Forst. Berliner Straße, 700-Jahrfeier, mit Konsum „Moderne Bekleidung“ 1965

damals110212_foOrangen gab es erst ab Nikolaus / Textilien, Möbel, Lebensmittel / Fotografie von der 700-Jahrfeier
Keine schwere Rätselaufgabe war unser letztes Rätselbild. Nur der Anlass des Umzuges war nicht für alle Ratefreunde auf Anhieb zu erkennen.
Am Telefon löste Horst Baltin auf: „Dieses Bild wurde am 27. Juli 1965 zur 700-Jahrfeier der Stadt Forst aufgenommen. Es ist der Festumzug. Dass es im Sommer war, sieht man daran, dass die Kinder leicht bekleidet sind. Das Bild wurde hinter der Post aufgenommen. Wenn man genau hinschaut, sieht man ein kleines Gebäude mit Giebel zur Straße. Dort war der Eisladen Gröger. Der war sehr beliebt in Forst. In dem Geschäft im Hintergrund konnte man Anzüge für Damen und Herren kaufen. Einige Jahre danach war dort ein Möbelladen eingerichtet, bevor dieses Haus Mitte der 70er-Jahre den Neubauten weichen musste. Jetzt ist es die Ladenstraße zum Berliner Platz. Hinter diesem Laden ‘Moderne Bekleidung’ war direkt an der Berliner Straße das ‘Tuchmacherstübl’. Das war ein beliebter Imbiss, man musste dort nicht lange warten. Er war immer gut besucht, da die Busse gleich dort gehalten haben.“
Ulrich Sonsalla schreibt: „In der ‘Modernen Bekleidung’ war mein Vater jahrelang Verkaufsstellenleiter für Damen- und Herrenoberbekleidung. Anfang der 1960er-Jahre zog die ‘Moderne Bekleidung’ in das neu gebaute Kaufhaus am Lindenplatz um. Das Foto könnte Mitte bis Ende der 50er-Jahre bei einer 1.?Mai-Demo aufgenommen worden sein. Später wurden dort Möbel verkauft, bevor es eine Lebensmittelverkaufsstelle wurde, etwa 1973.“
Thomas Methe tippt ebenfalls auf den Festumzug zur 700-Jahrfeier: „Der Umzug könnte in Richtung Berliner Platz ziehen. In diesem Bereich des Rätselbildes war früher das ‘Tuchmacherstübl’ sowie das Eiscafé Gröger. Auch das Postgebäude ist gleich in der Nähe. Geradezu das helle Gebäude mit der Aufschrift ‘Konsum – Moderne Bekleidung’ war früher mal ein Möbelgeschäft, später ein Geschäft mit Lebensmitteln. Das Gebäude steht heute nicht mehr, in dem Bereich sind heute Autoparkplätze und Wohnblöcke, in dem Quergebäude dahinter war mal die IKK drin.“
Renate Lehmann hat die Verkaufsstelle sofort wiedererkannt und erzählt am Telefon: „In diesem Objekt habe ich von 1975 bis 1992 als Verkaufstellenleiterin gearbeitet. Es war die Filiale ‘0106’ der Konsumgenossenschaft Forst-Guben. Wir waren rund 5 Mitarbeiter und zwei bis drei Lehrlinge. Das war zuerst eine Textilverkaufsstelle, danach Möbelgeschäft und nach dem Renovieren Lebensmittelverkaufsstelle. 1975 sind wir eingezogen. Die Verkaufsstelle nannte sich ‘Hinter der Post’, Leipziger Straße. Heute ist das Gebäude weggerissen und wird als Parkplatz genutzt. Damals war bekanntlicherweise kein Überfluss an Waren, alles lief mit einem Bestellsystem. Wenn es Orangen und Weihnachtsmänner gab, hatten wir die Order vom Rat des Kreises, die Waren erst ab Nikolaus zu verkaufen, und nicht mehr als ein Kilo Orangen wurde pro Kunde ausgegeben. Das war oft schwierig. Aber wir waren ein sehr gutes Kollektiv, haben sehr zusammengehalten. Ich erinnere mich sehr gern an diese Zeit zurück, obwohl das Objekt lange Zeit baulich nicht vollendet werden konnte. So fehlte beispielsweise lange das Geld für eine anständige Rampe für die Warenanlieferung. Aber ich hatte mich damals auch als Frau durchgesetzt.“