Forst: Bäckerei Arthur Scholze im Jahr 1931/32

damals120310_foAls Wohnungen 13 Euro kosteten

Dr. Scholze aus Berlin schreibt: Dieses Haus ist 1911 von meiner Großmutter und meinem Großvater auf diesem Grundstück, das von einem Euloer Bauern verkauft wurde, gebaut worden. Es ist dort in der ­Parterre eine Bäckerei und ein Friseurladen eingerichtet worden. Diese Bäckerei gehörte meinen Großeltern und danach meinem Vater Arthur Scholze. Es waren in diesem Haus, das zweistöckig war, acht Mieter (immer Stube und Küche). Das Gehöft ging durch bis zur Pa-rallelstraße, etwa 60 Meter. Dies ist heute die Elsterstraße. Ich habe bis 1945 mit meinen Eltern dort gewohnt und mein Vater hat die Bäckerei betrieben. Er musste dann im Frühjahr 1944 zum Volkssturm und dieses Haus ist dann von den Soldaten der Roten Armee abgebrannt worden, weil es eines der höchsten Häuser in dieser Straße war. Die Ruine blieb erst einmal stehen und wurde in den folgenden Jahren von uns abgerissen. Heute gehört dieses Grundstück einem Herrn Döring. Der hat einen Holzbaubetrieb. Es blieben stehen das Stallgebäude, das auf dem Hof war, wo jeder Mieter einen Stall hatte und das Bäckereigebäude. Dieses ist auch mit abgebrannt. Mein Vater hat es wieder aufgebaut und hat die Bäckerei ab 1946 wieder betrieben. 1930 haben sich meine Großeltern im hinteren Teil des Gehöftes ein Haus gebaut, aus dem wir 1946 bis 1961 Brot und Brötchen und Kuchen verkauft haben. Das Bild ist 1931/32 entstanden. Da stehen im Hintergrund der alte Meister, Gustav Scholze und dann steht dann noch ein Geselle, der mit Vornamen Otto hieß und neben ihm noch ein Lehrling. 13 Mark kostete so eine Wohnung. In jedem Stock waren vier Mieter. Wasser war auf den Fluren. Dort wurde es geholt. Im Stallgebäude gab es ein Waschhaus. Jeder hatte auch eine Bodenkammer, wo die Wäsche getrocknet werden konnte.“
Rosemarie Golling schreibt: „Dieses Bild stammt aus der Cottbuser Straße. Das Haus ist 1945 ausgebrannt und wurde in den letzten Kriegstagen abgerissen. Jeden Nachmittag um vier konnte man sich das Forster Tageblatt abholen. Es wurde in der Stadt gedruckt und die Angestellte „Hanni“ ist mit dem Fahrrad in die Stadt gefahren und hat die Druckerzeugnisse abgeholt. Dieses Bild hat mich an meine Kindheit erinnert. Der Bäcker Scholze war jedem ein Begriff in Eulo. Die Aufnahme ist etwa Anfang der 30er Jahre gemacht worden. Gutes Brot und eine gediegene Auswahl an Kuchen und Semmeln sowie die wunderbaren „Küchchen“ erfreuten uns sehr. Der andere Laden war der Friseur Gottwald, vielen Euloern wurden dort Frisuren und Rasuren sehr preisgünstig angeboten.“
Horst Jäckel schreibt: „Als gebürtiger Euloer und bis zu meinem 28. Lebensjahr in Eulo Wohnender nehme ich an, dass es sich auf dem Foto um die ehemalige Bäckerei Arthur Scholze in Forst-Eulo, damals Forster Straße (danach Bromberger Straße) handelt. Dann ist der rechts stehende Herr mit Schürze der Geschäftsinhaber, Bäckermeister A. Scholze. Sein Sohn ist übrigens Dr. Wilfried Scholze, der Mitautor der ‘Geschichte der Stadt Forst/Lausitz’. Der zweite Autor war Dr. Richard Ihlo. Um in das Geschäft zu gelangen, musste man erst einige Treppen steigen. Oft verkaufte dort auch eine Frau Kunze. Alle Backwaren, ob Brot, Brötchen oder Kuchen, waren sehr schmackhaft und wurden von vielen Einwohnern gekauft. Gleichfalls konnte man dort das ‘Forster Tageblatt’erwerben. Ich musste auch öfter im Auftrag meiner Eltern dort einkaufen, da wir nur wenige Häuser davor wohnten. Es gab meistens ein Stückchen Kuchen zum kosten. Zu Weihnachten oder Feiertagen brachten die Einwohner von Eulo Blech- und Napfkuchen zum Backen direkt in die ‘Backstube’. Ich musste oft einen kleinen Handwagen ziehen, auf dem das Kuchenblech lag. Meine Mutter hielt es sorgsam fest. Im Handwagen standen häufig noch mehrere Napfkuchen. Der kurze Aufenthalt in der ‘Backstube’ sorgte schon für etwas Feiertagsstimmung. Zur ‘Backstube’ gelangte man durch ein großes Tor, welches sich links neben dem erkennbaren Friseurgeschäft befand oder über die Nebenstraße (heute Elsterstraße). Auch zum Friseurgeschäft musste man einige Treppen steigen. Der Inhaber des Friseurgeschäftes könnte Max Gottwald gewesen sein. Leider ist das gesamte Gebäude 1945 abgebrannt. Es war danach nur noch eine Ruine, die in späteren Jahren gänzlich beseitigt wurde.“
Dieter Nothnick schreibt: „Als alter Euloer 1930 in der unmittelbaren Nachbarschaft geboren und aufgewachsen, weiß man natürlich Bescheid. Hier steht der Bäckermeister Arthur Scholze am Treppenaufgang zu seinem Geschäft. Der linke Treppenaufgang am Rande des Bildes führte in den Friseurladen von Max Gottwald. Im Volksmund nannte man ihn ‘Schaber-Maxe’. Hier in der ehemaligen Forster Straße befanden sich zur damaligen Zeit auf etwa 100 Meter Straßenlänge drei Bäckereien. Es begann gegenüber dem jetzigen ‘Blue Inn’ mit der Bäckerei Schneider, danach Greve. Als nächste Bäckerei, direkt Nachbar meines Elternhauses, die Bäckerei von Paul Krüger, danach Werner sowie Klaus Kahle, als dritte die Bäckerei von Arthur Scholze. Im Zuge der Eingemeindung 1940 in die Stadt Forst wurden in Eulo viele Straßennamen geändert und auch die Nummern. Die Hausnummern verliefen jetzt in entgegen gesetzter Richtung. Aus unserer Nr. 6 wurde die 175. Die Straßennamen der Forster Straße wechselten im Verlauf der Jahre von Bromberger Straße, Stalin-Allee, Straße des Friedens bis zur jetzigen Cottbuser Straße. Durch die Kriegseinwirkungen der letzten Kriegstage wurde auch die Bäckerei Scholze in Mitleidenschaft gezogen, so dass im Ortsteil Eulo keine Bäckerei vorhanden ist.“
Herbert Gottschalk hat etwas andere Erinnerungen zu den Besitzverhältnissen der Bäckerei im Jahr 1911: „Das Bild ist eine Aufnahme zu Beginn des 20. Jahrhunderts und zeigt das Haus Metzer Straße 2 mit der Bäckerei Scholze. Die Metzer Straße und Fruchtstraße waren eine Arbeitergegend. Die Bäckerei Scholze war daher eine gut gehende Bäckerei. Am 3. Januar 1911 übernahm der Bäckermeister Max Merschank die Bäckerei. Die Bäckerei Merschank besteht heute noch in der 3. Generation und hat ihr Hauptgeschäft in Keune in der Triebeler Straße.“