter per Schiff nach Berlin, Hamburg, Stettin. In erster Linie wurden Waren transportiert, nicht Personen. Ab 1900 befand sich auf dem Gelände dann die Eisenhandlung Koppe, danach der VEB Maschinenbauhandel. Zu Wendezeiten befand sich das Gebäude in einem desolaten Zustand, mit Feuchteschäden außen und innen. Heute befinden sich dort Wohnungen.
In Fehrow am Ortseingang (von Schmogrow kommend) befand sich bis vor ca. 15 Jahren ein kleines Backsteinhäuschen, welches meines Wissens noch zur Pferdeeisenbahn gehörte. Im Zuge des Eigenheimbaus wurde es leider abgerissen. In Fehrow überquerte die Bahn die Spree. Im Wald bei Byhleguhre sind noch deutliche Spuren der Pferdeeisenbahn zu finden. Es handelt sich um aufgeschüttete Dämme. Außerdem deutliche Geländeeinschnitte, es wurde also Sand abgetragen, um ebene Gleise zu erhalten. Dies erleichterte den Pferden ihre Arbeit. Anbei aus der Gesetz-Sammlung von Preussen die ‘Allerhöchste Konzessions- und Bestä- tigungsurkunde für die Kottbus-Schwielochsee-Eisenbahngesellschaft’, unterzeichnet von Friedrich Wilhelm, König von Preußen, am 2. Mai 1845.“
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