„Man könnte denken, es ist Cottbus…“ – und von hier wie da schreiben uns Leser
Versunken in Erinnerungen schreibt unser Leser Dieter Buddrus: „Das Bad auf der Aufnahme sieht aus wie jenes Schwimmbad, in dem ich vor 52 Jahren meine vorvorletzte und vorletzte Schulstunde hatte. Nach den jenen zwei Stunden Sportunterricht im Schwimmbad, übrigens ohne Aufsicht, hatten wir damals noch eine Stunde Russisch. Unsere komplette EOS-Klasse bummelte auf dem Rückweg zur Puschkinpromenade, kam 20 Minuten zu spät und bekam als letzte Aktion eines Lehrers einen Klassentadel. Von uns 26 Schülern haben damals nur wenige das Zehn-Meter-Brett benutzt. Es war damals ziemlich kühl und ich war seitdem nicht mehr in diesem Schimmbad oder seinem teuren Nachfolger oder anderen Schimmbädern. Ich mag den meist großen Lärm überhaupt nicht und außerdem benötige ich beim Ausruhen, im Wasser auf dem Rücken liegend, sehr viel Platz.“ Eine schöne Geschichte, aber sie liegt genauso daneben, wie die von R. Nohr, der sicher glaubt: „Das ist das Cottbuser Schwimmstadion. Und ich habe noch eine schöne Erinnerung an diese Begebenheit: Damals war hier in Cottbus das Stabsmusikkorps der Luftstreitkräfte stationiert. Und ein Konzert fand mal in eben diesem Schwimmstadion statt. Auf jedem Absprung des Turms stand ein Bläser, aber auf dem 10-Meter-Absprung stand der Kesselpauker. Tolle Musik, und mit dem Schlussakkord sprang die Turmbesatzung ins Wasser und von 10 Meter eben auch der Kesselpauker. Dann spielte aber das Orchester nochmal weiter, und die nun im Wasser schwimmende Turmbesatzung platschte mit den Händen auf dem Wasser im Takt dazu, und das war toll.
Und das hatte sich sicherlich der Orchesterleiter Oberstleutnant Horst Hoffmannbeck ausgedacht.“
Ja, das klingt einzigartig, und deswegen erscheint die Geschichte hier auch – obwohl die Antwort so falsch ist wie die zuvor zitierte! „Forst ist die richtige Lösung“, schreibt Manfred Gnida aus Spremberg. Und weiter: „Das Rätselmotiv zeigt eine Aufnahme, die mir noch aus jüngeren Jahren in Erinnerung ist. Damals, bei Besuchen des in der Nähe befindlichen Rosengartens, war das neu erbaute Freibad eine Besonderheit und wurde gleich für ein Badeerlebnis genutzt. Zu Zeiten der DDR entstanden ja viele Bauten durch das Nationale Aufbau-Werk (NAW), so auch dieses Bad unter Mithilfe vieler Forster Bürger. Baubeginn war 1956 und im Juli 1959 wurde das Freibad eröffnet und als ‘Schwimmstadion der Freundschaft’ bezeichnet. Überliefert wurde, dass Bauarbeiter in weißer Zunftkleidung und mit Zylinder auf dem Kopf den Turm mit einem Sprung in das Wasser einweihten. 1961/62 war Olympiasiegerin im Turmspringen, Ingrid Krämer (Gulbin), hier zu Gast. Ich weiß nicht ob es stimmt, aber man sagte, für ihren Sprung soll das Wasser in Verbindung mit der Schwarzen Jule erwärmt worden sein. Seit der Sanierung des Bades ist es bis heute ein für Kinder und Eltern attraktives Ausflugsziel als Freizeitbad mit Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken, Sprungturm und anderen Angeboten. Springer vom 10-m-Turm schätze ich sehr mutig ein, denn in meinem Heimatort gab es eine Badeanstalt, wo der Turm nicht ganz so hoch war, wir Kindern aber auch da den Sprung nicht wagten. Einmal musste es aber sein, denn wir sonnten uns gern ganz oben, und das war fatal. Denn es kamen große Jungs, die springen wollten und schimpften, das sei kein Sonnendeck. Einen Abstieg haben sie uns verwehrt, und so sind wir vor Angst gesprungen. Es war mein einziger Sprung aus großer Höhe. Heute bewundere ich alle Springer, besonders die Kunstspringer.“Heinz Lüdecke hat das Bild motiviert: „Da bin ich doch wieder sehr gern mit meinem Beitrag dabei. ‘Kommste mit ins Schwimmbad heute?’ So oder so ähnlich waren die Absprachen zwischen uns Kindern oder dann auch Jugendlichen, wenn wir in das Freibad in Forst gehen wollten! Bei uns war es das Schwimmbad – am 6. Juli 1959 eröffnet, im NAW erbaut und für die damalige Kreisstadt Forst im Bezirk Cottbus eines der modernsten seiner Zeit. Mit einer 50-Meter-Bahn, einem Sprungbecken in dem man vom 10 Meterturm seinen Mut beweisen konnte, und einem Nichtschwimmerbecken. Neben dem Sprungturm gab es noch zwei Drei-Meter-Bretter und zwei Ein-Meter-Bretter. Der Turm hatte noch die Plattformen auf fünf und 7,5 Metern. Mit zwei Mark konnte man dort den ganzen Tag verbringen und mit Freunden echt Spaß haben. Das war der Eintritt, am Kiosk ‘ne Bockwust mit Brötchen, ‘ne rote Brause und ‘ne Packung Cottbusser Kekse. Der Bademeister hatte bei Verstößen der Badeordnung das Sagen. Mit ‘nem Eimer ausgestattet, durften wir Papier und Müll einsammeln. Wer das nicht machte, ‘flog raus’. Aber es gab da den Schwimmverein, sogar mal eine Wasserballsektion und Freunde, die sich dem Turmspringen zugewandt haben. So auch der Höhepunkt, als die Deutschen Meisterschaften im Turmspringen durchgeführt wurden. Ingrid Krämer war da und es wurde eigens für den Wettkampf eine Dampflok organisiert, vor Ort installiert und im offenen System das Wasser im Sprungbecken erwärmt. So konnte Ingrid ins warme Wasser springen.
Nach erforderlicher Rekonstruktion, Umbau und Erweiterung mit Edelstahlbecken, Rutsche, Wellnessbereich uvm. hat das Freibad in Forst einen großen Zuspruch gefunden, nicht nur in Forst und Umgebung, auch bei den Gästen, die aus unserem Nachbarland Polen, die das Idyll entdeckt haben. Ich aber denke immer noch ans Schwimmbad von damals, aber sage danke, danke an die alten Bademeister, Helfer, Grünlandpfleger und auch an die, die heute täglich ihre Kraft einsetzen, damit es uns gut geht – im Schwimmbad in Forst.“
„Das Foto ist das Schwimmbad in Forst. Von diesem 10-Meter-Turm bin ich vor 65 Jahren gesprungen“, schreibt H.-J. Lehmann.
Klaus Reiter vom Eschenweg aus Cottbus bemerkt: „Man könnte denken es ist Cottbus, aber es ist das alte Schwimmstadion der Freundschaft in Forst. Baustart war 1956. Viele Forster beteiligten sich. Ein tolles Bad. Im damaligen Cottbuser Freibad sah die Tribüne anders aus. Nach der Modernisierung entstanden in Forst ein Schwimm-, Sprung- und ein Spaßbecken mit Rutsche. Dazu gibt es noch zwei Planschbecken. Ein tolles Bad, wo wir auch öfter mit der DLRG trainieren waren.“
Marion Bahrke vom Museumsweg in Cottbus meint: „Diesmal brauchte ich nur einen Blick, und die Lösung A war klar. Als Forster Kind habe ich den Bau dieses damals modernen Schwimmbades verfolgt und herbeigesehnt. Ganz genau kann ich das Jahr der Fertigstellung nicht nennen, aber ich habe da mein Schwimmabzeichen abgelegt und hatte viele Jahre im Sommer auch Schwimmen im Unterricht in diesem Stadion. Ein ganz besonderes Erlebnis war, dass Ingrid Krämer, die DDR Top-Springerin und Olympiasiegerin im Turmspringen von 1964, von unserem 10 Meter hohen Turm sprang. Da war die ganze Familie dabei. – Viele weitere tolle Fotos mit Fragen wünscht die regelmäßige Leserin Marion Bahrke, und danke, dass wir den ‘Boten’ nun auch bei unserem Bäckerladen von Sven Michelko regelmäßig erhalten.“
Auch Jens Pumpa aus Cottbus weiß: „Wir sehen das Schwimmbad in Forst (Lausitz) um 1967. Das Forster Freibad wurde 1959 eröffnet. Das damalige ‘Schwimmstadion der Freundschaft’ wurde im NAW von vielen Forstern aufgebaut. Der Baubeginn war 1956.“
C. Schulz erzählt: „Ich bin in Forst geboren und habe dort von 1961 bis ‘71 meine glückliche Kindheit zugebracht. Das Schwimmbad wurde 1959 eröffnet, als meine Schwester geboren wurde. Sehr oft waren wir dort und haben uns ausgetobt. Ich habe dort schwimmen gelernt und mein Vater hat mir in seiner geliebten Dreiecksbadehose den Kopfsprung vom Startblock beigebracht. Später, mutig genug, ging es natürlich auch auf den Sprungturm. Drei Meter und fünf Meter waren immer dabei. Für die 7,5 Meter brauchte es viel Zeit und Überwindung, aber ich kann mich zumindest an dreimal erinnern. Auf den zehn Metern genoss man dann eher nur den Überblick. Ein Bademeisterturm links, nicht im Blick, überwachte alles. Rechte Ecke begann das Nichtschwimmerbecken. Dahinter gab es eine gepflegte Liegewiese. Nicht im Bild, ging es auf der rechten Seite, etwas tiefer gelegen, zu den Kleinkinderbecken mit Liegewiese. Ein sehr schönes rundes Becken, wovon es heute immer weniger gibt (Burg-Therme z.B.). Mein Vater hatte mir oft erzählt, wie er daran mit gebaut hatte. Heute bin ich über 60, wohne in Cottbus, und wenn ich mal in den Rosengarten fahre, sehe ich es mir immer wieder gern (auch wenn nur von außen) mit Stolz an.“
Frank Häder aus der Spremberger Straße in Forst führt genau Buch: Das Bild kam schon mehrfach (!) als Rätsel vor. Aber der Anlass legitimiert die Wiederholung: „Achja, am 6. Juli 2024 ist 65. Geburtstag.“ Richtig, kommenden Sonnabend also. Vielleicht ist es uns gelungen, auf das schöne Bad ganz nahe am Ostdeutschen Rosengarten aufmerksam zu machen. Unser Leser schreibt weiter: „Alle in unserer Familie durften dort kostenlos schwimmen lernen. Egal, ob in den ’70ern, ’80ern, oder ’90ern. Herzliche Grüße an den ehemaligen Bademeister, Herrn Spaarschuh. Wir können es immer noch.“
Der Bademeister freut sich hoffentlich, und sicher freuen sich auch viele Leser über die kurzweiligen Schwimmbad-Geschichten aus Cottbus und Forst. Es hatten übrigens mehr Leser auf Cottbus getippt als auf Forst, obwohl es in Cottbus das Stadion längst nicht mehr gibt. Gewonnen hat diesmal Carola Schulz aus Cottbus.
Weitere historische Beiträge aus der Niederlausitz finden Sie hier!
Schreibe einen Kommentar