Drogen, Farben, Lacke, Tapeten und mehr bei Perseke

Ein Fachgeschäft, das mit gut sortiertem Angebot Jahrzehnte in bestem Ruf stand.

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Nicht ganz so scharf, dafür eine historische Kostbarkeit. Der Colonialwaren-Persecke aus den 1920er Jahren

Vielfältige Erinnerungen hat das Bild aufgerufen. Horst Hauptmann aus der Max-Grünebaum-Straße in Cottbus schreibt: Das Foto zeigt das sehr bekannte Geschäft von Hermann Perseke in – B – Cottbus. Dieser Laden war ein Vorläufer von heutigen Baumärkten für Malerartikel und Drogerieprodukte. In den Kinos lief vor dem Filmprogramm der Werbeslogan ‘Farbe erhält, was sonst zerfällt – Fachgeschäft Hermann Perseke, Marktstraße Cottbus’ Das Geschäft war bei Jung und Alt wohlbekannt. Nach 1989/90 waren bzw. sind andere Geschäfte hier eingerichtet. Man denkt gerne zurück an Vergangenes.“ Ramiro Lehmann vom Schulweg in Cottbus-Sielow ergänzt: „Perseke war ein ganz besonderes Geschäft, es verband Drogerie mit Farb- und Lackhandel. Dort bekam man auch den begehrten ‘Pur-Lack’. Aber auch vieles andere konnte man dort kaufen. So habe ich mir dort als Schüler Alaun besorgt, um Kristalle zu ‘züchten’. Zur Jahreswende konnte man dort Feuerwerk kaufen. Dieses Geschäft wurde aber schon zu DDR-Zeiten aufgegeben.“ Angelika Regel aus Cottbus-Döbbrick freut sich: „Ohja,lange ists her! Aber wurde was für Haus & Garten zum Werkeln gebraucht, bei – Perseke war man da immer erfolgreich!“
Klaus Reiter fragt rhetorisch: „Wer kennt in Cottbus nicht Hermann Perseke, Drogerie- und Farbengeschäft in der Marktstraße?! Die Familie wohnte in der Berliner Str.158 in der 2. Etage, ich kannte sie persönlich, da ein Klassenkamerad oben drüber wohnte. Im Farbengeschäft wurden auf Wunsch die Farben gemischt. War die Farbe nicht da, wurde sie in Madlow aus der eigenen Produktionsstätte geholt. Natürlich gehörten auch Tapeten zum Angebot. Ich erinnere mich sehr gut an den Silvesterverkauf von Pyroartikeln. Eines der wenigen Geschäfte, die diese Artikel verkauften. Schlimm war nur, dass man sich um 6.00 Uhr schon anstellen musste, um noch etwas zu bekommen. Wie üblich ging einiges unter dem Ladentisch weg. Leider starb Herr Perseke am 22.2.2017 und seine Nachfolger wollten das Geschäft nicht weiter führen.“
Reinhard Semt hält es mit dem Bewahren: „Eine Flasche Verdünnung mit Original-Aufkleber habe ich vor zwei Jahren dem Kräuter- und Olitätenmuseum “Beim Giftmischer” in Saalfeld, OT Schmiedefeld, als Sammlungsergänzung nebst anderen Artikeln vermacht (aktuell nur Fr. -So. geöffnet).
Michael Kuhrt, G.-Moritz-Straße in Cottbus, schreibt: „Bei Perseke in der Marktstraße bekam man u.a. Produkte, die sonst im DDR-Handel kaum zu finden waren, besonders unverpackte Chemikalien und Drogerie-Erzeugnisse. Dazu gab es praktische Hinweise zur Anwendung oder auch Tipps zur Fleckentfernung auf Textilien. Die Fa. Perseke stellte in eigener Fabrikation in Madlow Farben und Lacke her. Selbst modische Tapeten waren im Geschäft zu haben.“ Manuela Fischer fügt ein: „Heute befindet sich das italienische Restaurant ROMA mit Jimmy als Inhaber in dieser Immobilie.“ Petra May kommt auf Vergangenes zurück: „Was waren das noch für schöne Zeiten als es ‘Drogen’ bei Perseke in Cottbus gab. Alles, was man zum Malern oder Malen brauchte, gab es in der Marktstraße. Immer wurde man gut beraten, vieles erhielt man dort, was es woanders nicht gab. Meine Eltern kauften dort gern, auch Drogeriewaren. Heute isst man dort gut im ‘Ristorante Roma’. Liebe Redaktion, macht weiter mit dieser Serie.“ Jutta Lehmann erinnert sich: „Das Geschäft befand sich, bevor der Abriss vom zum Teil historischen Gebäudebestand in der Innenstadt begann, in der Marktstraße. Der Chef des Ladens, immer mit Schlips und Kragen und gepflegten Kittel, war kompetenter Ansprechpartner für seine Kunden. Tolle mundgeblasene weihnachtliche Dekoration in der Adventszeit gehörte zum Standard. Ein Freund meines Vaters war hier als Buchhalter beschäftigt. Nach Aufgabe des Geschäftes wurde er in einem anderen Firmenteil der Unternehmerfamilie Perseke in gleicher Funktion beschäftigt. Die Enteignungswelle privater Unternehmen in den 70er Jahren traf dann wohl auch diese Familie. Der Betrieb „Lacke und Farben“ im OT Madlow wurde in ‘staatlicher Hand’ bis zur Wende weitergeführt.“ Rainer Wollmann, Tannenweg Kolkwitz, hat erlebt: „Zu DDR-Zeiten hatte man Schwierigkeiten, einen Grillabend zu organisieren. Grillwürstchen oder Fleisch bzw. Gemüse zum Grillen konnte man kaufen. Die Probleme gab es bei der Holzkohle. Ein Geheimtipp war die Fa. Perseke, denn dort hat man die begehrte Grillkohle bekommen. Übrigens wurde in Klinge im Auftrag der VVB Braunkohle als Konsumgüterproduktion Holzkohle aus Paletten hergestellt, allerdings enthielten die 10 Kg -Säcken sehr viele Nägel.“
Dieter Buddrus berichtet: Dieses Perseke-Geschäft in der Marktstraße war nicht nur für Cottbuser ein Begriff. Denn man wurde dort perfekt beraten und Perseke hatte so manches, was in anderen Geschäften nicht vorhanden war. Die Gastronomie an dem Standort habe ich vor mehr als zehn Jahren einmal besucht und wurde absolut enttäuscht. (Die genauere Beschreibung sparen wir hier mal aus) Einmal und nie wieder.“
W. Marlow hat sich im Internet schlau gemacht. „Dabei entdeckte ich die Seite ‘Cottbusdigital’. Also der Laden ‘Drogen und Farben’ von Hermann Perseke befand sich in der Marktstraße und es gab ihn noch zu DDR-Zeiten. Ein Blick zurück in das Adressbuch Cottbus der 20er Jahre zeigt, dass neben den Lacken und Farben auch mit Kolonialwaren gehandelt wurde. Übrigens: Antiquarisch gibt es noch heute ein Buch von Herrn Perseke im Handel – über Drogen und die ‘Giftmischerei’. Wer sich dafür interessiert – Google gibt Auskunft. ‘Gifthandel Giftprüfung Drogerie Perseke Cottbus’ eingeben.“ Jens Pumpa aus Cottbus bemerkt: „Die Drogerie Perseke in der Marktstraße war für die eigene Produktion von Farben und Lacken bekannt. In dem gezeigten Haus befand sich die Firma „Hermann Perseke“. Zu dieser Familie gehörte auch noch eine eigene Farbenproduktionsstätte in Madlow. In der Mitte der 1920er-Jahre wurde neben den Lacken und Farben auch mit Kolonialwaren gehandelt. Wollte man in der DDR moderne Tapeten kaufen, musste man zu Perseke in der Marktstraße gehen.“
Schließlich sei noch S. Sachse zitiert: „Der letzte Inhaber der Drogerie war der Sohn von Hermann Persecke. Ich glaube, er hieß gar nicht Hermann, wurde aber schon in der Schule und auch später von allen so genannt. Sein Onkel betrieb die Farbenfabrik in Madlow.“ Gewonnen hat Horst Hauptmann aus Cottbus.

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